Nicht nur vor Heiligabend

 Morgen feiern wir die Geburt Jesu Christi. Überall auf der ganzen Welt wird dieser gedacht, wenn auch im Zeitraum variabel. Seit diesem Ereignis mit seinen Folgen muss niemand mehr unter dem Druck unvergebener Schuld und in Feindschaft mit anderen leben. Was sich angehäuft hat, kann beseitigt werden. Und das nicht nur vor Heiligabend.

„Denn auch wir vergeben allen, die an uns schuldig werden.“ Lukas 11, 4b

Doch auf den ersten Blick erscheint das oftmals als Überforderung. Wie lief es dieses Jahr im Sport? „Was? Dem, der mir gerade so gegen das Schienbein getreten hat, soll ich vergeben? Dem muss man doch zeigen, dass es so nicht geht!“ „Und wenn ich wegen der doofen Spielerin nicht gefoult worden wäre, hätte der Ball im Netz gezappelt!“ Mit dieser Einstellung tritt man zurück, sobald sich die Gelegenheit bietet. Oder man lässt den anderen links liegen und was es sonst noch für Reaktionen gibt. Doch in diesem Anspruch von Jesus aus dem Vaterunser ist die Möglichkeit enthalten, mit einem Menschen wirklich Frieden zu schließen – obwohl dieser vielleicht gar nicht anwesend ist. Das gilt auch dann, wenn einem vorher viel Leid zugefügt worden ist.

Die Gedankenspiele, wie du dich rächen oder rechtfertigen könntest, laufen ins Leere, wenn du dich bereit erklärst, vor Gott gerade einem solchen Menschen rückhaltlos zu vergeben. „Ja, Herr, ich bin es leid, mich in dieser Sache länger herumzuquälen. Ich vergebe jetzt vollständig diesem Menschen – in deinem Namen. Amen.“ Das kannst du heute tun – eine gesegnete Vorbereitung auf die Weihnachtsfeiertage. Jesus weiß, dass wir nur dadurch wirklich zu einem neuen inneren Frieden gelangen können.

Denn es ist u.a. dadurch möglich, weil auch Gottes Sohn uns vollständig vergeben hat. Weil das so ist, gibt es keinen Grund mehr, die „Peiniger“ um uns herum mit anderen Maßstäben zu messen. Die Qualität der Vergebung, die wir durch Jesus erfahren haben, soll ihre Entsprechung finden, indem auch wir anderen vorbehaltlos vergeben. Das gilt auch gegenüber bereits Verstorbenen. Und wie steht es mit solchen Aussagen: „Das vergebe ich mir nie!?“ Im Namen Jesu sprich dir selber Vergebung zu. Entthrone auf dieser Weise den unbarmherzigen Perfektionisten in dir.

Wie lange soll man damit warten? Nicht länger, als man braucht, um den heimlichen Groll zu bemerken. Vergebung bedeutet jedoch nicht, dass die Unarten eines Menschen nie beim Namen genannt werden dürften. Im Gegenteil. Wer auf diese Weise Frieden geschlossen hat, verfügt auch über die Freiheit, über die Probleme zu sprechen, die überhaupt erst in diese Situation geführt haben. Paulus ermutigt: „Soweit es an euch liegt, tut alles, um mit jedermann im Frieden zu leben“ (Römer 12, 18). Wenn das nicht äußerst positiv die sportlichen Pläne fürs nächstes Jahr begleitet!

Hemfried Riecker

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