08.07.2025

Tamara

2025 07 08 pferdesport tamara 01
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  • 2025 07 08 pferdesport Tamara Urmel Eireen
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  • 2025 07 08 pferdesport Tamara Eireen von Matthias
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  • 2025 07 08 pferdesport tamara 01
  • 2019 05 04 pferdesport Guido und Tamara zu Besuch

Der 31. Mai war in diesem Jahr ein trauriger Tag für das Team von SRS Pferdesport, denn an diesem Tag ist unsere langjährige Teamleiterin Tamara Ebert im Alter von 55 Jahren an ihrer Krebserkrankung gestorben. Tamara hat viele Jahre lang im Team mitgewirkt und viele Aktionen mitgestaltet. Besonders das Projekt „Standpunkt.Pferd“ lag ihr sehr am Herzen und sie war eine derjenigen, die von Anfang an viel Herzblut dort hineingesteckt und das Projekt vorangebracht hat. 

Es ist mir (Sonja Schnietz) eine Ehre, für diesen Rundbrief etwas über Tamara schreiben zu dürfen. Sie gehörte 25 Jahre lang zu meinen engsten Freundinnen. Sicherlich ist das, was ich hier schreiben kann, nur ein Bruchteil von dem, was ihr Leben ausgemacht hat. Ich habe mich entschieden, einfach frei heraus das aufzuschreiben, was ich mit Tamara verbinde und woran ich mich erinnere, ohne Anspruch auf Formvollendung oder Vollständigkeit. Ich glaube, Tamara hätte das selbst auch so gemacht…

Der Moment, an dem ich Tamara zum ersten Mal sah, ist mir in Erinnerung geblieben. Es war während meines Praktikums im FS Reitzentrum Reken. Tamara absolvierte damals zur gleichen Zeit ihr Praktikum dort. An ihrem ersten Tag kam sie gut gelaunt mit ihrem Fahrrad auf den Hof geradelt und stapfte voller Tatendrang mit den Worten auf uns zu: “Guten Morgen, ich bin zum Schaffen da!“ Dieser erste Satz, den ich damals von ihr hörte, charakterisiert Tamaras Persönlichkeit schon ganz treffend: Sie war ein fröhlicher Mensch und immer geradeheraus und direkt.

Ein paar Monate nach dem Praktikum fingen wir beide gleichzeitig die Ausbildung im Reitzentrum Reken an. Während dieser Zeit lernte ich Tamaras ehrliche und direkte Art immer mehr schätzen. Im Vergleich zu mir und unseren anderen Azubi Kolleginnen war Tamara auch die Einzige, die mit mehrjähriger Berufserfahrung in die Ausbildung startete. Vorher hatte sie bereits als Bauzeichnerin und Bauingenieurin gearbeitet. Dadurch brachte sie eine gewisse Gelassenheit mit, wenn es stressig wurde. Sie hatte wohl in ihrer Berufslaufbahn vorher schon ganz anderen Stress erlebt und fand die zwei Jahre in Reken wohl eher entspannt. An freien Tagen fuhr Tamara mit ihrem damaligen Hund Baquero zu ihrem Mann Guido nach Fulda, um dort beim Hausbau zu helfen. Guido hatte Tamara schon im Alter von 16 Jahren kennen gelernt und später geheiratet. 

Auch Tamaras Tinkerstute Eireen, die heute über 30 Jahre alt ist, war damals schon an Tamaras Seite und mit in Reken. Lustig war, dass Tamara Jahreszahlen dazu selbst nie auswendig wusste. Wenn sie gefragt wurde, wie lange sie verheiratet sei, nahm sie grundsätzlich den Ehering ab und schaute auf das Datum. Wenn nach Eireens Alter gefragt wurde, sagte Tamara viele Jahre lang immer:“7!“

Reiterlich war Tamara bis zu unserer Ausbildung fast durchgehend autodidaktisch unterwegs gewesen. Viel hatte sie dabei aus den Büchern von Linda Tellington Jones gelernt, die ihr bis zum Schluss ein Vorbild war. 

Vieles an Tamara war „ganz oder gar nicht“. Ich habe nie jemand anderen kennengelernt, der einerseits in so einem Chaos hausen kann, wie Tamara damals in ihrem Häuschen während unserer Ausbildung, und andererseits so perfekt und übergründlich aufräumt, wie sie es dann zwischendurch tat. „Ein bisschen“ Aufräumen gab es nie. Es war entweder chaotisch oder man konnte vom Boden essen. 

Ab und zu kam Tamara mit interessanten Weisheiten um die Ecke, die grundsätzlich von ihrer Oma stammten. Aber auch praktische Dinge konnte ich damals einige von Tamara lernen. Da sie 10 Jahre älter war als ich, konnte ich oft von ihrer Lebenserfahrung profitieren. Sie hat mir zum Beispiel beigebracht, dass man im Stockdunkeln immer mit dem Absatz zuerst auftritt, um nicht zu stolpern. Oder wie man ein Spannbettlaken faltet, hab ich auch von ihr gelernt. 

 Tamara hatte immer Freude daran, Lösungen für Probleme zu finden. Wenn ein praktisches Problem gelöst werden wollte, sagte sie stets:“ Dem Ingenieur ist nichts zu schwör!“ und war in ihrem Element. Nach der Ausbildung war Tamara einige Jahre als mobile Reitlehrerin selbständig, bevor sie irgendwann wieder in ihrem alten Beruf bei einem neuen Arbeitgeber anfing. Obwohl sie auch weiterhin mit großer Begeisterung noch ein paar Reitstunden gab, wollte Tamara lieber im Team arbeiten. Sie betonte mir gegenüber immer wieder, dass sie einfach keine Einzelkämpferin sei. Tamaras Reitunterricht hatte etwas Besonderes, das mich immer beeindruckt hat: Sie konnte ihren Reitschülern das Gefühl geben, dass es in diesem Moment nichts anderes oder Wichtigeres gab als sie und ihr Pferd und die Thematik, an der beide in dieser Stunde arbeiteten.

Als Freundin war sie immer zur Stelle, wenn man sie brauchte. Als ich am Ende unserer Ausbildung endlich ein eigenes Pony kaufen wollte, fuhr sie mit großer Selbstverständlichkeit mit mir nach Kiel, um den Auserwählten anzusehen und mir bei der Kaufentscheidung zu helfen. Als ich mein Pony knapp 20 Jahre später einschläfern lassen musste, kam sie auch spontan die 240 km von Fulda bis zu uns gefahren, um mir beizustehen. Einmal reiste sie auch von einem Tag auf den anderen an, als ich unsere Ponys kurzfristig von der Nordsee abholen musste (wo sie zur Kur gestanden hatten) und mit frisch operiertem Fuß nicht Auto fahren konnte und durfte. 

Wenn ich überlege, woran Tamara besondere Freude hatte, fallen mir natürlich die vielen Ausritte ein, die sie mit ihrer Stute durch die Wälder rund um Fulda gemacht hat. Außerdem liebte sie die Wanderurlaube mit Guido und Hund in schönen Gegenden Deutschlands. Wenn man Tamara eine Freude machen wollte, konnte man ihr Ferrero Rocher mitbringen oder eine deftige Suppe für sie kochen.

Der Glaube an Gott war bei Tamara schon seit Kindheitstagen verankert, jedoch hatte Jesus lange keine Bedeutung für sie. Wenn wir über unseren Glauben sprachen, sagte Tamara früher immer, dass sie einen direkten Zugang zu Gott hätte und Jesus daher nicht bräuchte. Es war auf einem Wanderritt mit einigen Mitgliedern des SRS Teams, bei dem Tamara in einem besonderen Moment die Bedeutung von Ostern (und was das alles mit ihr zu tun hat) verstand. Vor diesem Ritt hatte Tamara schon durch die Profitreffen in der Hohen Rhön Kontakt zu mehreren Teammitgliedern bekommen. In der Gemeinschaft fühlte sie sich von Anfang an sehr wohl. 

Direkt wie Tamara war, konnte sie auch mit vielen Menschen unverkrampft über ihren Glauben sprechen. Schon bald war ihr klar, dass sie auch mit dem SRS Pferdesport Team auf die Messen wollte. Die Messearbeit war ihr Ding, egal ob in der Planung im Vorfeld, an der Kamera, um die Shows zu filmen, am Stand, um mit den Leuten in Kontakt zu kommen- Tamara war überall in ihrem Element. Ihr Herzensprojekt wurde später Standpunkt.Pferd, hier war sie mit viel Elan, Zeit und Energie beteiligt. 

Über die SRS Profitreffen und die Zeit, die sie auf den Messen verbracht hat, sind über die Jahre viele Freundschaften mit anderen Teammitgliedern gewachsen. Diese Menschen sind ein wichtiger Teil in ihrem Leben geworden. Nachdem Tamara einige Zeit im Team mitgewirkt hatte, wurde sie in die Leitung berufen. Da die Leitung fortan aus einem Team bestand, war die Aufgabe wie für Tamara gemacht. Sie erzählte mir oft, wie viel Freude ihr diese Arbeit im Kreis von Gleichgesinnten machte. Für mich war es schön zu sehen, wie die Treffen mit dem Team und der Kontakt zu den anderen SRS Pferdesportlern Tamara bis zum Schluss Kraft gaben.  

Als sie vor 3,5 Jahren die Diagnose Tumor am Gehirnstamm und Krebs bekam, ging sie mit einer erstaunlichen Gelassenheit damit um. Zwischen Chemotherapien und Bestrahlung wurden Messepläne gemacht, Standaufbauten gezeichnet, Telefonkonferenzen abgehalten. Wenn sie zu Eireen fuhr, um mit ihr zu arbeiten, machte sie manchmal zusätzlich noch Bodenarbeit mit einem der Jungpferde am Stall, weil ihr die Pferdeausbildung so viel Freude machte. Leider wurden dann ihre Augen irgendwann zu schlecht, um selbst Auto fahren zu können. So wurde sie fortan so oft wie möglich von ihrer Mutter oder auch von Guido zum Stall gefahren. 

Zu Hause hörte sie immer die Gedanken zur Tageslosung, die sie dann auch oft an viele ihrer Kontakte schickte, wenn sie die Aussage für gut und hilfreich befand. 

Ich denke, dass es nicht nur mich beeindruckt hat, wie Tamara trotz schwindender Kraft mit ihrer Krankheit umging. Bei meinem ersten Besuch bei ihr, an dem sie das Bett nicht mehr verlassen konnte, sagte sie, dass ich sie ablenken und nicht bemitleiden sollte. Ich gab mein Bestes. Selbst bei meinem letzten Besuch zwei Tage vor ihrem Tod haben wir noch zusammen gelacht und über alte Zeiten geredet. 

Ich denke, dass niemand, der Tamara im Januar besucht hat, geglaubt hätte, dass sie im Februar noch zum Profitreffen in die Hohe Rhön fahren würde. Der Gedanke daran gab ihr die Kraft, die es dafür brauchte. Die Krönung war dann der Besuch der Equitana mit dem Malteser Herzenswunsch Krankenwagen im März. Dort konnte sie noch mal einen Tag inmitten des Teams erleben, den sie unheimlich genossen hat. Ein Highlight an dem Tag war für Sie der enge Kontakt und der persönliche „Touch“ ihres langjährigen Vorbildes Linda Tellington Jones. Jeder, der dabei war oder die Fotos von Tamara auf diesen Veranstaltungen gesehen hat, wird mir wohl zustimmen, dass es selten Menschen gibt, die so schwer krank sind und dabei so glücklich aussehen, wie Tamara auf diesen Fotos. Sie sagte: „Der Tag war ein Geschenk Gottes“.

Tamara war sehr dankbar darüber, dass Guido und ihre Mama sie über viele Wochen hindurch hingebungsvoll gepflegt und umsorgt haben, so dass sie zu Hause sterben konnte. Von Guido wissen wir, dass sie mit einem Lächeln im Gesicht eingeschlafen ist. Sie wurde im Himmel sicherlich schon sehnsüchtig erwartet. 

Wir werden sie im Team Pferdesport und als Freundin sehr vermissen.  Ich freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen!

Sonja Schnietz

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