Es war keine einfache Saison für unsere Handball-Frauenmannschaft. Viele Verletzte, eine starke Spielerin durch Umzug verloren, kaum Möglichkeiten gut zu trainieren, alles ganz schön schwierig. Jetzt ging im Transferfenster mitten in der Saison noch eine Leistungsträgerin zu einem direkten Konkurrenten. Die Stimmung ist am Tiefpunkt, irgendwo zwischen Hoffnungslosigkeit und Frustration.

Am letzten Samstag dann bei der Meisterschaft das Achtelfinale gegen jene Spitzenmannschaft, zu der unsere Spielerin gewechselt ist. Irgendwie schaffen es die Mädels, sich gut zu motivieren und machen ein tolles Spiel. Kurz vor der Halbzeit nur zwei Tore Rückstand. Unglückliche Entscheidungen der Schiedsrichter und plötzlich vier Tore hinten. Aber die Mannschaft gibt nicht auf, kämpft, wächst über sich hinaus und bleibt dran. „Wir“ spielen so gut wie seit Wochen nicht mehr, bis uns kurz vor Schluss die Kraft ausgeht und wir 21:17 verlieren. Schlusspfiff – alles aus.

Tränen, Erschöpfung und die Welt geht unter. Versuche des Tröstens und der Ermutigung gehen ins Leere. „Das war doch viel besser als man erwarten konnte, ihr habt heldenhaft gekämpft!“ Keiner hört es. Stattdessen Resignation. „Wir können auch gleich aufhören.“ Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll. – Wie kann es sein, dass keine Spielerin dies wie einen Sieg werten kann?

Während ich noch überlege, kommt plötzlich ein Gedanke: Wie ist dieses Jahr 2017 für mich persönlich gelaufen? Habe ich meine eigenen Erwartungen an mich erfüllt? Habe ich mein Potenzial ausgeschöpft? Habe ich den gottgeschenkten Unterschied gemacht in meinen beruflichen Aufgaben und in meiner Familie? Und woran kann ich das messen? Meine Sensoren sollen doch richtig gepolt sein.

Im Management gibt es den Begriff der “Key Performance Indicators”. Kann ich mir diese selber setzen und bei mir einfach so anwenden – als Ehemann, Vater, Kollege und Trainer, der Jesus nachfolgt und sein Reich mitbauen will? Es ist wichtig, den richtigen Maßstab anzulegen. Geht es mir wie den Spielerinnen unserer Mannschaft, dass ich im Meer der Erwartungen und meiner Wünsche die Perspektive verliere? Wie kann ich unverzagt mein Bestes geben und meine Leistung bringen – ohne nach falschen Dingen zu jagen oder mich von falschen Maßstäben irreleiten zu lassen?

Dann fällt mir der Taufspruch meines Bruders ein: Micha 6,8:

„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert,
nämlich Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“

Nochmal lasse ich mein 2017 Revue passieren – im Licht des Maßstabs, der mir hier klar vorgezeigt ist. Ich erkenne, dass ich oft aufgeben wollte, weil ich mich falsch orientiert hatte oder stolz auf Erreichtes war, obwohl ich total am Ziel vorbeigeschossen hatte. Fehler können passieren, schlechte Gewohnheiten müssen aufhören.

Anstatt mich im Chaos selbst zurechtfinden zu wollen, kann ich mich an Jesus, meinem Herrn, orientieren. Ich muss nicht alles verstehen, vorhersehen und richtig einschätzen können. Nachfolge bedeutet an seiner Hand bleiben und weitergehen.

* Ich kann Gottes Wort halten
* Liebe üben, ganz praktisch
* Und demütig sein vor meinem Gott.

Wer weiß, was als nächstes kommt? Für 2018 nehme ich mir nichts im Einzelnen vor, sondern versuche mich darin zu üben, den richtigen Maßstab anzulegen. In der Nachfolge werde ich mich kaum verirren. Und ob es sich bei dem, was dann passiert, um Siege oder Niederlagen handelt, beurteilt der Meister allein.

Leiter Internationale Projekte

Wir wünschen allen unseren Lesern eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit. Und mit Heiligabend die Freude über die Geburt Jesu Christi – den Beginn, dass auch wir unser Leben auf ein ganz neues Fundament aufbauen durften.

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