An einem der letzten Tage, an denen mein Giaco noch auf den „Winter-Auslauf-Paddock“ sollte, wollten Miteinstellerinnen nebenan auf ihren zukünftigen Weiden ihre beiden Pferde anweiden. Soweit – so gut. Doch als ich gerade mit Giaco auf dem Weg zum Paddock war und die beiden Miteinstellerinnen und deren Pferde passieren wollte, ließen die Damen vollkommen unerwartet ihr Pferde frei. Diese stoben natürlich freudig von dannen. Und Giaco? Nach einer ersten Schrecksekunde wollte er mit drei riesigen Galoppsprüngen hinterher. Da war nichts Böses dabei, sondern nur pure Lebensfreude. Und doch reichten die Freuden-Sprünge aus, um mir den Strick aus den Fingern zu ziehen. Da war einfach nichts mehr zu halten. Da Giaco aber in eine Ecke aus Absperrungen gelaufen war, versuchte ich ruhig zu bleiben und auf das frische Gras zu hoffen. Nach 10 Minuten grasen würde ich ihn wohl wieder am Kopf haben. Ich blieb ruhig stehen und wartete erst mal ab. Manchmal kommt er dann von ganz allein zu mir.

Leider gerieten die beiden anderen Damen aber in helle Aufregung. Eine rannte los, um Giacos Weidegatter aufzumachen, die andere rannte los, um einen Eimer Futter zu holen und nach meiner Freundin Elke zu rufen. Pure Hektik. Das war für Giacos Nerven zu viel. Er fing an nervös auf und ab zu laufen. Und dann geschah es: der herunterhängende Strick wickelte sich 3 mal (!) um sein Fesselbein, wobei sich das verdickte Ende dann noch zwischen Fesselgelenk und Strick verkeilte. Mir blieb der Atem stehen!

Eine der Damen schrie: „Jetzt bricht er sich ein Bein! Jetzt bricht er sich ein Bein!“ Mir wurde speiübel. „Vater! Vater!!!! Vater, mach was! Hilf!!!“ schoss es mir durch den Kopf. Und dann wurde mir ganz plötzlich klar, dass es bei uns Menschen genauso ist.

Wenn wir, und sei es nur aus Freude und Übermut, Gott von der Hand gehen und nicht mehr an seinen Hilfen stehen, dann können uns die Fallstricke unseres Lebens das sprichwörtliche Bein brechen.

„Ja, Vater, ja, ich hab’s verstanden! Könntest du jetzt bitte mein Pferd befreien?“ Ich habe total gezittert vor Angst. Aber unser guter Gott hat geholfen. Kein Beinbruch, alles gut gegangen!

Halleluja!!!! Und ein paar winzige Tränchen der Erleichterung, als ich den Schlawiner wieder bei mir hatte, der mich etwas verdattert ansah: „Frauchen? Alles gut? Wie kommt das Wasser in dein Gesicht?“

~Cornelia Bagheri

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