In der letzten Woche wurde in meiner Gemeinde ein besonderes Highlight für Kinder veranstaltet. Mit 45.000 Holzbausteinen haben wir zum Teil erstaunliche Bauwerke errichtet. Ein ganz besonderes Erlebnis hatte ich direkt am ersten Tag. Ich war mit einigen Kindern dabei, den Jerusalemer Tempel nachzubauen, neben einem großen Turm das Hauptprojekt dieser Bautage. Wir waren schon recht weit gekommen, als ein Kind versehentlich das Modell des Tempels fallen ließ und dadurch eine komplette Mauer zum Einstürzen brachte. Das Kind sah mich mit angsterfüllten Augen an. Der Junge hatte wohl erwartet, jetzt eine richtige Abreibung von mir zu bekommen.

Dieses ängstliche Gesicht hat mich begleitet. Was lässt diese Angst für Rückschlüsse auf das Elternhaus des Jungen zu? Aber dieses ängstliche Gesicht ist auch ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Einer Leistungsgesellschaft, in der der Einzelne nur dann etwas zählt, wenn er erfolgreich ist. Der Misserfolg dagegen wird gnadenlos verurteilt.

Ich habe den Jungen nicht angeschrien. Sondern ihn angelächelt und gesagt, dass das nicht so schlimm ist: „Wir bekommen das schon wieder hin.“ Zu meiner großen Freude haben die anderen Kinder auch ganz gelassen reagiert. Und wir haben gemeinsam den Schaden behoben. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, warum Jesus seinen Jüngern gesagt hat, dass sie wie die Kinder werden sollen.

Wie schnell sind wir dabei Menschen zu verurteilen, sie zu richten und fertig zu machen. Wie oft erlebt man das auch als Sportler? In den Medien, von den Fans oder auch von Mannschaftskameraden wird man fertiggemacht, wenn man versagt hat. Aber ich möchte nicht nur auf andere zeigen. Ich schließe mich da auch mit ein.

Der Sport ist voll von Emotionen, man fiebert einfach mit und wenn dann Erwartungen nicht erfüllt werden, dann ist man schnell enttäuscht. Wie leicht passiert es dann, dass die Emotionen mit einem durchgehen. Da ist man dann vielleicht auch schnell dabei und sagt oder tut etwas, etwas, was einem hinterher leid tut. Gerade wir als Christen müssen an dieser Stelle einen Unterschied ausmachen. Paulus schreibt in seinem Brief an die Gemeinde in Rom:

„Übertrefft euch gegenseitig an Wertschätzung.“ Römer 12, 10b

Wir sollen also untereinander darin wetteifern, einen liebevollen Umgang miteinander zu haben. Ich möchte dir Mut machen, das was Paulus hier schreibt, in deinem Leben umzusetzen. Gerade dann, wenn es schwer ist, können wir uns an diesen Vers erinnern. In den meisten Fällen bemühen wir uns das zu beherzigen. Aber dann, wenn die Enttäuschung besonders schwer wiegt, fällt es uns oft schwer, das zu leben.

Sicher ist: Niemand ärgert sich mehr über das Scheitern als der Sportler, der gescheitert ist. Was ist das für ein großartiges Zeugnis, wenn du diesem Menschen in diesem Moment begegnen kannst und ein tröstendes Wort für ihn hast. Wenn du zu ihm stehst und ihn nicht verurteilst, so wie es die anderen um ihn herum machen. Das ist gelebte Liebe, wie Jesus sie uns vorgelebt hat.

Jemand hat einmal gesagt: Einen guten Sportler erkennt man an seinen Siegen, aber einen großen Sportler erkennt man in seiner Niederlage. Erkennt man dich nur an deinen Siegen, oder erkennt man dich auch an deinem Verhalten in der Niederlage?

Stefan Rapp

Bereich SRSgemeinde

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