Sicher ist dir dieser Spruch bekannt: „Niemand ist unnütz – er kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen“. Es ist ein grundlegender Irrtum zu meinen, man habe auf andere keinen Einfluss, indem man keinen Einfluss haben will. Wir werden immer Nachahmer unserer Lebenshaltung finden.

Als der damals 17jährige Boris Becker sich „unverschämt“ aufmachte, Wimbledon zu gewinnen, hatten wir vor dem Fernseher feuchte Hände und klopfende Herzen. Wie immer das Leben verlaufen ist – sein Beispiel hatte eine Riesenwirkung nicht nur in der daraufhin boomenden Tenniswelt.

„Niemand verachte dich wegen deiner Jugend; du aber sei den Gläubigen ein Vorbild im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben, in der Reinheit.“ 1. Timotheus 4, 12

In Fragen Vorbild könnte man jetzt denken: Brachte Paulus den Timotheus mit obigen Forderungen nicht gleichzeitig gewaltig unter Druck? Doch wer genau hinsieht, wird durch den einleitenden Satz auf die richtige Spur gebracht. Der junge Mitarbeiter soll einfach zu dem stehen, was er ist: Ein Christ unter Gottes Leitung, geliebt und „teuer erkauft“ durch den Tod Jesu Christi. Und unterwegs, das Evangelium weiterzusagen und Gemeinde zu bauen. Das Alter ist nicht entscheidend.

Die Kriterien, auf die du darum achten sollst, heißen reger Umgang mit dem Wort Gottes, das Umsetzen in die Praxis, einem von liebevoller Haltung geprägten Umgang mit Menschen, ein festes Vertrauen zu Gott und ein nicht provozierender Umgang mit dem eigenen und dem anderen Geschlecht. Es handelt sich also um die Dinge, die das geistliche Wachstum begleiten. Passt das nicht haargenau in die eingeschlagene Laufbahn? Aber gerade weil es auch Leute gibt, die es hier nicht so genau nehmen, sollen sie an Timotheus erkennen, wie viel Segen sie entbehren.

Aus diesem Gesichtswinkel heraus hat auch das Zeugnis von Jesus einen deutlichen Stellenwert. So sehr alle Menschen vor Gott gleich sind, so sehr ist ein bekannter Athlet mit seinen Glaubensaussagen vermehrt im Mittelpunkt des Interesses. „Wem viel gegeben ist, von dem wird viel gefordert.“ (Lukas 12,48) Wie sieht das dann aus? „Lasst Christus den Mittelpunkt eures Lebens sein. Seid immer dazu bereit, denen Rede und Antwort zu stehen, die euch nach der Begründung eures Glaubens fragen. Seid dabei freundlich, aber vergesst nicht, welche Verantwortung ihr dabei vor Gott habt.“ (1. Petrus 3,15.16a)

Vorbild doch eine Hypothek? Hier heißt es wohl, einfach in Dankbarkeit gegen Gott und Menschen seinen Weg gehen und nicht verschweigen, was dir Jesus bedeutet. Das ist die Verantwortung. Wenn dein Herr dich begleitet, werden die Dinge auch durch ihn eingefädelt und möglich – zu seiner Zeit. Von daher hat auch Timotheus den jungen Gemeinden gegenüber die „Vorbildfunktion“, dass er auf sein eigenes, gesundes geistliches Wachstum sieht. Daraus ergibt sich alles andere.

Helmfried Riecker

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