Es ist Freitagvormittag, unsere Kinder sind im Kindergarten, und ich nutze die Zeit für eine meiner üblichen Laufrunden. Die Sonne scheint und die Temperaturen sind ideal, nicht zu warm und nicht zu kalt. Um mich herum Wälder, Wiesen und Hügel. Hin und wieder werfe ich einen Blick aufs Handy, auf dem ich meine aktuelle Herzfrequenz einsehen kann: 140 Schläge pro Minute, Grundlagenausdauerbereich 1 – passt. Meine Atmung ist ruhig und gleichmäßig. Durch die Kopfhörer klingt Musik, die ich genau zum Takt meines Schritttempos ausgesucht habe. Draußen sein, Kopf abschalten und die Natur genießen!

Während ich so durch den Westerwald laufe, lässt mich der Beginn des nächsten Tracks aufhorchen: „Solang ich atmen kann, solang mein Herz noch schlägt, solang lobe ich dich. Mein ganzes Leben lang, solang mich deine Liebe trägt“ (Andreas Volz). Das erinnert mich an einen Psalm: „Ich will dem HERRN singen mein Leben lang, meinem Gott lobsingen, solange ich bin“ (Psalm 104,33). Gut möglich, dass das Lied sogar von diesem Psalm inspiriert wurde.

Der Psalm 104 ist voll von Bezügen zur Natur. Es geht unter anderem um den Wind, um Wasser, um Berge und Täler, um Quellen, die Bäche hervorbringen, um das Gras und Pflanzen auf dem Acker, um große gewaltige Bäume. Dann um die Sonne und den Mond, die den Rhythmus von Tag und Nacht vorgeben. Und es geht um Tiere, wie die Vögel mit ihrem Gesang, den Steinbock, die Löwen und noch vieles mehr.

Diese Beobachtungen sind aber noch nicht alles. Denn dem Dichter des Psalms ist klar, woher all diese wunderbaren Dinge kommen, die er sieht und schmeckt. Er ist überzeugt, dass all dies kein Produkt des Zufalls ist, sondern dass die Welt und der Mensch darin das Werk eines kreativen Gottes ist: „Wie zahlreich sind deine Werke, HERR, sie alle hast du mit Weisheit gemacht, die Erde ist voll von deinen Geschöpfen“ (Vers 24). Wenn ich mich hier draußen an diesem schönen Trainings-Vormittag so umschaue, kann ich diesem Gedanken nur zustimmen.

Welche Konsequenzen aber folgen aus den Beobachtungen über die Natur und Gottes Wirken? Es bewegt mich, wie der Psalmist reagiert: Er stimmt ein Loblied an, das niemals aufhören soll. „Ich will dem HERRN singen mein Leben lang, meinem Gott lobsingen, solange ich bin“ (Vers 33). Allerdings stelle ich fest, dass ich kein Songwriter wie Andreas Volz oder Dichter wie die Autoren der Psalmen bin. Doch ich weiß, dass es nicht auf mein musikalisches Talent ankommt, denn so oder so kann ich Gott anbeten und ihn loben. Hier und jetzt, ob mit Musik oder ohne.

Aber nur weil ich christliche Lieder singe, oder weil ich mit Lobpreismusik auf den Ohren durch Gottes wunderschöne Natur laufe, heißt das nicht, dass ich mit dem Herzen wirklich dabei bin. Doch genau darauf kommt es an: Wie im Ausdauersport ist auch im Glauben der Herzschlag entscheidend. Trainiere ich im Grundlagenausdauerbereich 1, darf mein Puls nicht über 150 Schläge pro Minute gehen, weshalb ich meine Herzfrequenz regelmäßig überprüfen und mein Tempo entsprechend anpassen muss.

Das erinnert mich daran, dass ich auch in meinem Leben mit Gott regelmäßig überprüfen soll, wie ich unterwegs bin, und zwar in dreierlei Hinsicht: a) Pflege ich die Beziehung zu meinem Schöpfer? b) Sind meine zwischenmenschlichen Beziehungen geklärt? c) Wie gehe ich im Moment mit mir selbst um? (Matthäus 22,37-39). Im Alltag kann das bedeuten, dass ich intensive Zeiten im Gespräch mit meinem Gott verbringe. Aber auch, dass ich mich darum kümmere, dass meine Familie etwas zu essen auf dem Tisch hat – und dass ich beim Laufen den Kopf freikriege. So wie gerade jetzt. Draußen unterwegs. Zum Lob Gottes.

Mirko Fritzlar

Klettertrainer im SRS SportPark und ehrenamtlicher Mitarbeiter bei SRSvolunteers

Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt in Birnbach

Er liebt das Tanzen und den Triathlon

Sein Motiv für die Sportmission ist es, durch Sport Kinder mit Jesus bekannt zu machen.

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