Eine eigenartige Predigt war das, vielleicht die schlechteste meines bisherigen Lebens. Ich hielt sie vor einigen Wochen. Was los war? Tja, das wüsste ich selbst gerne. Ich war nicht gut vorbereitet, übermüdet, abgelenkt, geriet ins Stocken, verlor den Faden, benutzte unpassende Formulierungen, die gar nicht im Konzept standen. Es sprang kein Funke zu den Hörern über usw. Auch wenn ich eine einzelne dankbare Rückmeldung bekommen hatte und auch wenn ich die Predigt wegen meines Urlaubs vielleicht nicht hätte annehmen sollen – meine Performance war einfach schlecht. Für mich eine neue Erfahrung, eine verzichtbare.

In Bezug auf Sport von schlechten Leistungen zu sprechen, das kennen wir. Das ist der absolute Normalfall. Nicht zuletzt als Trainer würde ich mich völlig disqualifizieren, wenn ich schlechte Leistungen hinnehmen, d.h. nicht ansprechen würde. Fehler zu analysieren, die zu schlechten Leistungen und Ergebnissen geführt haben, macht mir manchmal richtig Freude. Nicht um meine Athleten zu demütigen, sondern weil ich mit den schlechten Erfahrungen arbeiten kann, weil sich aus Misserfolgen im Idealfall ganz automatische Lerneffekte ergeben – und weil wir erinnert werden, woran wir arbeiten müssen.

Aber darf man von einer Predigt auch so reden, in einem sogenannten „geistlichen Dienst“? Warum eigentlich nicht? Natürlich. Muss man vielleicht sogar öfter! Selbst, wenn es stimmt (und es stimmt!), dass Gott nicht von meiner Performance abhängig ist, dass Er trotzdem reden kann, auch wenn ich mein Ansehen bei Ihm mit guten Leistungen nicht verbessern kann: Seine vollständige, unfassbare Hingabe für Menschen, die Er in der Menschwerdung von Jesus, in dessen Leben und Sterben, in seinem Auferwecktwerden und in seiner Erhöhung auf die Spitze treibt, sie weckt in mir den sehnlichen Wunsch, das Beste für Ihn und für Menschen zu versuchen.

Und wenn das einmal nicht gelingt, weil ich schlecht vorbereitet, unkonzentriert und vielleicht sogar überheblich an anstehende sportliche oder geistliche Herausforderungen rangehe, dann muss mich das unzufrieden machen. Dann muss ich mich in Frage stellen.

Es war die Geschichte von König Asa von Juda, die man in 2. Chronik 16,1-14 findet (und in 1. Könige 15,8-24), die mich nach dieser schlechten Predigt sehr angesprochen hat. Neben vielem Guten, was Asa bewirkte, tat er Dinge, die überhaupt nicht gut waren. Er traf falsche Entscheidungen, die ihm und dem von ihm regierten Gottesvolk vermeidbare Probleme einbrachten. In beiden Kapiteln lesen wir von mindestens drei solcher Situationen, in denen Asa vielleicht zu routiniert, selbstsicher, überheblich handelte und zu wenig mit Gott rechnete – in denen eben seine Performance nicht stimmte.

Erstaunt, erfüllt und unfassbar gefreut hat mich aber, dass sich an keiner Stelle Hinweise finden, dass Gott sich von Asa abgewandt hätte, oder Asa sich von Gott. In der Gesamtbilanz seines Lebens blieb er ein Mann Gottes, ein gesegneter, langjähriger und guter König mit einem ungeteilten Herzen! Gottes Wohlwollen stand über dem Leben dieses unvollkommenen Königs!

Wenn ich beginne, das für mich in Anspruch zu nehmen, stelle ich fest: Die Tatsache, dass Gottes Wohlwollen durch Jesus Christus über meinem Leben ein für allemal feststeht, motiviert mich bis zum Äußersten, mein Bestes zu versuchen. Und zwar im Sport, wie auch im „geistlichen Dienst“! Und wenn die eine oder andere schlechte Leistung (unausweichlich) kommen wird, darf sie mich hinterfragen, korrigieren und ärgern – mir aber niemals einreden, dass dies der eine Fehler zu viel gewesen ist.

Falk Winter
SRSakademie

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