Juli 2020
Als Hund finde ich ja, dass ich, genau wie alle anderen Hunde, zu wenig zu Essen bekomme. Weil das alle
anders sehen, ist es ganz gut, dass auf einmal 14 Mädchen hier für das Reitercamp von SRS auf dem
Mitteltalhof standen, denen beim Essen immer mal was runtergefallen ist. Oder als ich den Kuchen
umgeworfen habe… Das war ein Spaß, alle haben gekreischt und gelacht. Naja und dann musste ich an die
Leine. Aber das war es wert!
Aber ich glaube, dass die wegen der Pferde hier sind. Auf jeden Fall sind sie einen Tag mehr geritten, als ich
Pfoten habe. Täglich einmal vor und einmal nach dem Mittagessen. Und dann sind sie schon wieder
gefahren. Zum Glück musste ich niemanden im Kreis durch die Gegend tragen, aber ich glaube die Kinder
fanden das toll. Naja und als die Pferde auf einer Waldwiese über Stangen und Slalom laufen sollten, durfte
ich auf einem Stock kauen. Was will man mehr? Ein Würstchen vielleicht.
Jedenfalls wollte mich vor dem ersten Reiten und nach dem Abendessen niemand streicheln. Da saßen alle
nur an Tischen und haben in ein Heft geschrieben, haben Geschichten in der Bibel gelesen und gebetet. Ja,
ich weiß was das ist. Oh das Beten war eine echte Geduldsprobe für mich. Das haben sie vor jedem Essen
gemacht… Könnt ihr euch vorstellen wie anstrengend das für einen hungrigen Hund ist? Aber irgendeins der
Kinder hat sich immer freiwillig dafür gemeldet. Und je mehr Tage ich an meinen Pfoten abgezählt habe,
desto mehr Kinder wollten auch beten. Sie haben viele Geschichten gehört und darüber geredet. Über einen
Mann der nicht von Löwen gegessen wurde. (Versteht jemand die Löwen? Einfacher hätten sie es doch echt
nicht haben können.) Über eine Frau, Esther, die durch ihren Mut und ihr Vertrauen auf Gott die Juden
gerettet hat oder über drei Freunde in einem Ofen. Es ging viel um die Liebe von Gott und um das, was Jesus
für die Menschen getan hat. Sehr viel. Sie haben in Kleingruppen zusammengesessen und darüber
gesprochen. Die Mädchen konnten viel davon mitnehmen, einiges Neues lernen, haben Fragen gestellt und
gesagt was sie darüber denken und wurden mit neuen Gedankenanstößen in den Abend entlassen.

Den ganzen Tag sind sie auf dem Reitplatz gewesen. Erst mussten die Pferde da laufen und ohne Pferd sind
sie da auch rumgelaufen, über Stangen gesprungen und um Hütchen gerannt. Dauernd. Vielleicht sollten sie
auch mal ausprobieren in Ruhe auf irgendetwas zu kauen. Wenn sie da nicht waren, haben sie ein Seil
gedreht und sind darüber gesprungen. Warum haben sie nicht einfach an dem Seil gezogen? Das macht doch
viel mehr Spaß, oder? Wegen dem, was alle „Corona“ nennen, konnten sie zum Beispiel nicht schwimmen
gehen. Stattdessen haben sie alle Steine gesammelt. Damit haben sie eine Fotohalter gebastelt. Vielleicht
haben jetzt alle ein Foto von mir auf ihrem Schreibtisch.
Irgendwie haben die Kinder die ganze Woche gelacht. Und sie waren laut. Sehr laut. Ich mag sie, sie wollten
mir immer etwas zu Essen geben, aber Frauchen hat nein gesagt. Dabei habe ich gelernt, dass Gott mich
liebt. Auch wenn ich laut Frauchen zu viel esse. Und obwohl ich den Kuchen umgeworfen habe.

Louisa Münch

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