Über zwei Monate musste die Fußballwelt in Deutschland auf diesen Moment warten: Am Mittwoch präsentierte Bundestrainer Joachim Löw seine WM-Analyse. Jeder wollte unbedingt wissen, was der Chef zum katastrophalen Ausscheiden bei der WM zu sagen hat. Dass wir in der Vorrunde rausgeflogen sind, ist einmalig. Woran hat es gelegen? Nun endlich trat der Coach in die Öffentlichkeit.

„Mein allergrößter Fehler war, dass ich geglaubt habe, dass wir mit unserem dominanten Stil mit viel Ballbesitz durch die Vorrunde kommen“, sagte er dann auf der Pressekonferenz in München. Sachlich, ruhig, konzentriert kamen seine Äußerungen herüber. Er wirkte souverän, ehrlich aber auch selbstkritisch. Löw richtete den Blick nach vorn. Aber seine Ausführungen werden mit Sicherheit für neuen Gesprächsstoff sorgen, denn alle Fragen wurden nicht beantwortet. Sind die personellen Änderungen richtig? Kommt Fußballdeutschland wieder ganz nach oben? Oder sind wir gar nicht so weit weg?

Analyse und Auswertungen passieren aber nicht nur nach einer verpatzten WM. Sie geschehen überall: in der Politik, in der Wirtschaft, in der Gesellschaft, und sie sind auch im ganz persönlichen Leben zu finden. Wir denken über unser Leben nach, nehmen uns raus. Wir überlegen, was ist geschehen, und was ist jetzt zu tun?

Dazu finden wir eine super Geschichte in der Bibel. Ein junger Mann hat es satt. Er will raus. Er will etwas erleben. Er will sein Ding machen. Dazu braucht er aber Geld. Und das hat er nicht, sein Vater schon. Der ist reich, aber erst nach dem Tod des Vaters käme der Sohn an die Kohle ran. Der Sohn trifft eine seltsame Entscheidung. Noch zu Lebzeiten des Vaters fordert er seinen Anteil. Der Vater gibt dem Sohn, was ihm zusteht. Dieser überlegt nicht lange, nimmt alles an sich und zieht los. Sein Leben besteht fortan nur noch aus Party, saufen und feiern. Aber das geht nicht lange gut. Der große Absturz kommt bald. Der junge Mann landet in der untersten Liga und muss als Schweinehirt arbeiten.

Hier kommt er zum Nachdenken, zur Analyse. Wir lesen diese in Lukas 15, 18 und 19. Das sind klare Worte. Er sieht ein, die Schuld liegt bei mir. Meine Stellung als Sohn habe ich verloren. Mir bleibt maximal die letzte Stufe im Personal: Tagelöhner. Mit dieser Entscheidung geht der Sohn zurück zum Vater. Das Ergebnis lesen wir in Lukas 15, 20-24. Der Vater nimmt den Sohn wieder auf und schmeißt für ihn sogar eine große Willkommensfeier.

Was können wir nun aus dieser Geschichte für unser Leben mitnehmen? Wir werden immer neue Wege bestreiten müssen. Dazu ist eine Analyse der bisherigen Situation erforderlich. Wie bei der WM ist eine Aufarbeitung wichtig. Das Ergebnis in Russland war nicht überragend. Deshalb waren die ehrliche und sachliche Auswertung Löws nötig.

Wie der Bundestrainer und die Nationalmannschaft, hatte sich auch der junge Mann aus der Geschichte total verrannt. Erst seine eigene Analyse hat ihm die Möglichkeit eröffnet, neu zu starten. Der Vater nahm ihn wieder auf. Mit diesen Gedanken darf ich dich heute erreichen: Der Vater nimmt dich zurück, wenn du es willst. Er kommt dir entgegen, die letzten schweren Schritte nimmt er dir ab und geht mit dir gemeinsam.

Michael Zimmermann
Bereich SRSgemeinde

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