„Gar nichts“, dachte ich noch, „dieses Mal hindert uns hoffentlich gar nichts.“ Monatelang war schon die Aussicht auf den geplanten Sommerurlaub an der Ostsee für mich wie eine Art Licht am Ende des Tunnels gewesen. Unser für das Vorjahr geplante Urlaub war wie der vieler anderer Menschen coronabedingt kurzfristig ausgefallen, und so war die Vorfreude auf den Urlaub in diesem Jahr umso größer. Maßgeblich zur Urlaubsreife beigetragen hatte außerdem das monatelange Homeschooling, das die Nerven aller Beteiligter dünn hatte werden lassen. Kurzum: Wir waren definitiv urlaubsreif.

Umso größer war der Schreck, als uns zwei Tage vor geplantem Urlaubsstart unsere gute Freundin und langjährige Haushüterin anrief und sagte, dass sie nicht wie geplant auf die Tiere und auf unser Haus aufpassen könnte, weil sie für eine OP ins Krankenhaus müsste.

„Zur Not bleib ich zu Hause und der Rest der Familie fährt ohne mich“, war mein erster Gedanke. Davon wollte mein Mann allerdings nichts wissen. Fieberhaft überlegten wir, wer so kurzfristig unser Haus hüten konnte. „Eigentlich brauchen wir doch nur eine Lösung für die Pferde“, dachte ich. „Der Hund kann zu meinen Eltern und für die Katzen findet sich doch auch jemand.“ Mit mulmigem Gefühl und etwas schlechtem Gewissen fragte ich zuerst zwei Freundinnen, ob sie die Pferde in Obhut nehmen würden. Beide sagten zu, aber ich wusste, dass sie bis zum Hals in Arbeit steckten und konnte mich mit dem Gedanken nicht anfreunden, ihnen auch noch meine Pferde „vor die Tür“ zu stellen. „Vielleicht hat ja einer der SRSler eine Idee oder eine Möglichkeit“, überlegte ich und schrieb mein Anliegen in zwei der SRS Pferdesport WhatsApp Gruppen. Nach weniger als zwei Minuten erhielt ich das erste Angebot, die Pferde in Obhut zu nehmen. Nach einer Stunde hatten 7 (!!) SRS Pferdsportler angeboten, die Pferde unterzubringen bzw. hatten ihre Nachbarn, Bekannten und Freunde gebeten. Ich war völlig überwältigt. In dem Moment bekam der Begriff „Geschwister“ noch mal eine ganz neue Bedeutung für mich. Wunderschön, wenn man Geschwister in der ganzen Welt hat, oder? Und dass ich durch SRS so viele pferdebegeisterte Geschwister kennen lernen darf, freut mich auch immer wieder.

Gleich am folgenden Tag haben sich unsere beiden Ponys aufgemacht nach Hessen. Die zwei durften zwei Wochen bei Gabi und Gerd in Dillenburg verbringen und wurden dort wunderbar und liebevoll versorgt. Wir konnten unseren lang ersehnten Ostsee Urlaub machen und ich war und bin unendlich dankbar: Gabi und Gerd für ihren Einsatz und allen anderen, die sich angeboten hatten, unsere Ponys zu nehmen bzw. Nachbarn, Freunde oder Stallbetreiber gefragt hatten. Und natürlich Gott, weil er das alles so spontan hat gelingen lassen. Es war wohl in Gottes Plan, dass uns dieses Mal nichts daran hindern sollte, Urlaub zu machen.

~Sonja Schnietz

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