Bei manchen Leuten hat man den Eindruck, dass sie immer alles richtig machen. Falsch liegen dann immer die anderen. Spätestens im Wettkampfsport würden sie eines Besseren belehrt. Wie dem auch sei, niemand ist immer gleichmäßig gut. Die beste Perfektion ist immer noch ausbaufähig. Auch ist niemand immer nur freundlich, hilfsbereit, immer nur treu, ehrlich und identisch, was das Innenleben und das Sichtbare betrifft. „Alle sind schuldig geworden und haben die Herrlichkeit verscherzt, die Gott ihnen geschenkt hatte“ (Römer 3,23). Ja, alle sind betroffen.

Da stehe ich als Betreuer auf dem Platz, der Wettbewerb läuft. „Abartig“, ganz ohne Bezug kommt es mir in den Sinn: „Dir sind deine Sünden vergeben, du besitzt eine weiße Weste! Jetzt und genau auf diesem Platz!“  Ich? Ja, ich. Egal, was in der Vergangenheit vorlag – es hat nichts zu sagen, gar nichts mehr. Vor Gott ist es weg – und genau so kann und soll ich es betrachten.

Mir kam die Ungeheuerlichkeit dieses Umstandes neu vor Augen. Vergebung ist real. Ich bin hier auf diesem Sportgelände in diesen Augenblicken frei vom Mist der Vergangenheit. Auch im Wissen, dass ich zukünftig sicher noch viele Male Vergebung in Anspruch nehmen muss.  Diese Erkenntnis um die Anfälligkeit für Verfehlungen Gott und Menschen und sich selbst gegenüber haben aber keinen Anspruch mehr auf die Gegenwart: „Dir sind deine Sünden vergeben“ – sie sind weg, ich bin frei.

„Wenn wir unsere Sünden eingestehen, zeigt Gott, wie treu und gerecht er ist: Er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von jedem begangenen Unrecht.“ 1.Johannes 1,9

Du bist sicherlich nicht treu und gerecht, aber Jesus ist es. Und das in deiner Angelegenheit. Christen sind Träger des „weißen Trikots“! Das andere weiße Trikot wird bei der Tour de France an den besten Nachwuchsfahrer (unter 25) vergeben. Lass` dir das rein weiß gewordene jetzt überziehen! Bescheidenheit ist gut – aber nicht an dieser Stelle. Sie würde in Wirklichkeit vom Unglauben und Hochmut motiviert sein und die einzige Möglichkeit ausschlagen, innerlich wirklich wieder ins Lot zukommen. Zwei Umstände würden dann leider nicht eintreten können: Den Rucksack der Verfehlungen abzulegen und – das wäre das noch Tragischere – gelebte Gemeinschaft mit Jesus Christus zu haben und sich gerade jetzt daran über die Maßen zu freuen. – Übrigens, der Wettkampf ist ebenfalls zufriedenstellend ausgegangen.

Helmfried Riecker

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