Hast du schon mal von Carola Rackete gehört? Seit Wochen vergeht nicht eine Nachrichtensendung, ohne dass ihr Name fällt. Rackete ist Kapitänin der „Sea Watch 3“, einem Rettungsschiff des deutschen Vereins „Sea-Watch“ aus Berlin. Mit ihrer Crew brachte sie in einer „Nacht- und Nebelaktion“ 53 Geflüchtete aus Afrika trotz eines Anlegeverbots der italienischen Regierung auf Lampedusa an Land. Mit ihrem Verständnis von Menschlichkeit, die Flüchtlinge zu retten, riskierte sie Hausarrest und ein Strafverfahren. Und kämpfte damit an zwei Fronten gleichzeitig.

Solchen Menschen zu helfen stimmt ebenso mit meinem christlichen Menschenbild und Jesu Auftrag, den Menschen zu dienen, überein. Auch in der Bibel wird von der Aktion vierer Männer berichtet, die einen Gelähmten zu Jesus brachten. Jesus war in einem Haus in Kapernaum und verkündete vielen Menschen die gute Botschaft. So vielen, dass nicht einmal mehr draußen vor der Tür Platz war.

Da kamen vier Männer, die einen Gelähmten trugen. Weil sie wegen der vielen Menschen nicht bis zu Jesus kommen konnten, deckten sie über ihm das Dach ab. Durch diese Öffnung ließen sie den Gelähmten auf seiner Trage hinunter.
Markus 2, 1-12

Hast du schon einmal einen erwachsenen Mann getragen? Selbst zu zweit oder zu viert ist das keine angenehme Angelegenheit. Doch – ohne auf das beeindruckende Handeln Jesu in der Folge einzugehen – bin ich immer wieder fasziniert von diesen Männern. In einer sicherlich schweißtreibenden Aktion trugen sie den Gelähmten zu Jesus. Sie wussten nicht, was passiert. Sie hatten keinen Arzttermin wie wir heute. Auch das Abtragen des Daches vor hunderten Leuten war mitnichten eine Freudenaktion. Das war ihnen egal – sie wollten zu Jesus. Wir wissen nicht genau, wie die Menschen auf ihre „Rettungsaktion“ reagierten, aber die Tatsache, dass sie solch einen Umweg nutzen mussten, spricht eigentlich Bände. Kurzum: Auch sie kämpften an zwei Fronten: zum einen den Kranken zu Jesus tragen, zum anderen sich zum Gespött der Leute machen.

Heute frage ich dich: Wo und für wen setzt du dich ein? Wann investierst du dich unter widrigen Umständen in Menschen? Setzt dich Aktionen aus, von denen du nicht profitierst, sondern bei denen du sogar aus menschlicher Sicht noch draufzahlen musst? Ich finde, dass gerade dieses intensive „sich Einsetzen“ unser christliches Handeln immer wieder ausmachen sollte. Doch ich weiß, dass diese Ansicht nicht immer unumstritten angenommen wird.

An eurer Liebe zueinander wird jeder erkennen, dass ihr meine Jünger seid.
Johannes 13, 35

Auch ich möchte mich bemühen, meinen Beitrag zu leisten. In meiner Heimatstadt Hemer (Sauerland) hat Gott mich zu einem ehrenamtlichen Sportmissionar berufen. Seit über 10 Jahren bauen meine Freunde und ich einen christlichen Sportverein auf, die CFG Hemer 05. Zwei bis drei Mal pro Woche trainieren wir gemeinsam und stoßen so auch auf viele Probleme und Sorgen, sowohl von Christen als auch Nichtchristen. Ich versuche ihnen zu helfen, als Seelsorger, gelegentlicher „Arzt“, Transporteur, Organisator oder einfach als Beter – manchmal auch spät in der Nacht. Das kostet Kraft und Zeit, aber ich möchte, dass Menschen an meiner Liebe erkennen können, dass ich ein Kind Gottes bin.

Simon Köser
SRS Sportler-Bibelkreise und Arena

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