Wir waren auf der Rückreise vom Fahrradtrial Welt-Cup in Polen und sahen von der Autobahn aus die damals riesigen überfluteten Gebiete Ostdeutschlands. Auch in Polen hatte es geregnet. Aber nicht nur von oben. Betreuer und Fahrer waren sich uneins. „Ich hätte dich beim Warmfahren gebraucht, aber du standest wieder woanders.“- „Es ist nicht richtig, dass ich erst nach der Trinkflasche schreien muss!“

Sehr harmonisch lief das nicht ab. Zumindest bildeten sich solche dunkle Wolken hinter der Stirn: „Wenn du das so siehst, mach doch deine Sache alleine!“ Vom Sachverhalt war klar, dass der Fahrer Recht hatte. Die Situation verleitete durch das triste Wetter noch verstärkt dazu, „aus dem Fleisch heraus“ zu reagieren. Ist das dann das letzte Wort?

„Christus hat uns befreit, damit wir als Befreite leben. Bleibt also standhaft und lasst euch nicht wieder in ein Sklavenjoch spannen!“ Galater 5,1

Paulus ging beim Schreiben dieser Zeilen drei Verse zuvor (4,28-30) von der Geschichte Abrahams aus. Auch in dessen Familie gab es Probleme – und keine kleinen. Je länger Abrahams Frau keine Kinder bekam, umso mehr wuchs ihre Ungeduld. Die Notlösung, durch ihre Magd zu einem Sohn zu kommen, vergrößerte das Problem drastisch, nachdem danach auch ihr eigener Sohn Isaak das Licht der Welt erblickt hatte. Und Paulus folgert: „Ihr aber, liebe Brüder, seid wie Isaak Kinder der Zusage Gottes.“

Das ist da, wo Gottes Geist regiert. Und dies war im Moment der Uneinigkeit beim Welt-Cup die Frage. Der eine will seinen Wettkampf weiter im Glauben durchziehen und der Betreuer funktioniert nicht hilfreich. Darüber kann man ja sprechen. Doch die Reaktion auf den zu recht bestehenden Vorwurf war im Denken – und da beginnt ja alles – abdriften Richtung Knechtschaft, wie man das Wort Sklavenjoch auch übersetzen kann. Etwas fesselt dich und lässt dann die Dinge nicht mehr zu, die dran wären. – Es war zwischen uns alles noch einmal gutgegangen.

Zu einer geistlichen Verhaltensweise gehört, sich etwas sagen zu lassen. Gerade Ältere, mit ihrem größeren Erfahrungsschatz und vom Leben geprägt, tun sich eher schwer, sich von einem jüngeren Menschen etwas sagen zu lassen. Aber es geht nicht anders: Fehlverhalten erkennen, eingestehen, entschuldigen und ablegen. So ist es möglich, den Umständen wieder optimal zu begegnen.

Wenn beide Partner in ihrem Wollen und Verhalten „geistlich bleiben“, kann nur der Segen Gottes auf ihrem Tun liegen. Beide haben es aber auch in ihrer Hand, auf welche Seite sie sich stellen wollen: Auf die der Freiheit oder auf die der Knechtschaft? Die beste Nachricht ist: Du kannst die Kupplung treten und den Kraftfluss aufs Getriebe und die Räder unterbinden. Das ist das große Vorrecht derer, die auch nach einem Regenwetter des Fehlverhaltens von Herzen geistlich gesinnt und wieder frei sein wollen. Denn dies ist ihr Vorrecht!

Helmfried Riecker

SRSsportarten und Gründer von SRS e.V.

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