In letzter Zeit liest man im Sportteil immer häufiger von Respekt und Wertschätzung. Sportler brechen Interviews ab und lassen den Journalisten einfach stehen, weil sie sich von ihm nicht genügend respektiert oder wertgeschätzt fühlen. Andere Sportler forcieren trotz eines gültigen Vertrages einen Vereinswechsel, weil sie sich von den Verantwortlichen des Vereins nicht ausreichend respektiert und wertgeschätzt sehen.

Wenn man so etwas liest, drängt sich natürlich die Frage auf, wie man Respekt messen kann? Ist Respekt die Bewunderung, die einem erfolgreichen Sportler entgegenschlägt? Oder zeigt sich Respekt durch die Anzahl der Nullen auf der Gehaltsabrechnung? Das kann eigentlich nicht sein, denn dann wäre es nicht erklärbar, dass Sportler während der Corona-Pandemie mit einem Gehaltsverzicht einverstanden waren. Oder dass Sportler von „kleinen“ Vereinen ihre Verträge trotz deutlich lukrativerer Angebote sogar zu geringeren Bezügen als bisher verlängerten.

Vielleicht wird Respekt oftmals einfach falsch verstanden. Respekt ist nicht die Bewunderung, die mir Fans entgegenbringen. Respekt bedeutet nicht, belohnt zu werden. Respekt muss man sich nicht einmal verdienen. Respekt steht jedem zu. Per Definition von Wikipedia ist Respekt „die Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Ehrerbietung gegenüber einem anderen Lebewesen“, und zwar unabhängig von Leistung. Jeder verdient Respekt!

Das bedeutet, dass Respekt bei mir beginnt. Bevor ich mich darüber beschweren kann, dass andere mir nicht genügend Respekt entgegenbringen, sollte ich mich selbst hinterfragen, wieviel Respekt ich anderen entgegenbringe. Einen Journalisten vor laufender Fernsehkamera einfach stehen zu lassen, sich im Weggehen noch lautstark aufzuregen und anschließend über die Medien nachzutreten, ist sicherlich nicht besonders respektvoll. Vereinsoffizielle öffentlich zu diskreditieren und über die Medien zu verlautbaren, dass man keine Grundlage mehr für eine weitere Zusammenarbeit sieht, ist sicherlich auch nicht sehr respektvoll.

Ich möchte einzelne Situationen nicht kommentieren und auch nicht bewerten. Sicher gibt es hier, wie in jedem anderen Fall auch, zwei Seiten der Medaille, und ich kenne nicht die komplette Geschichte. Ich kenne nur die einseitige Sichtweise, wie sie in den Medien dargestellt wird.

Trotzdem bleibt die Tatsache, dass Respekt bei mir anfängt und dass ich nicht von anderen Respekt einfordern kann, wenn ich mich selbst anderen gegenüber respektlos verhalte. Die christliche Haltung ist eine andere. Paulus schreibt im 2. Kapitel des Briefes an die Philipper:

„Nicht Eigennutz oder Eitelkeit soll euer Handeln bestimmen. Sondern nehmt euch zurück und achtet den anderen höher als euch selbst. Seid nicht auf euren eigenen Vorteil aus, sondern auf den der anderen – und zwar jeder von euch! Denkt im Umgang miteinander immer daran, welchen Maßstab Christus Jesus gesetzt hat.“ Philipper 2, 3 – 5

Das ist eine starke Aussage. Vielleicht geht es dir wie mir und du musst erst einmal schlucken, nachdem du das gelesen hast. Es geht nicht um mich. Gerade im Mannschaftssport muss man sich das immer wieder sagen: Es geht nicht um mich. Es geht um das Team. Ich habe schon oft die Aussage gelesen, dass der einzelne Spieler nicht entscheidend sei, der Verein stehe über allem. Das klingt in den Ohren der Fans sicherlich gut. Aber wie oft wird diese Einstellung tatsächlich gelebt?

Wenn ich mich nur um mich selbst drehe und nur meine Karriere zählt, zeige ich damit, dass ich keinen Respekt vor dem Team habe. Dieses Verhalten wird mir niemals Respekt einbringen. Kurzeitige vielleicht die Bewunderung meiner Fans. Aber ist das wirklich alles? Lässt die Bewunderung nicht auch ganz schnell wieder nach? Auch ein Vereinswechsel ändert nicht meine Einstellung.

Respekt bekomme ich nicht dadurch, dass ich mich selbst verwirkliche. Respekt bekomme ich dadurch, dass ich mich in den Dienst der Mannschaft stelle, dass ich mich selbst auch mal zurücknehme. Dadurch, dass ich nicht immer selbst den Abschluss suche, sondern auch bereit bin, für einen anderen aufzulegen, der vielleicht besser positioniert ist. Damit wir als Team die bestmögliche Leistung bringen können.

Wenn du respektiert werden willst, dann fang bei dir selbst an. Du wirst respektierst, wenn du anderen Respekt entgegenbringst. Und auch wenn es schwer ist, fang gerade bei den Menschen an, die dir keinen Respekt entgegenbringen. Mach du den Unterschied und erweise du ihnen den Respekt, den sie dir schuldig bleiben. Das ist wahre Größe im Reich Gottes.

Stefan Rapp

SRS Gemeindereferat & MORE Sportlerbibel

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