Tag X- come back stronger

 

Die größte Befürchtung eines Leistungssportlers ist der sogenannte Tag X. Der Moment, an dem eine Verletzung eintritt, die möglicherweise irreversibel ist, die das Abrufen von Höchstleistungen für lange Zeit verhindert und voraussichtlich das Ende der Karriere bedeutet. Es ist der Tag, an dem Träume zerplatzen und an denen man sich zwingen muss, Hoffnungen zu begraben. Man kann selbst nicht mehr für die Ziele kämpfen, für deren Erreichen die Konkurrenz weiterhin alles geben kann.

Diese Sportler werden durch OPs wiederhergestellt und sollen durch Physiotherapie aufgebaut werden. Nicht nur als körperlicher, sondern auch seelischer Knotenlöser ist man hier als Therapeut gefragt. Was sagt man solchen Personen, denen „come back stronger“ gewünscht wird, wo ein „stronger“, stärker, aber unrealistisch erscheint? Welche Hoffnung können Physiotherapeuten solchen Athleten geben, mit denen sie tagtäglich zusammentreffen?

Ein Vers in der Bibel ist mir in diesem Zusammenhang aufgefallen. Hiob, ein starker, erfolgreicher und vermögender „Athlet“, hat einen solchen Tag X erlebt. Er verteidigt seine Lebensweise vor seinen Freunden, die ihm einreden wollen, dass er selbst Schuld an seiner ausweglosen Situation habe:

„Habe ich mein Vertrauen auf Gold gesetzt, das Feingold meine Zuversicht genannt?
Habe ich mich gefreut, dass mein Vermögen riesig war, dass meine Hand Gewaltiges schaffte? (…)
Dann wäre das eine Schuld, die vor die Richter gehört, dann hätte ich Gott in der Höhe verleugnet.“
(Hiob 31,24.25.28)

Hiob sagt, dass derjenige, der seine Zuversicht in Gold(medaillen) setzt, einen Fehler macht. Er bestätigt, dass Vermögen und Erfolg kein tragfähiges Lebensfundament bilden. Er hat erlebt, wie es ist, am Tag X alles zu verlieren: Erfolg, Vermögen und mit dem Verlust der Gesundheit auch die Perspektive auf ein Comeback.

Meine Patienten kann ich nicht trösten, indem ich ihnen ihre bisherigen Erfolge aufzähle. Nach dem Motto: „Schau mal, was du alles schon erreicht hast. – Du kannst zufrieden sein.“ Es macht keinen Sinn, ihnen eine völlige Wiederherstellung vorzugaukeln und sie mit noch möglichen Erfolgen zu ködern. Nach dem Motto: „Das wird schon wieder – alles nicht so schlimm.“

Das Einzige, was hilft, ist, irgendwie auf den allmächtigen Gott in der Höhe hinzuweisen. Der den Überblick nicht verliert und als Tröster Gelassenheit und Freude in Umständen schenken kann, die aussichtslos erscheinen. Diesen Frieden, den die Welt nicht kennt, wünsche ich jedem meiner Patienten. Aber vor allem denen, deren Träume bis auf weiteres geplatzt sind und deren Gesundheit aller Voraussicht nach eingeschränkt bleiben wird.

Ich habe das Privileg, meinen Patienten von Berufs wegen die Hände auflegen zu dürfen – sie bitten sogar darum. Ich gebe auf therapeutischem Wege mein Bestes und suche zusammen mit Jesus nach den kleinsten Chancen, um eine Verbesserung herbeizuführen. Aber gleichzeitig bete ich, dass seelische Knoten gelöst werden und ich in meinen begleitenden Gesprächen den Blick auf den Schöpfer ermöglichen kann, dem alles möglich ist und völlige Heilung herbeiführen kann.

Mir ist es ein Anliegen, dich zu bitten, für die Sportler zu beten, die unter ihren Verletzungen nicht nur körperlich leiden. Gott segne dich in deinem Kontakt zu den Sportlern, die Gott dir anvertraut hat.

Conny Zöller

Ehrenamtliche Mitarbeiterin bei SRSinternational.
Arbeitet als Physiotherapeutin, ist verheiratet mit Alex. Gemeinsam haben sie 4 Töchter.
Sie begeistert sich für Fitness-Sport und Bouldern.
Ihr Motto für Sportmission lautet: „Sei fexibel, um dich an die Umstände anzupassen. Verbieg dich nicht, um Jesus zu bekennen.“

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