Gut geflucht ist halb verloren

Wer mit dem Hammer statt dem Nagel seinen eigenen Daumen trifft, verspürt die Neigung, seine Gefühle in Worte zu fassen. Es kann zum Fluchen ausarten, wenn wir in die Enge getrieben worden sind. Wir können es nicht immer verhindern, in solche Situationen zu kommen. Im Sport sind sie vorprogrammiert. Da wird es plötzlich eng in der Zeit, „die Knochen“ tun einem weh, der brutal zupackende Wiederholungstäter der gegnerischen Mannschaft möchte das Fass zum Überlaufen bringen. Manchmal muss man einfach schimpfen. Deutliche Töne wirken Wunder, doch der Fluch hat immer etwas Herabwürdigendes an sich – ganz besonders dann, wenn darin sogar noch der Name Gottes vorkommt.

„Aus demselben Mund kommt Loben und Fluchen heraus. Aber so sollte es gerade nicht sein, liebe Brüder.“ Jakobus 3, 10

Jakobus, einer der leiblichen Brüder von Jesus, kennt solche Grenzsituationen. Und er nimmt klar Stellung dazu: Loben oder fluchen. Gerade in Situationen, wo du tatsächlich in die Enge getrieben worden bist, stehen dir andere Möglichkeiten offen. Zum Beispiel dann, wenn es dich zum Fluchen drängt, Gott bewusst zu loben. Oder für den, der dich unter Druck bringt, zu beten und Gott auch unter Schmerzen zu danken, dass er jetzt der Herr der Situation ist.

Das klingt so einfach. Ist es das wirklich? Schimpfen, murren, fluchen, aber auch danken und loben kann man sich angewöhnen und wieder abgewöhnen. Unser bedrängtes Gemüt kann sich durch alle fünf Dinge Luft machen. Doch du musst dich entscheiden. Am besten nicht erst, wenn der Hammer den Daumen getroffen hat oder du zum wiederholten Mal gerade an dir selber gescheitert bist.

Es sollte vorher schon klar sein, dass du nicht fluchen möchtest. Ein Christ, der ständig murrt, schimpft und im schlimmsten Fall flucht, ist ein miserables Aushängeschild für ein Leben mit Jesus. Es ist nicht tragisch, wenn uns da und dort mal „der Gaul durchgeht“, aber wir schaden uns selbst, anderen und vor allem der Sache des Reiches Gottes, wenn das mahnende Wort eines Jakobus ausgeschlagen und die Sache zur Gewohnheit geworden ist. „Aber so sollte es gerade nicht sein!“

Das hat nicht nur mich bewegt: Der haushohe Favorit und vielmalige Weltmeister im Bike-Trial, Benito Ros, patzt in den ersten beiden Sektionen bei der Europameisterschaft in Italien. Die Zuschauer halten den Atem an. Das gibt es doch gar nicht! Was ist nur los, schon 10 Strafpunkte zu viel? Der Spanier sagt – nichts. Die zweite und letzte Runde dann fehlerfrei – bis auf einen Abschnitt. Die Nässe hat wohl einem Richtungspfeil an den Baumstämmen so zugesetzt, dass er bei Benitos Durchgang einfach abfällt – keine Berührung durch den Fahrer. Der Punktrichter muss laut Reglement für einen abgefallenen Pfeil aber die volle Strafpunktzahl geben: Fünf. Benito reklamiert ruhig, aber es nützt nichts. Er fährt weiter und verpasst um zwei Punkte den Titel. Am meisten aber hat mich sein Verhalten beeindruckt. Ein ganzer Athlet.

Helmfried Riecker

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