16. April 2025

"SCHREI MICH AN!"

Die MTB-Fahrer kämpften sich einen langen, unangenehmen Anstieg hinauf. Nach einer ebenen Rechtskurve ging es sofort wieder eine steile Rampe hoch. An genau dieser Stelle hatten sich neben mir noch viele andere Zuschauer versammelt. Jedem Fahrer schrie ich ermutigende Worte entgegen, um ihnen dabei zu helfen, die nötige Energie freizusetzen. Von Runde zu Runde wurde es für die Fahrer schwerer. Das Verlangen, abzusteigen, wurde größer. Als die Favoriten diese Stelle auf ihrer letzten von acht Runden passiert hatten, kam ich mit einem anderen Zuschauer ins Gespräch. Doch wir erschraken, als sich ein Fahrer lauthals zu Wort meldete. „Schrei mich an!“ rief er mir verzweifelt zu. Er war auf meine Ermutigung angewiesen, um die Passage ein letztes Mal zu schaffen. Ich tat ihm den Gefallen und brüllte ihn das letzte Mal die Rampe hinauf.

„Gott, der Herr, hat mir die Ohren geöffnet. Ich habe mich nicht verschlossen und mich seinem Auftrag nicht entzogen. Als sie mich schlugen, habe ich ihnen den Rücken dargeboten. Als sie mir den Bart ausrissen, habe ich meine Wangen hingehalten. Mein Gesicht habe ich nicht verhüllt, als sie mich beschimpften und anspuckten. Aber Gott, der Herr, steht mir bei. Darum lasse ich mich nicht einschüchtern. Ich mache mein Gesicht hart wie einen Kieselstein. Denn ich weiß, dass ich nicht enttäuscht werde.“ Jesaja 50,5-7

Im Wissen um das, was ihm bevorstand, lehnte Jesus den Auftrag nicht ab, sondern nahm eine Haltung der Entschlossenheit, des Durchhaltens und des Mutes ein. Wie konnte er das alles ertragen? Als Jesus von aller Welt verlassen war, wusste er, dass sein Vater ihm bedingungslos zur Seite stand. Ja, sein Vater hat ihn auf seiner Passion durchgehend unterstützt - mit leisem, beruhigendem Zuspruch, als er verhöhnt wurde. Mit mächtigem, durchdringendem Brüllen, als er von den römischen Soldaten gefoltert wurde.

Den gleichen Zuspruch und dieselbe göttliche Begleitung erfahren wir, wenn wir in unserem „Rennen“ vor Herausforderungen stehen. Auch wir haben als Nachfolger Jesu unser Kreuz bereitwillig auf uns genommen (Markus 8,34). Und wenn wir von aller Welt verlassen, verspottet und verletzt werden sollten – wir sind, so wie Jesus, nicht allein auf unserer Mission. 

Lasst uns mit der Seele genau hinhören. Manchmal sind es leise Töne, die uns beim Ertragen helfen. Manchmal dürfen wir bei dem mächtigen Brüllen des Löwen von Juda (vom Judentum übernommenes Symbol für Christus) erschaudern. Steckst du in einer Situation deines Lebens, in der du Gott nicht wahrnimmst, weil die „Belastungsdauer“ schon so lang und der „Anstieg“ vor dir einfach zu steil sind? Auch das Gebet: „Schrei mich an!“ ist erlaubt.

Alexander Zöller
SRSöffentlichkeitsarbeit
Ist verheiratet, hat vier Kinder und wohnt in Betzdorf/WW.
Er begeistert sich für viel Sportarten, vorrangig Teamsport.
Sein Motiv zur Sportmission lautet: „Wir verändern Ewigkeiten durch Glaube+Sport.“