Kathrin Heinrich erzählt von ihren Erlebnissen mit dem Pferdesport-Team bei der Equitana.

Als ich 2009 von Esther Schroth mit zu meiner ersten Equitana mitgenommen wurde, habe ich nicht geahnt, wie sehr mir SRS und die Equitana zu meiner geistlichen Familie werden würde. Damals durfte ich erleben, was es heißt, geistlich einen Platz zu haben, wo ich „ich selbst“ sein darf und was meine Stärken sind.  Gott hat mir gezeigt, dass er mich, einen kaputten und innerlich gebeutelten jungen Erwachsenen, gebrauchen kann. Dieses Gefühl der Zugehörigkeit und des Angenommen seins, der Wertschätzung und Liebe, der Freundschaft, der geistlichen Familie, begleiten mich bei SRS nun schon so viele Jahre.

Durch die Equitana im April 2022 wurden wir vor besondere Herausforderungen gestellt, aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit. Am Morgen kurz vor Messeeröffnung war am der Stand noch viel zu ordnen und nach dem ersten Messetag bauten wir entsprechend den Besucherströmen nochmals um. Unser Team hatte sich gut gefüllt und wir haben immer zum richtigen Zeitpunkt die richtige Hilfe bekommen. Dank unserem Gott im Himmel! Ich habe nur gestaunt, was mit vielen verschieden Händen und individuellen Stärken so alles möglich war. Unser Team war freundlich und offen, liebenswürdig und fröhlich wie eh und je. Ich persönlich habe Gott während der Messe in vielen kleinen Situationen erlebt. 

Dieses Jahr nahm ich das erste Mal meinen kleinen, fröhlichen Bolonka Rüden Aiko mit. Wenn ich mit ihm nach draußen ging, passierte ich an der Türe die Personen der Security, die uns immer gleich fröhlich anstrahlten, wenn Aiko und ich dort Halt machten oder vorbeiliefen. Ich bot ihnen Kaffee an, schenkte ihnen jedes Mal ein Lächeln, ließ sie Aiko knuddeln und unterhielt mich immer einige Minuten mit ihnen. Ich. So kam ein Mann der Security, ein Ausländer, zu mir um einen SRS Kaffee Gutschein einzulösen, worauf hin ich ihm den Becher Kaffee brachte. Einen einzigen Kaffee! Einige Stunden später ging ich mit Aiko wieder raus und er sprach mich an: „Ihr Hund ist so toll, sie sind so toll, ihr ganzer Stand ist so toll. Sie haben mir einen Kaffee geschenkt, einfach so. Ein Kaffee kostet sonst 4 Euro. Ich muss für drei Kaffee eine Stunde arbeiten und Sie schenken mir einfach einen.“

Ich war total perplex. Ich habe lange über seine Worte nachgedacht. Es war so einfach, ihm einen Kaffee und ein Lächeln zu schenken. Und Gott hat durch diese kleine Geste sein Herz berührt und meins gleich mit. Weil mir klar wurde, wie groß doch auch die kleinen Wunder von Gott sein können.

Ich habe vor zweieinhalb Jahren die Diagnose Asperger Autismus und vor einem Jahr die Diagnose ADHS bekommen. Für mich ist es nicht leicht, auf Menschen zuzugehen, mit ihnen Smalltalk zu führen, sie und ihre Absichten zu erkennen und über meinen Schatten zu springen. Ich erlebe die Messe einerseits als Herausforderung für mich selbst, andererseits auch als Bereicherung und als Bestärkung, dass an mir nichts falsch ist, sondern ich nur anders von Gott geschaffen bin. Mit einem anderen Denken, einem anderen Fühlen und einer anderen Wahrnehmung. Jeder von uns ist anders und jeder von uns hat sein kleines Päckchen zu tragen. Bei mir ist es mein Autismus, bei anderen eben etwas Anderes. Und trotzdem merkte ich, gerade durch diese Messe, zu der ich mit dem Wissen um meine Diagnosen fuhr, dass ich trotz meiner autistischen Schwierigkeiten einen Platz in der Familie Gottes, bei SRS und bei unserem Stand habe und die Menschen so erreichen darf, wie es eben meine Art ist und wie ich es auch kann.

Dieses Jahr half ich unserer Team–Köchin (Krimhild Schroth) unser Team zu versorgen. Zudem durfte ich mein Hobby und meine Leidenschaft, das Fotografieren, ausleben und Steffi Pfister und unseren Stand fotografieren und filmen. So fand ich meine Aufgaben und meine Berufung. Ich liebe es, anderen Menschen eine Freude zu machen. Dafür bin nicht gerne im Mittelpunkt und vor allem fällt es mir schwer, auf Menschen zuzugehen. Diese zwei Aufgaben haben mir persönlich so viel Stärke und Liebe gegeben. Ich durfte die Erfahrung machen, dass ich etwas gut kann, dass ich gebraucht werde und, dass ich einen wirklichen Platz habe. Auch wurde ich vom Team als Autistin ernst genommen und unterstützt, in dem, was ich gut kann, aber auch in dem unterstützt, was ich eben nicht kann. Es war absolut okay. Es wurde nicht belächelt. Es wurde kein Druck gemacht. Es wurde mir geholfen. Und es ist bei jedem von uns absolut okay. Jeder darf in dem Bereich sein, in dem er sich wohl fühlt. Sei es, den Menschen von SRS erzählen, oder ihnen Kaffee anzubieten, Hintergrundarbeit, Leitung, Show, Fotos, Soziale Medien, Standpunkt Pferd, Moderation, Gebet, Springer, Technik, Pferdedienst…. Jede Aufgabe ist wichtig. Und das ist auch das, was die Menschen außerhalb des Stands merken.

Wenn wir als Mitarbeiter auf die Messe kommen, kennen wir uns untereinander zum Teil noch gar nicht. Jedoch sind wir miteinander verbunden durch Gott und seine Liebe. Wir erleben in der kurzen Zeit so prägende Situationen, die einander näherbringen und die Gottes Liebe nach außen zeigen. Meistens ist es einfach nur unser Sein, was die Leute um uns herum Fragen lässt „Wieso seid ihr so anders?“ Die interessiert, vielleicht auch erstmal mit einigen Metern Abstand, aber doch neugierig an unserem Stand stehen und uns erstmal eine Zeit lang beobachten. Manchmal auch über Jahre. Wie wir anderen Leuten Kaffee anbieten, oder auch Tee, Kakao für die Kinder. Wie wir mit ihnen reden, Zeit für sie investieren und das gerne. Wie wir ihre Fragen beantworten oder ihnen einfach nur zuhören und mit ihnen beten, ihnen Mut und Zuversicht zusprechen. Sie nehmen wahr, wie wir im Team uns in die Arme nehmen, herzlich miteinander lachen, immer fröhlich sind, auch wenn der Messealltag anstrengend ist und nicht immer alles rund läuft, wie wir das Gefühl vermitteln, wir kennen uns alle gut, obwohl viele uns doch auch unbekannt und neu sind, wie wir eine Gemeinschaft bilden, die Liebe weiterträgt und der man die Herzlichkeit und die Andersartigkeit schnell spürt. Diese Menschen berührt Gott und lässt mein Herz immer wieder sprudeln vor Freude.

Zwei Kinder kamen am Ende der Messe zu mir und fragten mich ganz neutral, aber gezielt, was Gott denn mit Pferden gemeinsam hätte. Ich brabbelte hektisch irgendetwas zu ihnen, wusste gar nicht mehr ob das, was ich sagte, überhaupt Sinn ergab, schenkte ihnen zwei Horseman Bibeln und den aktuellen SRS Rundbrief und wusste nicht, ob ich das Richtige getan und gesagt habe. Aber bei Gott gibt es doch gar kein Richtig und Falsch. Solange wir Gott in uns haben, solange wir einfach da sind und mutig sind, auch kleine und schwierige Wagnisse einzugehen, dann kann Gott da etwas ganz Großes daraus machen. Und das ist meiner Meinung nach das, was SRS und Standpunkt Pferd ausmacht: Das große Feld, in dem man sich ausprobieren darf, in dem man auch vermeintliche Fehler machen darf, in dem man klein anfangen darf, in dem man weit im Glauben aber auch nicht so weit sein darf, in dem man Schwächen haben darf, in dem man erfahren darf „Hey, ich bin geliebt und ich habe einen wichtigen Platz, wo Gott mich gebrauchen kann“, in dem man geistlich wachsen darf und in dem man sein darf wie man ist. Und vor allem: in dem man Gott spürt und seine Liebe in die Welt hinaustragen darf, umhüllt von einer schützenden Hülle von Gleichgesinnten, die einen tragen, unterstützen, helfen, aufbauen und mitbegleiten. Gott wirkt immer, wir dürfen mutig sein und es zulassen. Dann wirkt er nicht nur draußen in der Welt und auf der Equitana, sondern auch bei jedem einzelnen!

Statements unsrer Ehrenamtlichen Mitarbeiter

Von null auf 160 m² in weniger als acht Wochen…

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