Jedes Jahr am ersten Sonntag im November findet der teilnehmerreichste Marathon der Welt statt. Bis zu 53.000 Athleten sind mit am Start, wenn beim New-York-City-Marathon der Schuss fällt und der Lauf durch die fünf Bezirke der Metropole New York Citys beginnt, bis er nach 26,2 Meilen (42,2km) im „Big Appel“, einem Park in Manhatten, endet.

Auch im November 2015 war es wieder so weit gewesen. Der Italiener Gianclaudio P. Marengo hatte sich seit Monaten auf diesen Lauf vorbereitet. In Italien war er Patient in San Patrignano, einem Drogen- Rehabilitationszentrum. Nach Jahren der Drogenabhängigkeit hatte er dort die Möglichkeit, seine Sucht zu therapieren. Die Teilnahme am New-York-City-Marathon diente einer Rehabilitationsmaßnahme. Mit sechs weiteren Italienern startete er um 9.50 Uhr Ortszeit den Lauf.

Während des Laufes war er immer weiter hinter sein Team zurückgefallen. Irgendwann verlor man sich aus den Augen. Und irgendwie verlor Marengo auch noch seinen Stadtplan und seine Karte für das Hotel. Alles, was ihm in irgendeiner Form Sicherheit gab, war weg. Trotzdem schaffte er die 42,2 km und kam letztlich im Big Apple ins Ziel. Nur war keiner seiner italienischen Mitläufer mehr zu sehen. Der englischen Sprache nicht mächtig und jetzt auch noch ohne Stadtplan, fand sich Marengo nicht mehr zurecht. Von der Stadt New York mit ihren Wolkenkratzern und Avenues verschluckt, übernachtete er zunächst in einem Park, bevor er anderntags versuchte, mit der U-Bahn zum Flughafen zu gelangen. Dort angekommen, wurde er jedoch des Flughafens verwiesen, da er immer noch in seiner Laufkleidung unterwegs war und wie ein Obdachloser rüberkam. Daraufhin fuhr er einfach mit der U-Bahn durch die Stadt, ohne Plan und Ziel.

48 Stunden nach dem Start des Marathons hatte Marengo zwar das geglaubte Ziel erreicht, doch anstatt dort in Gemeinschaft mit seinen Kollegen und seinem Anleiter zu sein, hatte er alle Sicherheit und Geborgenheit verloren. In den Nachrichten wurde schon von dem verlorenen Läufer berichtet. Auch Man Yem, ein Polizist, hört von diesem Fall. Als er gerade in der U-Bahn saß und einen Artikel darüber las, schaute er auf und sah Marengo vor sich sitzen. Er nahm ihn in seine Obhut, kauft ihm einen Kaffee und einen Donut und brachte ihn in einem Krankenhaus in Sicherheit. Später wurde er seinem Anleiter übergeben und zwei Tage später saß er wieder im Flugzeug zurück nach Italien.

Verloren im Treiben der Stadt, verloren im Treiben des Alltags. Alleine, orientierungslos, ohne einen Plan in der Tasche: Manchmal geht es uns doch genau so. Überall Menschen, aber niemand, der mir helfen kann. Immer auf der Suche, ohne zu wissen, wo man überhaupt anfangen soll zu suchen.

Wir wähnen uns auf dem richtigen Weg und finden wir uns Schluss endlich in solchen Situationen wieder. Eigentlich scheint alles ganz gut zu funktionieren: Wir laufen und laufen, merken dabei aber gar nicht, dass wir unsere „Stadtkarte“ und damit unsere Orientierung verlieren. Wir reden uns ein, nur noch ein paar Kilometer, ein paar Meter, dann haben wir es geschafft. Doch wo sind die Weggefährten? Wo ist Sicherheit? Die Ziele wurden erreicht und trotzdem bleibt in mir eine Leere. Was bringt es also, meine Ziele zu erreichen, aber alles andere Wichtige zu verlieren?

In genau solchen Momenten des Umherirrens sind wir auf Hilfe von außen angewiesen. Wenn wir es mit unseren eigenen Mitteln nicht mehr schaffen, wirkliche Orientierung in unserem alltäglichen „New York“ zu bekommen, genau dann müssen wir darauf vertrauen, dass es jemanden gibt, der uns wieder einsammelt und zu den anderen bringt.

In Lukas 15 findet sich das Gleichnis vom verlorenen Schaf. Jesus spricht von einem Hirten, der hundert Schafe besitzt. Dabei geht ihm eines verloren. Für Jesus ist es absolut klar, der Hirte geht dem verlorenen Schaf so lange nach, bis er es gefunden hat.

„Und wenn er es gefunden hat, trägt er es voller Freude auf seinen Schultern nach Hause.“ Lukas 15,5

Auch wenn du vielleicht gerade durch harte Zeiten gehst und nicht weißt, wo dir der Kopf steht, du an dir und Gott zweifelst – du wirst gesucht! Gott ist schon auf dem Weg, er will und wird dich finden! Und in Gemeinschaft mit dir treten und dabei brauchbare Orientierung schenken. Lass dich suchen. Vertraue darauf, er wird dich auch finden!

David Haubner

SRSvolunteers (BFD’ler)

Er ist ledig und wohnt aktuell in Altenkirchen.

Seine Sportarten sind Turnen, Fußball und Kickboxen

Sein Motiv für (Sport)mission lautet: Es sollte für mein Leben auf dieser Welt nichts Wichtigeres geben, als anderen Menschen von Jesus zu erzählen.

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