Von den zwei Traurigkeiten

In der Gemeinde von Korinth gab es Vorfälle, die den daran leidenden Apostel zu deutlicher Ermahnung gezwungen haben. Sicherlich hatten sie mit Sport zuerst nichts zu tun. Es hätte nicht geholfen, diese Vorfälle einfach zu übergehen. Nur die deutliche und unangenehme Sprache war in der Lage, die ebenfalls leidende Gemeinde herauszufordern. Dies ist gelungen.

 „Denn die Traurigkeit, wie Gott sie haben will, schafft allemal eine Reue, die zum Heil führt, und solche Reue bereut man nie. Die Traurigkeit dagegen nach Art dieser Welt führt zum Tod.“ 2. Korinther 7, 10

Die Gemeinde war an einem toten Punkt angekommen, auch was die Beziehung zu ihrem Gemeindegründer betraf. Das ist jetzt nicht nur überwunden, es geht mit neuem Elan voran. Tote Punkte aber stimmen zuerst traurig. Totpunkte im Sport zeigen sich in kurzen, aber heftigen Zeitabschnitten. Aber es kann sich auch hinziehen. Zu nichts mehr Lust, Tiefpunkte, die zur Durststrecke mutieren.

Im Sport signalisiert das „Ich-kann-nicht-mehr“ den übergroßen Wunsch auszusteigen. Ob sich das zwischen Kilometer 30 und 40 bei einem Marathonlauf abspielt oder im zweiten Drittel eines Acht-Stunden-Wettbewerbs oder auch nur in einem ungewohnten 1.000-Meter-Lauf. Im Tiefpunkt der körperlichen und psychischen Verfassung bleiben dir zwei Möglichkeiten: Du hörst auf oder du beißt dich durch. Der Vergleich mit dem Bibelwort kann hier Antwort sein.

Bei der Traurigkeit nach der Welt steigst du „einfach“ aus. Bei der Traurigkeit nach Gottes Willen kannst du einen Sinn erkennen. Denn der eine schleppt die Spuren der Enttäuschung und der Frustration mit nach Hause, der andere hat vielleicht noch eine sehr gute Platzierung erreicht und strahlt vor Freude. Welch ein Unterschied!

Natürlich gibt es echte Gründe, die Segel zu streichen. Es macht keinen Sinn, sich mit einer schwereren Verletzung weiter zu quälen, ganz abgesehen von den Folgen. Aber da, wo du merkst, dass es beim toten Punkt jetzt eine Frage des Wollens und Überwindens wird, kannst du das mit Jesus bereden – und durchziehen.

Bei einem Norddeutschen Meisterschaftslauf war es passiert. Mittelfußbruch rechts. Da saß ich im Wald und tat genau das, ich fragte in meiner Hilflosigkeit Jesus. „Was soll ich denn jetzt machen?“ Da fiel mir ein, dass man ja in meiner Sportart sowieso die Füße auf den Fußrasten behalten soll. Also den Stiefel wieder anziehen. Zwar nicht schmerzfrei, konnte ich den Wettbewerb zu Ende bringen. Auch wenn ich dabei die Sektionen natürlich nicht mehr zu Fuß abgehen konnte. Dieses Gespräch am Totpunkt eines Wettkampftages war mir eine große Hilfe. Ich wusste wieder, mit wem ich unterwegs und dass ich nicht allein war. Die Traurigkeit „wie Gott sie haben will“, auch wenn es sich bei den Korinthern um etwas anderes handelte, führt aus der Sackgasse heraus. Hinterher war ich so dankbar, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Helmfried Riecker

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