Wer kennt es nicht? Es gibt irgendwo ein Problem und wir beten. Bei kleinen Sachen ist es oft ein Stoßgebet wie etwa: „Bitte lass die Spülmaschine nicht kaputt sein.“ In größeren Schwierigkeiten nehmen wir uns dann mehr Zeit und bitten auch um Gebetsunterstützung bei Glaubensgeschwistern.

So war es auch in unserer Familie letztes Jahr. Meine Frau war in den ersten Wochen mit unserem zweiten Sohn schwanger, als die Probleme anfingen und nicht aufhörten. Wir mussten immer wieder zum Arzt, oft ins Krankenhaus, und die werdende Mutter sollte sich nicht anstrengen. Immer die Gefahr vor Augen, das Ungeborene zu verlieren. Wir beteten, unsere Familie, Freunde und Kollegen – natürlich, dass alles gut wird.

Aber es kam nicht so, wie wir es uns von Gott wünschten. Die Schwangerschaft war bis zur Geburt ein großer Kampf, die Familie oft getrennt und alle am Ende der eigenen Kräfte. „Was ist das nur für ein Gott?“ dachte ich mir oft. So viele bitten ihn um etwas Gutes und er tut nichts. Jetzt war auch meine Beziehung zu Gott in Gefahr.

„´Weil ihr nicht wirklich glaubt`, antwortete Jesus. ´Ich versichere euch: Wenn euer Glaube nur so groß ist wie ein Senfkorn, könnt ihr zu diesem Berg sagen: ›Rücke von hier nach dort!‹ und es wird geschehen. Nichts wird euch dann unmöglich sein!`“ Matthäus 17,21

Eines Tages besuchte ich wieder meine Frau im Krankenhaus: Babysitter war organisiert, Videokonferenz für die Arbeit mal wieder im Auto und nur die Hälfte mitbekommen. Frau total aufgelöst, brauchte Ermutigung, was gibt’s von zu Hause zu berichten? Der 4-Jährige vermisst Mama weiterhin. Plötzlich sage ich zu meiner Frau: „Ich höre jetzt auf, dafür zu beten! Ich kann die Enttäuschungen nicht mehr ertragen und will nicht Gott dafür die Schuld geben.“

In solchen Situationen stellt sich die Frage: Was steht hinter meinem Beten? Ich hatte nach zwei falschen Annahmen meine Gebete ausgerichtet:

Falscher Glaubensansatz 1: Wir denken, Gott kennt unsere Herausforderung nicht und wir müssen ihm erklären, wie unsere Lage ist. Die Wahrheit steht aber in der Jahreslosung: „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1.Mose 16,13).

Falscher Glaubensansatz 2: Wenn ich Gott ganz oft sage, was die Lösung ist und ihn darum bitte, wird er diese akzeptieren und umsetzen. Gott lässt sich von mir überreden. Dass dies nicht der richtige Ansatz ist, um mit Gott zu verhandeln, musste schon Hiob erkennen. Gott fragte: „Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sag mir’s, wenn du so klug bist!“ (Hiob 38,4). Die Wahrheit ist: Gott ist souverän in allem.

Wir haben dann angefangen Gott zu fragen, was er uns zeigen möchte. Und wenn er uns durch die Situationen schickt. Und wie wir für ihn Licht und Salz sein können. Denn wir waren darauf angewiesen, dass wir Kraft von ihm bekamen, die Herausforderungen anzunehmen und ihm treu zu dienen.

„Was ihr mich also in meinem Namen bitten werdet, das werde ich tun.“ Johannes 14,14

Der Vers aus Johannes 14 zeigte uns, dass Gebet vor allem dafür da ist, um in der Gemeinschaft mit Gott seine Perspektive zu bekommen. Deshalb ist mein erstes Gebet nun immer: „Was ist dein Wille, Herr?“ Am Tag vor einem MTB-Rennen fragten mich zwei Glaubensgeschwister, wofür sie beten könnten. Ich zögerte und antwortete, dass ich es nicht genau wüsste. „Aber dafür könnt ihr gerne beten.“ Zum Glück hatte ich nichts zum Wetter oder Stürzen gesagt, denn das hat beides nicht so geklappt, wie ich mir das wünschte.

Micha Stücher

Leiter SRSsportarten

Print Friendly, PDF & Email