„Wer eine Reise macht, der kann was erzählen!“ – Wer kennt diesen Satz nicht?

Doch wer schon einmal einen Messeeinsatz für SRS hatte, der kann eigentlich gleich ein Buch schreiben!

So viel erlebt man, durchlebt man, überlebt man…

Das ganze fing schon wieder gut an! Als ich mich am 27. Februar gerade ins Auto gesetzt hatte um in Richtung Bodensee zu starten, wurde mir klar: Der Teufel ist schon vor mir aufgestanden. Und er legte sich echt ins Zeug. Zunächst fiel mein Navi aus. Total! Also musste ich mich von meinem entschieden weniger komfortablen Smartphone navigieren lassen. Nach Friedrichshafen kein Problem, aber ich musste ja noch den Messestand abholen. Und da war ich dann doch auf ein Navi angewiesen. Kaum auf der Autobahn: Vollsperrung nach Unfall. Also mit „Aushilfsnavi“ eine alternative Strecke suchen. Im Sauerland Eisregen, Starkregen, Aquaplaning.

Auf abenteuerlichen Wegen das letzte Stück zur Adresse, an der ich den Stand abholen sollte. „Aushilfsnavi“ und ich sprechen nicht die gleiche Sprache!!! Auf weiteren Autobahnen Stau, Stopp-and-Go, Umleitung, Stopp-and-Go, Starkregen, Nieselregen, Graupelschauer, ….  Nach über zehnstündiger Fahrt kam ich an. Ich hatte später noch im Bett die Scheibenwischer vor Augen. Aber ich war da. Gesund, glücklich, immerhin noch rechtzeitig und es war wie ein Nach-Hause-kommen, denn ich wurde liebevoll begrüßt von Menschen, die mir am Herzen liegen, konnte mich an einen gedeckten Tisch setzen, bzw. in diesem Fall stellen, und freute mich auf das Bett in der nun schon wohlbekannten Foyer-Gemeinde.

Am nächsten Tag war schon alles etwas anders als in den Jahren zuvor, denn wir hatten ein neues „Zugpferd“ am Stand. Die lieben Eglis, Doris und Peter von der Curly-Ranch, haben in diesem Jahr zum ersten Mal den Showteil übernommen. Recht kurzfristig mussten sie eine Show zusammen-bauen und einüben. Aber Gott wusste das schon länger und er hatte für alles gesorgt! Die Show wurde ein toller Erfolg und Publikumsmagnet.

Ein ganz anderer Publikumsmagnet waren die „Pferdeplätzchen“, die Eglis Freundin Rägi gebacken hatte. Wobei der eigentliche „Hit“ am Stand genau eben diese Rägi war. Eine Frau, die man ins Herz schließen muss! Und der man zuhören muss. Denn wenn diese Frau anfängt zu reden, dann kann einem der Mund schon mal „offen stehen bleiben“. So viel Herz, so viel erlebtes Leben, so viel Krankheit, so viel Hoffnung, so viel Glaubensgewissheit, so viel Dank, so viel Mut… Schon für fünf Minuten mit ihr vor dem Herrn hätte ich die lange Fahrt gemacht. Sie war für den Stand ein Geschenk und genauso für jeden, der sie kennen lernen durfte.

Die Messe war gut besucht, obwohl ja die ersten Corona-Fälle in der Region bekannt waren. Und zumindest an den überall installierten Desinfektionsbehältern für die Hände sah man schon zu dem Zeitpunkt, dass sich etwas ändern würde. Aber so ganz klar war es uns wohl allen noch nicht.

Abends und zum Frühstück waren wir nur ein kleiner Kreis in den Gemeinderäumen, denn Eglis, Rägi und andere Helfer fuhren jeden Abend heim. Das war verständlich, aber wir alle hätten uns gerne mehr Gemeinschaft fern ab vom Messetrubel gewünscht.

Am Stand und in den Hallen konnten wir mit Messebesuchern und mit anderen Ausstellern einige Gespräche führen. Was daraus wird, das weiß Gott allein. Aber jeder von uns am Stand hat wohl den einen oder anderen Gesprächspartner gehabt, den er noch eine Zeit im Gebet begleitet.

Auch der Standabbau am Sonntag ging schnell und reibungslos von statten. Lediglich ich hatte eine Schrecksekunde als ich mit meinem Wagen zum Einladen in die Messehalle fuhr. Dort kam mir nämlich im wahrsten Sinne des Wortes ein Pferd über den roten Teppich entgegengaloppiert. Es hatte definitiv genug von der Messe. Gott sei Dank entschied es sich kurz vor meinem Auto noch für eine Seite, auf der es um den Wagen herum ging. Und hinter mir standen schon einige Pferdemenschen, die den Ausreißer in Empfang nahmen.

Danach war ich die einzige, die noch eine Nacht in der Gemeinde schlafen würde. Dort angekommen ließ ich ganz in Ruhe die Messe und die von mir geführten Gespräche noch einmal an mir vorbei ziehen. Und ich gestehe, ich wurde etwas nölig vor Gott. „Vater, was ist los? Ich weiß, dass du alles in der Hand hast, aber 800 Kilometer für diese Gespräche? Sooo toll waren die ja nun nicht! Lag es an mir?“ Nach dem Abendbrot bereitete ich schon einiges für einen schnellen Aufbruch am nächsten Morgen vor und wollte dann noch tanken. Am späten Abend ist Benzin ja doch immer etwas günstiger. Also machte ich mich auf. Ich hatte mich schon informiert, welche Tankstelle in der Umgebung noch geöffnet hatte. Die „geöffnete“ Tankstelle hatte jedoch über Nacht nur einen Tankautomaten. Benzin bekam man gegen Zahlung per Karte. Als Frau alleine zu so später Stunde in einer abgelegenen Tankstelle meine Karte rausholen? Und überhaupt: Tankautomat? Wie funktioniert das denn? Wieder wurde ich nölig und selbstmitleidig vor Gott: „ Mensch Vater, ist das dein Ernst? Ich bin eine alte Frau vom Lande. Was soll das? Würdest du mir jetzt bitte die richtige Tankstelle zeigen?“ So leid es mir tut, das war der O-Ton meines Gebetes. Und dann fuhr ich los. Nicht, dass ich wusste wohin – nein, ich fuhr einfach los. Ich hatte Gott ja gebeten, mir die richtige zu zeigen. Irgendwann kam eine Tankstelle. Und sie hatte noch geöffnet. Wie schön! Rauf auf die Tankstelle und was war? Tankautomat! Jetzt hatte ich aber so richtig „den Papp auf“. Mein Gebet war dementsprechend. Ich mag es jetzt nicht wiederholen. Doch dann sah ich, dass im Tankstellenhäuschen Licht an war und eine Frau hineinging, die dort wohl noch beschäftigt war. Also raus aus dem Auto und hin zum Häuschen. Die Tür hatte die Frau nicht verschlossen und so fragte ich sie, froh nicht allein zu sein, ob sie mir eventuell beim Tanken an dem Automaten helfen könne. „Ach“, sagte sie, „ich bin ja noch da. Tanken sie ruhig ganz normal und zahlen sie bei mir.“ Ich war so erleichtert. Als ich dann zahlen wollte kamen wir in ein kleines, ganz kurzes Gespräch. Irgendetwas an ihren Worten ließ mich jedoch aufhorchen und ich fragte sie (zu meinem eigenen Erstaunen) „Sagen Sie, sind Sie Christin?“ Die Dame sah mich verdattert an, es entstand eine kleine Pause, und sie antwortete dann aber in regelrecht getragen-feierlichem Ton „Ja, das bin ich!“. Wir strahlten uns an und ich erzählte ihr von der Messe, von SRS, von unseren Pferden und unserem Auftrag. „Ja“, sagte sie, „und wissen Sie was? Dass Sie heute Abend hier sind, das hat Jesus für mich getan!“ Peng! Das saß! Gerne hätte ich mich weiter mit ihr unterhalten. Aber es war noch ein Kunde in die Tankstelle gekommen und mich überkam vor allem eine plötzliche Gewissheit, dass genau hier mein Auftrag zu Ende war. Ohne weiteres Nachfragen. Es lag auch so geradezu greifbar etwas Bedeutendes im Raum. Ich holte aber noch schnell eine Horseman Bibel für sie aus dem Auto und wir verabschiedeten uns mit gegenseitigen Segenswünschen und herzlichem Lächeln. Ich dankte Gott für dieses Erlebnis und war so glücklich, dass er mich eben doch bewusst in seinem Dienst hat. Für das wann und wie hat er manchmal so seinen eigenen Humor.

Am nächsten Morgen musste ich noch etwas Organisatorisches erledigen und suchte den jungen Mann auf, der mir schon von den beiden letzten Aufenthalten in der Foyer-Gemeinde als dortiger „Mann für alle Fälle“ bekannt war. Er hatte sich beim ersten Mal, als ich mit Gaby Röhm ein kleines Dankeschön-Präsent überreichen wollte, in mein Hirn gebrannt, denn es war mir, als Glied einer Landeskirche, etwas ganz Außergewöhnliches, dass ein Mitarbeiter einer Kirche auf dem Küchentisch seiner Privaträume eine aufgeschlagene und mit Notizen versehene Bibel liegen hat. Das ist traurig, aber es ist so. Aber nun wieder ins hier und jetzt. Also, ich suchte diesen Frank, so sein Name, auf und nachdem alles anstehende erledigt war, kamen wir ins Gespräch über unseren erneuten Besuch in der Gemeinde. Es war ihm noch gar nicht so ganz klar, was uns alle zwei Jahre überhaupt nach Friedrichshafen führt. So konnte ich auch ihm von SRS und unserer Leidenschaft für Pferde und Gott erzählen. Er fand das total spannend und sagte, dass seine Mutter auch eine Pferdenärrin sei. Also bekam auch er noch eine Horseman Bibel von mir, die er mit echter Freude für seine Mutter entgegennahm. Wir beteten noch zusammen, bevor ich dann total dankbar auch für dieses Gespräch die Heimreise antrat.

Cornelia Bagheri

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