Ich höre gerne Fußballkommentatoren zu, die früher selbst Fußball gespielt haben. Da habe ich das Gefühl, dass sie die heute aktiven Spieler verstehen und sich in sie hineinversetzen können. Ist es doch noch nicht so lange her, dass sie selbst den Ball getreten haben.

Jamie Carragher, ein ehemaliger Verteidiger vom FC Liverpool, verteidigte einen Spieler, der etwas getan hatte, was für die Öffentlichkeit nicht akzeptabel war. Er argumentierte, dass wir, die Öffentlichkeit, an Profispieler so hohe Anforderungen stellen würden, dabei aber vergäßen, dass sie genauso sind wie wir, nur eben sportlich hoch talentiert.

Jason Whitlock, ein weiterer Experte, der den amerikanischen Sport kommentiert, argumentierte einmal, dass die Fans Spieler manchmal so sehr vergötterten, dass dies schon zu einer Form des Götzendienstes mutiere. Er argumentierte, dass unsere Verehrung auf der Erwartung beruhe, dass die Profis in allem, was sie tun, perfekt seien. Wenn sie jedoch versagen, haben wir das Gefühl, von ihnen enttäuscht worden zu sein. Wir hofften, dass sie uns Orientierung und Sinn geben würden – und unsere Reaktion ist das Bedürfnis nach Rache für diese sogenannte Enttäuschung.

Als ich über diese beiden Aussagen nachdachte und mir einige meiner Lieblingsfußballprofis  vor Augen führte, dachte ich auch darüber nach, ob meine Meinung über sie auf der Art und Weise beruht, wie es die Bibel von uns erwartet, unsere Mitmenschen zu sehen. Oder ob ich überzogene und unnötige Erwartungen an diese Profis stelle. Zu meiner Überraschung entdeckte ich, dass ich einige Spieler vergötterte und andere hingegen geißelte. Diese Ansichten beruhten auf den Hoffnungen, dass diese Spieler meiner Lieblingsmannschaft zum Sieg verhelfen würden. Aber auch auf der Angst vor solchen Könnern, die für Mannschaften spielen, die ich nicht mag. Gut erkennbar in den „Derby“-Rivalitäten.

Ich glaube, dass ich damit nicht allein bin, denn ich habe in Gesprächen und Diskussionen mehr als einmal gehört, wie andere über Profisportler sprachen, als seien sie ihre Retter oder als seien sie unverzeihliche Täter.

„Daher beurteilen wir jetzt niemand mehr nach rein menschlichen Maßstäben. Früher haben wir sogar Christus so beurteilt –

heute tun wir das nicht mehr.“ 2. Kor 5,16

 Der Kontext, in dem Paulus diesen Satz schreibt, ist die Überzeugung und Motivation, die ihn als Botschafter für Christus antreibt. Dabei setzt Gott Paulus und seine Gefährten als seine Vertreter im Werk der Versöhnung Gottes mit den Menschen ein. Paulus betrachtet andere Menschen nicht mehr nach menschlichen Maßstäben oder Meinungen, sondern nach dem, wozu er von Gott berufen ist.

Ich möchte dich herausfordern, darüber nachzudenken, wie du deine Mitmenschen siehst, sei es ein unmittelbarer Nachbar, oder jemand, den du im Fernsehen oder in den sozialen Medien siehst oder von der Zuschauertribüne eines Stadions aus. Vergötterst du sie? Siehst du auf sie herab? Oder betrachtest du sie im Hinblick auf ihre Identität in Christus? Was könnte Gott aus ihrem Leben machen? Diese Sichtweis steht allerdings konträr zu unseren derzeitigen menschlichen Standards. Änderung aber ist möglich.

Felix Kibogo

SRS TSR

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