Vor einigen Jahren hatte ich die Möglichkeit, gelegentlich in einem Nachwuchs-Leistungszentrum eines Fußball-Bundesligisten mitzuarbeiten. Meine Aufgabe bestand darin, vorwiegend Teenager im Lernen für ihre schulischen Aufgaben zu fördern. Denn die wenigsten schaffen den Sprung in den Profifußball und gehen also einen „normalen“ Berufsweg.

Im Gespräch mit einer pädagogischen Mitarbeiterin des Leistungszentrums über die Lebensrealität, in der sich die Nachwuchskicker bewegen, hörte ich vom Leistungsdruck, der bereits im Jungendbereich herrscht. Nicht nur, wer es zu den Profis geschafft hat, steht in der täglichen Herausforderung, sich beweisen zu müssen. Das beginnt viel früher. Ein Junge, so erzählte sie mir, hatte sich ihr gegenüber geäußert, dass er, hätte er gewusst, was er für den Erfolg alles aufgeben müsste, den Weg nicht gewählt hätte.

Leistungsdruck – gibt es den eigentlich nur im Sport? Oder kann es nicht schon zum Druck werden, dass diese Andacht hier einen Abgabetermin für mich hat? Was ich damit sagen möchte: stehen wir nicht in vielen Lebensbereichen unter Druck? Natürlich in der Arbeit (egal ob sportlich oder nicht), aber auch in der Familie, im Ehrenamt. Selbst in der Kirche? Jesus sagt in Matthäus 11,28ff:

„Kommt alle her zu mir, die ihr müde seid und schwere Lasten tragt, ich will euch Ruhe schenken. Nehmt mein Joch auf euch. Ich will euch lehren, denn ich bin demütig und freundlich, und eure Seele wird bei mir zur Ruhe kommen. Denn mein Joch passt euch genau, und die Last, die ich euch auflege, ist leicht.“

Wie passen eigentlich der tägliche Leistungsdruck des Lebens und Jesus, der lediglich eine leichte Last gibt, zusammen? Ist die leichte Last nicht ein frommer Wunsch, der vielleicht mal am Sonntag im Gottesdienst für ein paar Minuten in Erfüllung geht und danach geht es zurück in das echte Leben? Arbeiten ist schließlich auch ein göttlicher Auftrag. Der Schlüssel ist, so lehrt es Jesus, was wir von ihm lernen können. Wie kommt die Seele zur Ruhe?

An dieser Stelle müssen wir umdenken. Die Frage ist nämlich falsch gestellt. Sie ist so gestellt, dass die Antwort zu einer Handlung meinerseits führt. Aber selbst, wenn ich mein Leben entschleunige, trete ich in Aktion. Die Antwort auf die Frage nach der Ruhe für meine Seele liegt jedoch nicht in der Aktivität, sondern in einer Art Ort, nämlich im Zusammensein mit Jesus. Deswegen muss und kann die Frage nur lauten: Wo kommt die Seele zur Ruhe? „Bei mir“, sagt Jesus.

Eine letzte Frage will ich dir noch stellen: Wie eng bist du mit Jesus verbunden? Ist er vielleicht nur ein loser Begleiter, den du hin und wieder aufsuchst, wenn der Druck zu groß wird? Dann ändere deine Haltung und gehe ganz mit ihm, egal ob erstmals oder erneut. Vielleicht ist es ja auch tatsächlich dran, dass du dein Leben entschleunigst. Willst du aber eine Ruhe für deine Seele, von der du eigentlich nicht mal zu träumen wagst, bekommst du die nur ganz eng verbunden mit Jesus.

Heute, da ich diese Andacht schreibe, bin ich sehr früh wach. Über die Dächer meines Ortes hinweg kann ich gen Osten den beginnenden Tag in seinen wunderschönen Orangetönen begrüßen. Immer wieder schaue ich vom Computer auf durchs Fenster und genieße das Geschenk, das Jesus mir damit macht. Nebenbei suche ich nach einem Lied über die genannte Bibelstelle und finde aber ein anderes, eines, das ich noch nicht kenne, mich aber ebenfalls zu Jesus führt. Heute Morgen ganz eng – „bei mir“!

Jörg Sahm
SRS Motorradpastor
Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und wohnt in Griesheim
Seine Sportart ist Motorradtouren u. Fahrsicherheitstrainings
Und sein Motiv für Sportmission lautet: „(Mit) Christus dort hinfahren, wo die Menschen sind.“

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