Anfang Februar sorgte ein Bericht mit einem anonymen Skispringer in einer Schweizer Zeitung für großes Aufsehen. Der Athlet behauptete, dass in seinem Sport praktisch jeder Sportler betrügt. Dies sei sogar bekannt und bei den Kontrollen würde nicht so genau hingeschaut. Seiner Aussage nach springen seine Konkurrenten alle mit zu groß geschnittenen Anzügen, wodurch sich die Tragfläche erhöht, was dann zu weiteren Sprüngen führt. Sein Fazit daraus war, weil alle betrügen, sei er dazu gezwungen, mitzuziehen. Er berichtet offen von einem Wettkampf am Kulm/Österreich Ende Januar. Dort sei er mit einem regelwidrigen Anzug gesprungen, das sei jedoch bei der Kontrolle nicht bemerkt worden und er konnte ohne weitere Sanktionen das Stadion verlassen.

Andere Athleten reagierten geschockt auf dieses Interview und widersprachen den Aussagen vehement. Ob die Anschuldigungen berechtigt sind oder nicht, kann und will ich nicht beurteilen. Aber sie hinterlassen doch zumindest einen faden Beigeschmack. Man fragt sich: Ist der Ehrliche am Ende tatsächlich der Dumme? Rechtfertigt die Tatsache, dass andere sich nicht an die Regeln halten die Einstellung, dass ich mich dann ja auch nicht an die Regeln halten muss? Wenn alle betrügen, dann ist es ja am Ende wieder fair?

Was hast du davon, wenn du einen Wettkampf gewinnst, aber genau weißt, dass du nur deshalb gewonnen hast, weil du zu unerlaubten Mitteln gegriffen hast? Ist dann nicht immer die Angst da, doch noch erwischt zu werden? Was wäre das für ein Gesichtsverlust? Kannst du dich über einen unrechtmäßigen Sieg wirklich freuen? Wird dann nicht eher die Medaille, die doch eigentlich das Zeichen deines Erfolgs sein soll, zum Mahnmal für dich, das dich jedes Mal, wenn du sie ansiehst, daran erinnert, dass eigentlich jemand anderes diese Auszeichnung verdient hätte? Und dass du sie nur hast, weil du deinen Konkurrenten darum betrogen hast? In der Bibel steht in Sprüche 11,3:

„Ehrlichkeit leitet den Aufrichtigen auf seinem Weg; ein Unehrlicher zerstört sich selbst durch seine Falschheit.“

Wirklich freuen kann ich mich über einen Sieg nur dann, wenn er ehrlich errungen ist. Wenn ich tatsächlich der Beste war und die anderen im fairen Wettkampf geschlagen wurden. Aber was ist, wenn um mich herum alle betrügen? Auch dann will ich es mit der Wahrheit halten. Selbst wenn ich dadurch Nachteile in Kauf nehmen muss und es vielleicht nicht auf das Siegerpodest schaffe. Aber auf lange Sicht fahre ich mit der Wahrheit eindeutig besser. Und ich bin mir sicher, Gott wird mich dafür belohnen, wenn ich an der Wahrheit festhalte.

Das gilt nicht nur im Sport, das können wir auch auf alle anderen Bereiche unseres Lebens ausweiten. Du bekommst beim Bäcker zu viel Wechselgeld raus. Was machst du? Steckst du das Geld ein und freust dich über die günstigen Brötchen, oder klärst du den Irrtum auf? Du hast auf der Arbeit einen großen Fehler gemacht. Wie verhältst du dich? Wälzt du die Verantwortung auf einen Kollegen oder auf den Kunden ab? Oder übernimmst du selbst die Verantwortung für dein Versagen?

Es gibt viele Momente in unserem Leben, in denen wir versucht sind, es mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen. Die Wahrheit ein bisschen zu überdehnen, wie man im Volksmund sagt, eine kleine Notlüge nutzen. Aber auch eine Notlüge bleibt eine Lüge und ein Betrug bleibt ein Betrug. Lasst es uns mit der Wahrheit halten:

„Lasst uns nicht mit Worten lieben, noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.“ 1. Johannes 3, 18

Als Christen sollte es uns auszeichnen, dass man sich auf unser Wort verlassen kann und dass unser Handeln rechtmäßig ist.

Stefan Rapp

SRSöffentlichkeitsarbeit

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