20 Grand-Slam-Titel, 310 Wochen als Nr. 1 der Weltrangliste, 100 Turniersiege auf der Profi-Tour. Roger Federer gilt mit 37 Jahren als Aushängeschild der Tennisszene. Dass er in dem Alter immer noch große Siege einfahren kann, hat er auch in den letzten beiden Jahren bewiesen. Dieses Jahr schied er im Achtelfinale der Australian Open nach vier knappen Sätzen gegen einen starken Gegner aus. Noch auf dem Platz ruft der ehemalige Tennis-Star John McEnroe die „Wachablösung“ im Tennis aus.

Doch wie war das nochmal im Januar 2017? Federer und Nadal waren beide ein knappes halbes Jahr verletzt, McEnroe traut ihnen keinen Grand-Slam zu – beide stehen zwei Wochen später im Finale der Australian Open und liefern sich ein hochklassiges Fünf-Satz-Match, die nächsten sechs Grand-Slam-Turniere machen sie „im Wechseltakt“ unter sich aus. Vier Jahre zuvor gab McEnroe eine ähnliche Prognose ab, immerhin behielt er dort zweieinhalb Jahre Recht.

Wenn ich mir die Beurteilungen vor Augen führe, muss ich unweigerlich daran denken, dass ich mir auch gelegentlich Urteile über andere erlaube, die „voll daneben“ sind. Voll daneben, weil unangebracht und ebenso daneben, weil sie sich auch als inhaltlich als falsch erweisen. Im Gleichnis „Vom Baum und seinen Früchten“ spricht Jesus:

„Ich sage euch aber, dass die Menschen Rechenschaft geben müssen am Tage des Gerichts von jedem nichtsnutzigen Wort, das sie reden.“ Matthäus 12, 36

Wir haben wohl alle schon einmal abfällige, schlechte und falsche Bemerkungen von uns gegeben – ob im Sport, auf der Arbeit oder in unseren Beziehungen zuhause. Manchmal fallen sie uns im Nachhinein auf und wir stehen vor der Frage, ob wir uns entschuldigen sollen oder nicht. Es ist auch klar, dass wir nicht jede Silbe vorüberlegen können, aber wir haben dennoch den Auftrag, uns nicht dem Schwarm anzuschließen und „nichtsnutzige Worte“ zu reden oder gar zu schreien. Vielmehr bewusst den Unterschied zu machen.

Schauen wir lieber genau hin: Auf das, was geschieht, auf das, wozu ein anderer Mensch fähig ist und wo sein Potenzial liegt. Jesus hat auf jeden einzelnen geschaut und ist uns unabhängig von unserer Leistung in Liebe begegnet – ob wir nun oben auf der Welle schwimmen oder einmal kräftig durchgewirbelt werden. Und weil er weiß, dass wir immer wieder vor unseren eigenen Grenzen stehen und wir auch fähig sind, uns weiterhin zu Kommentaren und Prognosen hinreißen zu lassen, die „voll daneben“ sind, verspricht er uns, dass wir durch ihn dennoch gerecht werden.

„Geht aber hin und lernt, was das heißt: Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“ Matthäus 9, 13

Ich finde es schön, dass wir uns auch bei all den Verfehlungen bewusst sein dürfen, dass die Gnade Jesu triumphiert und wir sie jeden Tag erleben dürfen! Und warum sollten wir nicht die oben erwähnten Personen in unser Gebet einschließen?

Jakob Pfeifer
FSJler SRSverwaltung

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