Im Jahr 2016 sind wir auf eine Frau aufmerksam geworden, die viele Miniponys hat. Verwahrlost, fast verhungert, vollgeschissen, krank…

Die Frau war psychisch nicht auf der Höhe und völlig überfordert mit ihren 80!!! Miniponys. Durch Zufall entdeckten wir dieses Leid und die Frau bat uns um Hilfe und so holten wir 9 kleine Fohlen ab, die am schlechtesten dran waren, um sie zu retten, zu versorgen und vor dem Tod zu bewahren. Zudem nahmen wir eine Scheckstute mit, die völlig abgemagert war und sehr krank aussah. Wir päppelten all die Tiere auf. Wir sind ein kleiner Verein, der es sich zum Ziel gemacht hat Kindern und Jugendlichen zu helfen „mit geradem Rücken“ Erwachsen zu werden (www.anorak21.de).

Wir machen viel, um Kindern und Jugendlichen wertvolle Erlebnisse zu ermöglichen (Abenteuerpädagogik, Freizeiten, Konzerte, Sport…). Und dann haben wir unser Herzstück: die Ranch. Tiere erreichen die Kinder am allerbesten. Hier dürfen sie einfach sein, Gemeinschaft erleben und die Tiere erobern die Herzen wie im Flug.

So auch all diese kleinen schutzbedürftigen Ponys. Die Kinder kamen in Scharen um sich zu kümmern und zu pflegen. Die Scheckstute, die so schlecht aussah war trächtig. Wir ließen sie untersuchen und päppelten sie auf und am 06.06.2017 bekam sie eine kleines unglaublich niedliches Fohlen. Wir nannten es „Cupcake“. Die Kinder liebten dieses kleine Geschöpf und das Fohlen machte uns alle so glücklich. Es war fröhlich und sprang über die Wiesen.

Doch je größer es wurde, desto krummer wurden ihre Beine und wir machten uns große Sorgen. Cupcake sprang nicht mehr und wollte nicht mehr gerne laufen und so fuhren wir mit ihr in die Klinik. Sie wurde geröntgt und untersucht und es kam raus, dass dieses arme kleine Geschöpf ein Gendefekt hat. Und zwar hat sie Wadenbeine. Das haben Pferde normalerweise nicht. Nur Menschen und Schweine. Die Pferdeklinik gab sich große Mühe und sie berieten sich lange mit Orthopäde, Chefarzt…

Dann erklärten sie uns, das man dieses Pony einschläfern müsse, weil dieses Wadenbein nicht mitwächst und je größer das Pony wird, umso krummer werden die Beine und die Schmerzen werden unerträglich. Wir weinten und fragen, ob es denn keine Möglichkeit gäbe das operativ zu regeln. Sie versprachen uns, sich schlau zu machen. Mit dieser traurigen Nachricht kamen wir nach Hause zu den Kindern und erzählten ihnen ehrlich was mit Cupcake los sei. Die Kinder weinten und sagten Cupcake dürfe nicht sterben. Sie meinten, dass wir Mitarbeiter im „anorak“ immer davon reden würden, dass jeder auf dieser Welt wichtig sei. Das wir an jeden dahergelaufenen Mensch glauben würden und ihnen Hoffnung geben würden. Und dass wir oft davon reden würden, dass es einen Gott gibt, der die Kinder liebt und nur das Beste will. Wir Mitarbeiter kamen ganz schön in Bedrängnis.

Nach ein paar Tagen fuhren wir wieder in die Klinik, weil die Tierärzte mit uns reden wollten. Sie erklärten uns, dass man theoretisch dieses Wadenbein durchtrennen und kürzen könne, dass diese OP aber weltweit noch nie gemacht wurde. Und dass sie keine Ahnung hätten, ob das funktioniert und ob die Beine später stabil genug wären um das Pony zu tragen. Die OP sollte 6000,- Euro kosten und hinzu kämen nachher orthopädische Schuhe und ein Trainingsprogramm für das Pony. Ein teurer Spaß dafür, dass man nicht weiß, ob das überhaupt funktioniert. Wir kamen mit der Botschaft nach Hause und rein rational war diese OP ein Desaster und völlig absurd. Unser Verein ist klein und lebt großenteils von Spenden. Es war finanziell einfach nicht machbar.

Zuhause angekommen erzählten wir von dieser schlimmen Nachricht. Wir fingen alle an zu weinen. Mitarbeiter sowie Kinder. Alle liebten dieses kleine fröhliche Pony, das die Herzen berührte. Die Kinder sagten, dass sie bei uns im „anorak“ gelernt hätten, dass wir nie jemanden aufgäben. Dass wir immer an das Gute glauben und Hoffnung haben sollten. Ein kleines Mädchen sagte, dass es uns sein ganzes Taschengeld geben würde, ein anderes, dass es sich zu Weihnachten nichts wünschen würde außer Geld für die Operation und plötzlich war Hoffnung im Raum und Enthusiasmus. Die Kinder überlegten sich, wie sie Spenden sammeln könnten…

Und so fingen sie an, mit uns zusammen eine Woche lang die leckersten und schönsten Cupcakes zu backen, um sie dann bei einer tollen Cupcake-Veranstaltung (Cupcakes für Cupcake) zu verkaufen. An diesem Nachmittag kam so viel Geld zusammen, das wir die OP durchführen konnten. Die Ärzte in der Klinik waren von dieser Geschichte so berührt, das sie sagten, sie würden uns die Hälfte erlassen. Und so fuhren wir unser kleines Pony zusammen mit Ihrer Mutter in die Klinik.

Es war eine renommierte Klinik, wo nur wunderschöne und große Tiere stehen. Alles schick und steril. Und dann unser kleines niedliches langhaariges Pony dazwischen. Die Kinder haben Banner gemalt mit Botschaften wie „Alles Gute, Cupcake“, „Wir denken an dich“…

Sogar ein Kindergarten aus der Gegend hatte Geld gesammelt und dem Pony ein Bild gemalt. All das hing an ihrem viel zu großen Stall in dieser sonst so sterilen Klinik. Unsere Cupcake wurde operiert. Sie war tapfer. Es ging ihr nicht gut. Sie hatte starke Schmerzen. Wir fuhren täglich abwechselnd mit unterschiedlichen Kindern hin, streichelten sie, beteten für sie und machten ihr Mut. Sie musste drei Monate in der Klinik bleiben.

Weil man dann erst den Erfolg sehen konnte. Diese Zeit war gefüllt mit Hoffnung, Angst, Mitleid, Trauer und Gebet. Nach drei Monaten sagten die Ärzte wir dürften Cupcake abholen. Sie sei stabil. Ob die Beinchen langfristig tragen, das könne man erst nach einem Jahr wirklich sagen. Aber wir sollten sie jetzt mitnehmen und zu Hause mit ihr trainieren. Ein richtiges Programm bekamen wir für sie mit. Sie bekam kleine orthopädische Schuhe, die die Schiefe in den Beinen ausgleichen sollten.

Das war eine Freude, als dieses Pony zurück auf den Hof kam. Nicht nur die Kinder standen dort mit Tränen in den Augen. Die kleine Cupcake war so stark und wollte einfach leben. Sie ist jetzt fast drei Jahre alt und springt wieder glücklich über die Wiesen und ärgert ihre Ponygefährten. Sie erobert noch immer die Herzen der Menschen und darf leben. Und das, weil Kinder an sie glaubten.

Inez Bewernick

Print Friendly, PDF & Email