Es ist ein Morgen wie jeder andere. Ich bringe die Kinder in die Schule, gehe arbeiten in meinem Mini- job, komme nach Hause, esse schnell etwas und has- te dann weiter zum Stall. Misten, fegen, Futter fertig machen – die Pferde habe ich schon früh auf die Wei- de gebracht. Fürs Reiten ist heute keine Zeit, schnell wieder nach Hause, Haushalt, Essen kochen … Meine Gedanken kreisen um die Dinge, die ich noch regeln muss, um die Aufgaben, die noch auf mich warten; all das, was nicht vergessen werden darf.

Jeder Tag ist so, eng getaktet und gefüllt mit den Notwendigkeiten eines reichen Lebens. Doch heute komme ich mit der Schubkarre um die Hausecke, schiebe sie über die Holzplanke auf den Misthaufen und halte inne. Kühl ist es, die Sonne scheint blass durch die Schleierwolken. Vom Misthaufen steigen Dampfschwaden in die klare, frische Luft. Ich hebe den Blick zu den Weiden auf dem Hügel gegenüber.

Bäume und Sträucher sind in ein märchenhaftes Licht getaucht. Schemenhaft bewegen sich die Pferde wie Schatten durch den aufsteigenden Nebel. Ein magischer Moment, der mich mit einem tiefen Frieden erfüllt. Ein Moment – nur ein Moment -, der keinen Raum lässt für Hektik, Planung, Gedanken an Arbeit und Aufgaben. Ein Moment, in dem ich einfach nur bin, ruhig und dankbar vor meinem Herrn im Angesicht seiner unendlichen Schönheit.

Ich seufze tief und lächle amüsiert. Ein Ruhepol auf dem Misthaufen? Kichernd leere ich meine Karre aus und stelle sie an ihren Platz. Auf zum nächsten Tagesordnungspunkt! Aber der Frieden und die Freude begleiten mich und ich weiß, ich muss Augen und Ohren offen halten. Wer weiß, wann und wo mir der nächste Moment geschenkt wird? Es kann überall sein.

Es ist gut, beschäftigt zu sein und die Dinge zu tun, die notwendig sind. Aber ohne die Ruhepole werden sie uns schnell zur Last. Bei allem Tun dürfen wir nicht vergessen zu sein. Jesus ist unser Sein viel, viel wichtiger als unser Tun. Und er hat uns versprochen, immer bei uns zu sein. Also dürfen wir ständig damit rechnen, ihm zu begegnen: zu Hause, im Stall, beim Ausritt und sogar auf dem Misthaufen.

Annette Spratte

Auszug aus „Das Glück der Erde … Was wir von Pferden über uns, das Leben und Gott lernen können.“ Annette Spratte (Hrsg) erschienen im Franke-Buch Verlag.

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