Ohne Zweifel ist das hessische Hinterland eine Region mit einer sehr bewegten Rallye Geschichte. Auf einem schier unendlich scheinenden Netz von kleinen und Kleinst-Straßen haben in der Vergangenheit zahlreiche Rallyeteams manch sportlichen Wettkampf ausgetragen. Nicht selten standen große Namen und internationale Fahrer in den Nenn und Siegerlisten der Hinterland Rallye. Wie auch andernorts machen sich allerdings auch hier die allgemeinen Entwicklungen und die schwindende Akzeptanz für den Motorsport in Politik und Bevölkerung bemerkbar. Umso erfreulicher, dass der MSC Holzhausen/H. e.V. im ADAC erneut am letzten Samstag zur 2. Auflage des ADAC Autohaus Sindermann Rallyesprint Hünstein eingeladen hatte. Sehr kompakt und top organisiert galt es, wie im Vorjahr, einen kernigen Rundkurs unter die Räder zu nehmen. Mit rund einem Drittel Schotteranteil in bester Akropolis-Rallye Qualität und schnellem, kurvigen Asphalt war auf engstem Raum rund um den Ort Holzhausen toller Rallyesport zu sehen. Da ausschließlich außerhalb öffentlicher Straßen gefahren wurde, hatten auch verschiedene Rallyecrosser sowie Gruppe H Fahrzeuge die Gelegenheit, an den Start zu gehen. Nachdem Michael Weber in seinem bildhübschen Audi Quattro diverse Gäste pilotiert hatte und auch Carsten Alexy seine Vorausrunden beendete, ging es dann am frühen Nachmittag für die 63 Starter und etwa ein Dutzend Retro-Teams los.
Allen voran stürmten die unerschrockenen Plum Brüder mit dem betagten, aber nicht zu unterschätzenden Mitsubishi EVO. Danach ging es Schlag auf Schlag weiter mit Marco Koch auf seinem C-Kadett, gefolgt von Christian Sier und Tony Bayer auf BMWs. Und während Papa Stefan bei der Ostsee Rallye mit dem Hyundai am Start war, führte der Junior Nicolai Göttig seinen brüllenden Rally 4 Corsa im Hinterland aus. Die nun folgenden Rally 5 Renault Clio, vier Stück an der Zahl, machten deutlich, wie viel Spaß ein Kleinwagen machen kann, wenn er beherzt bewegt wird. Erik Sindermann von SRSmotorsport, erstmals mit Tochter Noemi auf dem Beifahrersitz, machte vor den Eheleuten Daniel und Sandra Wittner sowie Thomas und Melanie Schulz mächtig Dampf und wurde von den vielen heimischen Zuschauern gefeiert.
Auch im weiteren Verlauf waren viele alte Bekannte, die Dank Trockenheit und spektakulärer Fahrweise viel Staub aufwirbelten. So waren Udo Schiffmann und Martin Bernhardt auf ihren BMWs im direkten Vergleich sehr schön anzusehen, ebenso auch Phillip Knof mit seinem Peugeot Rallyecross Wagen.
Gefahren wurden jeweils knapp drei Runden, und über den Nachmittag hinweg gab es drei Durchgänge, die zu absolvieren waren. Am Ende des Tages stand, nachdem der EVO des Teams Plum streikte, das Team Bayer/Buß als Sieger fest. Nur 4 Sekunden dahinter landete Christain Sier / Dennis Rehm, Platz drei ging trotz Plattfuß auf der dritten Prüfung mit 7 Sekunden Rückstand auf den Sieger an Erik und Noemi im Renault Clio!
Herzlichen Glückwunsch!!
Das Feld der Retros, sprich Sollzeit Fahrer, war leider nur spärlich vertreten. Neben alten Bekannten startete auch der gebürtige Thüringer Lars Wiegand mit seinem Wartburg 353 in der Lackierung der Eisenacher Werksmannschaft. Durch die Mitfahrten, die Michael Weber im Audi möglich machte, war Anica Heerklotz „arbeitslos“ geworden und hat kurzerhand im Wartburg vorgelesen. Es müssen nicht immer 5 Zylinder und Quattro sein…
Zusammenmit Co-Pilotin Anica machte Lars Wiegand den Sieg in der Retrowertung klar!
Eine großartige, familiäre Veranstaltung liegt hinter allen Beteiligten. Neben einer perfekten Organisation und, Gott sei Dank, ohne nennenswerte Zwischenfälle bleibt der Rallyesprint 2024 jedoch wohl vor allem den Posten und Helfern im oberen Abschnitt in Erinnerung. Staubwolken, die einem Sandsturm glichen, machten das Ausharren neben der Wertungs-Prüfung zu einer echten Prüfung für alle Helfer! Danke an euch! Danke den Holzhäusern, die auch in diesem Jahr großartige Gastgeber waren.
Wenn sich nun die Saison langsam dem Ende neigt, so geht schon jetzt der Blick ins Jahr 2025. Hoffentlich auch wieder im Hinterland!
Jens Bechtel
Fotograf und ehrenamtlicher Mitarbeiter bei SRSmotorsport