„Wie viele Trainer hast du schon gehabt? An welcher Stelle komme ich nun in dein Sportlerleben?“ Diese Frage habe ich im letzten Jahr häufig meinen neuen Sportlern gestellt und fand mich anhand der Antworten zwischen „Nr. 2“ und „Nr. 12“ wieder.

Wie vielen meiner Trainerkollegen ist es auch mir ein Anliegen, im Leben meiner Sportler wertvolle Spuren zu hinterlassen, sie menschlich und sportlich weiterzubringen, ihnen zum Erfolg zu helfen. Wie leicht ist die Trainerehre gekränkt, wenn der Sportler gleichzeitig noch bei Kollegen trainiert und mein Training nur für einen bestimmten Teilaspekt des Trainings gebucht wird.

Noch schlimmer ist es, wenn der Sportler dann komplett zu einem anderen Trainerkollegen wechselt. Wie leicht kommt jetzt die Frage nach der eigenen Bedeutung, nach dem Einfluss, den man gerne auf seine Sportler hat. Und wie nahe liegt es, die eigene Bedeutung durch abwertende Äußerungen über Kollegen hervorzuheben.

Der Apostel Paulus kennt diese Herausforderung aus seiner Arbeit mit der Gemeinde in Korinth. Dort entwickelten sich Fangruppen einzelner Führungspersonen der Gemeinde. Es gab die Apollos-Fangruppe, die Petrus- und Paulus-Fangruppe. Als Gründer der Gemeinde, hätte Paulus hier allen Grund gehabt, gekränkt zu sein und an seiner Bedeutung zu zweifeln.

Stattdessen aber rückt er den Focus auf das Wesentliche: es geht bei der Arbeit in der Gemeinde um ein höheres Ziel! Gott ist derjenige, der das Wachstum und den (Glaubens-)Fortschritt schenkt. Gleichzeitig weist er jedem Mitarbeiter seinen Platz und seine Bedeutung zu:

„Nun, was ist denn Apollos? Und was ist Paulus? Gottes Helfer sind sie, durch die ihr zum Glauben gekommen seid. Jeder von uns beiden hat von Gott seine besondere Aufgabe bekommen. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat es wachsen lassen. Es zählt also nicht, wer pflanzt oder wer begießt; es kommt alles auf Gott an, der es wachsen lässt. Wir beide arbeiten an demselben Werk: der, der pflanzt, und der, der begießt; doch wir Gott jeden nach seinem persönlichen Einsatz belohnen.“ (1. Brief des Paulus an die Korinther, Kapitel 3, Verse 5-8).

So ist es doch auch in unserer Trainertätigkeit: es geht doch um das höhere Ziel, unseren Sport und einzelne Sportler weiterzuentwickeln und nicht um unsere Person und unser Ansehen. Jeder Trainer hat seine Gaben und Fähigkeiten, die einem Sportler für eine bestimmte Zeit weiterhelfen können. Dann mag der Zeitpunkt kommen, dass ein Kollege mit seinen Gaben dem Sportler besser weiterhelfen kann, als ich.

Wie kann ich dann meine Bedeutung finden? Indem ich meine Trainermotivation und -tätigkeit darauf überprüfe, ob sie im Dienst des höchstmöglichen Zieles steht: Menschen zum Glauben an den dreieinen Gott zu führen und darin zu stärken. Wer diesen Auftrag zum Lob Gottes in rechter Demut und Dankbarkeit treu ausführt, dessen Einsatz wird belohnt werden.

Christoph Müller

SRS Trainerforum

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