In diesem Monat ist es endlich wieder so weit: Am 26. November startet in Kontiolahti/Finnland der Biathlon-Weltcup in die 46. Saison. Auch wenn es erst in zehn Tagen darum geht, Weltcup- Punkte zu sammeln und um Podestplätze zu kämpfen, die Athleten und Athletinnen schuften schon seit Monaten dafür, optimal vorbereitet in die neue Saison zu gehen. Als großer Wintersport-Fan folge ich einigen der Athleten und Athletinnen auf Instagram und bekomme dort regelmäßig Einblick in den Trainingsalltag. Eine der Athletinnen, denen ich folge, ist die Norwegerin Tiril Eckhoff. Auch sie hat den Sommer über einige Bilder bei Instagram geteilt. Urlaubseindrücke, Fotos mit Freunden und Trainingseinheiten. Eines hatten alle diese Bilder gemeinsam, sie zeigten eine fröhlich strahlende, immer gut aufgelegte Tiril Eckhoff.

Vor kurzem wurde jedoch bekannt, wie weit die Realität von diesen Bildern entfernt ist. Sie hatte sich im Anschluss an die letzte Biathlon-Saison mit Corona infiziert, litt in der Folge unter schweren Erschöpfungssymptomen und anhaltenden Schlafstörungen, die ihr Leben bestimmten und eine geregelte Vorbereitung unmöglich machten. Sie fühlte sich dazu gezwungen, für ihre Follower eine Scheinwelt aufzubauen, weil sie Angst hatte, man könne sich über ihre Erkrankung lustig machen oder sie verharmlosen. Ihre schwedische Konkurrentin Elvira Oeberg ist in einem Interview darauf angesprochen worden. Sie zeigte Verständnis für Tiril Eckhoff und betonte, dass es schade ist, dass man als Sportler in der Öffentlichkeit nicht auch offen über Schwierigkeiten reden kann. Ich kann ihr nur zustimmen.

Auch Sportler sind „nur“ Menschen. Auch Sportler erleben Höhen und Tiefen, Krisen und schwierige Situationen. Auch Sportler sind nicht immer nur stark. Das ist uns im Grunde genommen auch allen klar, nur wollen wir das nicht lesen. Denn Sportler müssen funktionieren, sie müssen immer gut drauf sein, immer performen, immer ihr Bestes geben. Ein Athlet, der über seine Schwächen redet, ist bei den Fans ganz schnell unten durch. Sportler sind Idole, die haben nicht mit Problemen zu kommen. Dabei brauchen auch sie jemanden, zu dem sie gehen und mit dem sie über ihre Probleme sprechen können. Jemanden, der ihnen zuhört und der ihnen dabei hilft, ihre Lasten zu tragen.

Als Christ bin ich froh, dass ich mit dem, was mich beschäftigt, zu Jesus kommen kann. Bei ihm kann ich alles abladen, was mich umtreibt und nicht zur Ruhe kommen lässt. Er hat es versprochen:

„Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet; ich werde sie euch abnehmen.“

So steht es in Matthäus 11, 28. Jesus ist nur ein Gebet weit entfernt. Ihm kann ich alles sagen, was mich quält und ich weiß, dass er sich darum kümmert. Darüber hinaus bin ich froh, dass es auch Menschen in meinem Leben gibt, die für mich da sind. Menschen, die mich trösten, wenn es mir schlecht geht. Menschen, die mir mit Rat und Tat zur Seite stehen und für mich beten, wenn ich selbst nicht mehr weiterweiß. Ich bin sehr dankbar für diese Menschen in meinem Leben. Deshalb möchte ich selbst auch so ein Mensch für andere sein:

„Helft einander eure Lasten zu tragen! Auf diese Weise werdet ihr das Gesetz erfüllen, das Christus uns gegeben hat.“ Galater 6,2

Ich kenne Tiril Eckhoff nicht und deshalb kann ich ihr nicht sagen, dass es okay ist, zu den eigenen Schwächen zu stehen. Aber ich kann in meinem Umfeld einen Beitrag dazu leisten, dass Menschen nicht denken, dass sie ihre Fehler verstecken müssen. Nur wenn sie offen über ihre Fehler sprechen, können sie auch Hilfe erhalten, so wie sie jetzt auch Tiril Eckhoff endlich bekommt. Ich möchte ein Mensch sein, der anderen dabei hilft, ihre Lasten zu tragen. Ich möchte für die Menschen in meinem Umfeld, für meine Freunde, meine Trainingspartner und Sportkameraden da sein. Ich möchte ein offenes Ohr für sie haben und ihnen zeigen, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind. Wenn du das auch möchtest, dann mach du in deinem Umfeld den Unterschied.

Stefan Rapp

SRSöffentlichkeitsarbeit

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