Kaum zu glauben wie schwer es mir fällt, den seitlichen Abstand zum Tennisball besonders auf der Vorhandseite richtig einzuschätzen. Seit einiger Zeit schlage ich den kleinen, gelben Filzball über das Netz und es begeistert mich zu erleben, dass ich auch mit über 50 Jahren noch lernfähig bin und durch Training gute Fortschritte mache. Aber im Blick auf die richtige räumliche Wahrnehmung habe ich ein Defizit. Generell laufe ich viel zu dicht an den Ball, sodass ich oft nur mit angewinkeltem Arm meine Vorhand schlagen kann. So verpufft jeglicher Schwung. Und obwohl ich weiß, dass zwischen mir und dem Ball noch meine Arm- und Schlägerlänge liegen, wiederhole ich diesen Fehler: Zu nah am Ball!
Wie gut, dass es in meiner Beziehung zu Jesus dieses zu „nah“ nicht gibt. Im Gegenteil: Ich werde aufgefordert, die Nähe Gottes zu suchen.

„Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch.“ Jakobus 4,8a

Allerdings wissen wir, dass dieses Nahen zu Gott nur möglich geworden ist, weil Gott die für uns unüberbrückbare Kluft zwischen ihm und uns Menschen überwunden hat. Gott sucht in Jesus die Nähe zu seinen Geschöpfen. Der sündige Mensch hätte von sich aus dem vollkommenen Gott nicht nahen können. Es ist ein wenig vergleichbar mit dem Bild: Wer der Sonne zu nah kommt, verglüht. Jesu vergossenes Blut ist der Preis für unsere Sünde. Nur seine Vergebung macht es möglich, dass wir keinen Abstand zu unserem Gott halten müssen. Gott kam uns zuerst nah und deshalb können wir ihm nahen. Das Neue Testament spricht sogar davon, dass Jesus in den Menschen wohnt, die ihm ihr Leben anvertrauen. Näher als „in uns“ geht es nicht mehr! Wusste Jakobus das denn nicht?

Jakobus legte stark die Betonung auf das im Glauben gelebte Handeln. Ich glaube er wusste, dass wir als Menschen, die grundsätzlich Jesus ihr Leben anvertraut haben, trotzdem in der Gefahr stehen, uns innerlich von Gott zu entfernen. Unser Problem ist nicht wie bei meinem Tennisspiel, zu „nah“ dran zu sein, sondern eher uns von Gott zu entfernen.

Persönlich merke ich, wie schnell ich in den Tag hinein leben kann und losgelöst von Gott meinen Alltag gestalte und lebe. Ich frage mich: Ist nicht diese Art von Selbstbestimmung Ausdruck meiner mangelnden Bereitschaft, mich Gott wirklich anzuvertrauen?

Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch. Reinigt eure Hände, ihr Sünder und heiligt eure Herzen, ihr Wankelmütigen.“ Jakobus 4,8

Wie kann ich Gott nahen? Ich suche Gottes Nähe in dem Bewusstsein, dass ich Sünder bin und immer wieder Vergebung brauche. Allerdings wünscht sich Gott von mir eine bußfertige Einstellung und die Bereitschaft, dass ich mich auch tatsächlich verändern will.

Ich soll meine Hände reinigen und mein Herz heiligen. Hände sind das Sinnbild des Handelns und die Aussage muss selbstverständlich ethisch verstanden werden und bedeutet, dass ich Abstand nehme von meinen schlechten Taten. Bin ich wirklich bereit, in dieser Weise Gottes Nähe zu suchen?

Das Herz ist der Ort der Erwägungen und Gedanken. Mein Herz zu heiligen meint, dass es um eine Sinnesveränderung geht. Obwohl ich noch in derselben Welt lebe, bin ich nicht mehr von dieser Welt und lebe nicht nach den Denkweisen und Maßstäben dieser Welt. Gottes Wille soll mein Wille werden. Manchmal ist es schon verwunderlich, wie gespalten/wankelmütig ich denken und leben kann. Morgens noch bete ich und vertraue Jesus mein Leben an – und wenige Stunden später falle ich wieder in „weltliche“ Denkweisen. Und vertusche z.B. meine Nachlässigkeiten mit Halbwahrheiten, nur damit ich besser dastehe.

Ich bin so dankbar, dass das Leben mit Jesus einem andauernden Training gleicht. Ich bleibe dran, stecke nicht auf, auch wenn ich große Defizite sehe. Aber regelmäßiges Training macht Fortschritte möglich. Auch in meinem Leben mit Gott! Ich will es lernen, in der beschriebenen Weise Gottes Nähe zu suchen mit der Zusage, dass Gott mir nahe sein wird.

Gabriela Grube
SRSprofisport

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