Als Freizeitreiterin mit eigenem Offenstall am Haus, mag ich die Winterzeit nicht wirklich. Bei uns
sind die Wintermonate weit entfernt von Pulverschnee und strahlendem Sonnenschein,
stattdessen sorgt meist der tagelange Regen dafür, dass sich auf dem Paddock viele Pfützen
bilden, durch die ich jeden Morgen und Abend mit meiner Schubkarre auf der Suche nach den
Hinterlassenschaften meiner Vierbeiner durch muss. Nach der Arbeit, wenn es meistens schon
dunkel ist, liegt der Fokus dann auf den überlebenswichtigen Dingen wie der Lieferung von Heu,
Stroh und Wasser sowie der Mistentsorgung, so dass für Ausritte oder andere Aktivitäten mit den
Pferden wenig Zeit bleibt.
Wie sehr freue ich mich daher doch immer auf das Frühjahr, wenn die Tage länger, heller und
wärmer werden und wir wieder raus können. Doch in diesem Jahr startete die warme und helle
Jahreszeit für mich eher dunkel und schroff: Als ich Anfang Mai morgens zum Füttern in den
Offenstall kam, lag dort unsere Freibergerstute mit einem gebrochenen Unterschenkel und musste
sofort eingeschläfert werden. So haben wir ohne Vorwarnung ein kerngesundes und dem
Menschen sehr zugewandtes Familien- und geliebtes Kinderpferd verloren. Alles ging so schnell,
dass wir es überhaupt nicht begreifen konnten, am wenigsten unser Freibergerwallach „Natif“, der
über 10 Jahre zusammen mit seiner Stute „Flori“ in unserem Offenstall gelebt hatte und nun –
trotz der Tatsache, dass noch ein anderes Pferd in der Nähe war – sehr unter dem Verlust litt und
kaum zu beruhigen war. Auch die dann folgenden Monate, waren herausfordernd, da wir zweimal
sehr überraschend mit der Tatsache konfrontiert wurden, dass das jeweilige Einstellerpferd in
einen anderen Stall wechselte und wir relativ kurzfristig dafür sorgen mussten, dass Natif eine
neue vierbeinige Gesellschaft bekommt. Obwohl unser Wallach sehr verträglich ist und die Pferde
immer gut zueinander gefunden haben, waren die Eingewöhnungszeiten der Einstellerpferde sehr
spannend und kosteten viel Kraft und Zeit, so dass wir uns nach der zweiten
„Umzugsüberraschung“ dafür entschieden haben, wieder ein eigenes zweites Pferd zu kaufen, um
weitere Pferdewechsel zu vermeiden.
Seit Ende des Sommers sind wir nun damit beschäftigt, unser neues Stütchen „Cherie“ mit
unserem Wallach zu vergesellschaften. Wir kommen langsam voran, aber da die Stute keine
einfache Vorgeschichte hat – was wir allerdings erst im Nachhinein erfahren haben – ist es deutlich
holpriger als bei den beiden vorherigen Einstellerpferden. Auch muss ich ehrlich zugeben, dass ich
anfangs keinen wirklich guten Zugang zu meinem neuen Pferdchen gefunden habe. Nach dem
schmerzlichen Tod von „Flori“ dachte ich verstanden zu haben, dass ich meinen Zeit- und
Kraftaufwand für die Pferde reduzieren sollte und so konnte ich bei aller Traurigkeit über den
Verlust auch die Vorteile der neuen Situation sehen: Der reduzierte Zeit- und Arbeitsaufwand, der
sich durch die Versorgung von nur noch einem eigenen Pferd ergab und zudem noch die
Arbeitsteilung mit der anderen Pferdebesitzerin, waren sehr komfortabel für mich. Auch die
Tatsache, dass „Cherie“ nicht so ganz einfach ist, machte uns den gemeinsamen Start schwer und
es kamen mir Zweifel, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Eines Abends, als ich mal
wieder ziemlich deprimiert war, fiel mein Blick auf einen Vers aus 1. Timotheus 4, 4-5 „Weil alles,
was Gott geschaffen hat, gut ist, sollen wir nichts davon ablehnen. Wir dürfen es dankbar
annehmen, denn wir wissen, dass es durch das Wort Gottes und durch das Gebet gesegnet wird.“
Für mich war das eine wichtige Bestätigung, dass wir uns auch weiterhin in dieses Stütchen
investieren sollen.
Nun ist es wieder Winter und ich stapfe ausgerüstet mit Gummistiefeln und Kopflampe durch die
Pfützen auf dem Paddock. Doch wie sehr habe ich mich heute Morgen gefreut, als mich „Cherie“

mit einem freudigen Wiehern begrüßte und mich dann mit ihrer warmen weichen Nase
angestupst hat! Da musste ich an den Bibelvers aus Jesaja 55, 8 denken: „Denn meine Gedanken
sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR“. Ich bin
wirklich gespannt, wie das bei uns so weiter geht und was der HERR mit uns vorhat.

~Anja Hardt

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