In der langen Betreuung meines Sohnes im Fahrrad-Trialsport bleiben manche Erlebnisse einfach hängen: Der Wettkampf war gerade zu Ende gegangen. Die Punktekarte wies in der letzten Runde 9 Strafpunkte aus. Super, sicherer zweiter Platz und vielleicht sogar Erster? Halt. Das kann nicht sein, da war doch eine Fünf dabei. Und dann da noch zwei und dort war noch etwas. Und da hinten…13 war die Wahrheit. Der 15jährige marschierte zur Fahrtleitung und „reklamierte“. Pech: Jetzt bei Punktgleichheit sogar nur Dritter. Pech? Nein Sieg! Vielleicht der eigentliche heute. So etwas prägt. Spontaner Kommentar des „Unterlegenen“: „Gott wird mich sicher woanders beschenken!“

„Ich habe mich entschieden für Wahrheit und Treue, habe vor mich gestellt dein göttliches Recht.“  Psalm 119, 30

Bevor du bewusst Christ wurdest, gab es für dich nur einen egoistischen Maßstab für das, was Wahrheit ist. Je nach Erziehung, Gewissen, Einfluss und Erfolg konntest du wahrscheinlich in der Regel ganz gut damit leben. Aber Jesus sagt, dass er selbst die Wahrheit in Person ist. Er begann, deine Ansichten über Wahrheit in Frage zu stellen und deckte damit viele unschöne Dinge auf. Kein Mensch würde es aber ertragen, wenn Gott ihn auf einen Schlag erkennen ließe, was er alles falsch gemacht hat und in Zukunft noch falsch machen wird. Aber manchmal ergibt sich eine Situation, in der Gott dir die ganze Verlorenheit deines Wesens zeigt und du dir wie ein Betrüger vorkommst: Nach gutem Start hat dir vielleicht der Gegenspieler von Jesus, Satan, die Sicht vernebelt und du weißt, dass es sich um Sünde handelt.

Das sind die Stunden, in denen ein Mensch an sich selbst verzweifelt, weil er meint, kein „richtiger“ Christ sein zu können. Doch das ist nur die eine Seite der Wahrheit. Die andere steht dagegen: „Sieh, darum bin ich für dich gestorben. Das hat es mich gekostet, weil du so weit weg von Gott warst. Und genau in diesem Zustand deiner Verdorbenheit nehme ich dich jetzt als mein teuer erworbenes Kind an, vergebe dir vollständig alles, was du getan hast, und niemand kann dich aus meiner Hand reißen. Du musst dich nicht krampfhaft bessern wollen. Ich habe alles für dich getan.“

Welche der beiden Wahrheiten wird in dir siegen? Von deiner Antwort hängt sehr viel ab. Du allein fällst die Entscheidung. Bei der Punktekarte war es noch relativ einfach. Aber auch hier hätte die Entscheidung lauten können: „Die sind doch selber schuld, wenn sie die Karte nicht richtig knipsen können!“ Nein, es wäre nicht gut gewesen, die Konkurrenten und den Veranstalter zu betrügen. An diesem Pokal hätte niemand Freude gehabt.

Helmfried Riecker

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