Wie kommt es, dass uns das Phänomen Menschenfurcht immer wieder unterkommt? Starke (auch „geistliche“) Persönlichkeiten, „die nie etwas falsch machen“, verbreiten „Furcht und Schrecken“. Starke Charaktere lassen leider manchmal in entscheidenden Lebensphasen das „Fleisch“ (die in die Nachfolge mitgebrachte „alte“ Wesensart) regieren und ihre Emotionen an ihrer Umwelt aus. Andere stellen ihren Gerechtigkeitssinn, ihre Auffassung von Ordnung und Pflichterfüllung vor die Liebe, die doch als „die Größte“ regieren sollte. Ganz zu schweigen von Phasen echter Verfolgung durch Staat und Religion.

„So können auch wir getrost sagen: Der Herr ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten; was kann mir ein Mensch tun?“ Hebräer 13,6

Der Schreiber des Hebräerbriefs weiß, dass das nicht immer leicht ist. Deshalb spricht er uns Mut zu. „Ich will mich nicht fürchten“ heißt: Ich brauche mich nicht zu fürchten. Auch wenn ich weiß, dass auf die Angst von heute, wenn ich sie überwunden habe, die Angst von morgen folgen möchte. Die Antwort auf die Frage: „Was kann mir ein Mensch tun?“, lautet: Nichts, was Gott nicht zulässt. Zwei Verse vorher wird Josua zitiert: „Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen.“ (Hebräer 13, 5b) Deshalb brauchen wir uns nicht zu fürchten, auch nicht vor anderen Menschen!

Dass Menschen keine Macht über dich haben, gibt dir deinerseits aber nicht das Recht, ihren Rat zu missachten, wo er angebracht ist. In der Mannschaftsbesprechung solltest du ein aufmerksamer Zuhörer sein und Anweisungen des Trainers befolgen. Wo es darum geht, andere Sportkameraden zu fördern, solltest du immer als Erster dabei sein.

Dann wird es immer Leute geben, die etwas von dir wollen. Vielleicht möchten sie von deiner Bekanntheit profitieren, vielleicht suchen sie finanzielle Vorteile. Was sie zu Recht beanspruchen, bist du ihnen schuldig. Ansonsten aber bist du zuallererst niemandem verpflichtet als Jesus Christus, deinem Herrn. Hier werden sich wahre Freunde und Mitläufer schnell scheiden.

Ist nun alles gesagt? Nein. Menschen, die dir „dumm kommen“ sind immer noch Geschöpfe Gottes, die das Erlösungswerk durch Jesus genauso bedürfen wie du selbst. Wenn du für sie öfter betest, wirst du in dir eine Anteilnahme, ja Herzenswärme und Mitleid im Sinne von mitleiden entdecken, die dir bisher solchen Personen gegenüber fremd war. Auch hier ist „der Herr mein Helfer“.

Helmfried Riecker

Print Friendly, PDF & Email