Giacomo zieht um! Teil 2
Da hatten wir ihn also gefunden, den Stall, an dem all unsere Stall-Wünsche wahr werden sollen. Soweit – so gut. Doch in diesem Stall standen noch zwei Hengste. PRE x Lusitano, beide bis S ausgebildet, und ein kleinerWallach, Miniaturhorsemix, der etliche Zirkusnummern beherrschte. Alle drei Pferde sollten verkauft werden, oder, im Notfall, zum ersten September mit der Besitzerin in eine andere Stadt ziehen.
Mir persönlich kam diese Zeit, in der wir zwar einen anderen Stall sicher hatten, aber noch nicht gehen konnten, gerade recht. So konnte ich mich in Ruhe vorbereiten. Nach und nach habe ich meinen Schrank ausgeräumt, Helfer für den Umzugstag angesprochen und überlegt, wie ich Giaco den Umzug erleichtern und sicher gestalten könnte. Leider war es auch eine Zeit, die der Teufel ausnutzen wollte,  um mir immer wieder Zweifel ins Hirn zu setzen. Seine Liste war lang:
– Wenn das mal gut geht. Giaco geht dir da doch wieder ständig von der Hand.
– Wenn das mal gut geht. In dem Alter geht es mit Pferden nach einem Umzug schnell bergab.
– Wenn das mal gut geht. Der gewöhnt sich nie an die neue Box mit Paddock.
– Wenn das mal gut geht. Dein Pferd hat doch auf der Weide gar keinen Schattenplatz.
– Wenn das mal gut geht. Hast du den Hallenboden gesehen?
– Wenn das mal gut geht. Bist du dir sicher, dass Futter und Einstreu dort dauerhaft besser sind?
– Bist du sicher, dass du den Stallbesitzern nicht unrecht tust?
– Bist du sicher, dass du Gott richtig verstanden hast?
– Bist du sicher? Es ist doch so idyllisch hier?
Puh, was legte sich der Höllenfürst ins Zeug! Aber – wann immer ich nachfragte – kam von Gott die Bestätigung. Geh!!!! Geh!!!! Du darfst jetzt wirklich gehen!!! Ich bin bei dir!!!! So wuchs langsam die Vorfreude auf das neue Zuhause. Die Zeit bis zum Umzug erschien plötzlich
unerträglich lang.

Doch dann kam der Tag, an dem alles viel schneller als gedacht ging. Gott sei es gedankt! Am 30.07. ging um 17:42 Uhr mein Handy. Es war Freundin Elke. „Du“, sagte sie, „ wir sind gerade geflogen. Wir müssen zum Monatsende raus. Frank wird es dir auch noch sagen.“ Also bestellte ich sie erst auf einen Beruhigungs-und-lass-uns-planen-Kaffee zu uns. Kaum aufgelegt kam das angekündigte Telefonat des Hofbesitzers. Er wolle nur sagen, dass er erfahren habe, dass Elke und ich den Stall zum 1. September wechseln wollten. Er fordere uns nun auf, bis zum Monatsende seinen Hof zu verlassen. Ok – immerhin ließ er uns also ganze 24 Stunden Zeit. Unterschwellig, und auch ohne Worte hörbar, freute er sich, weil wir seiner Meinung nach jetzt wohl samt Pferden zunächst auf der Straße stehen würden. Dachte er!! Bei der erwähnten Tasse Kaffee bat ich Elke, zum neuen Hof zu fahren, um die Situation zu schildern und zu fragen, ob wir noch heute kommen dürften. Man hatte uns im Vorfeld schließlich zugesagt, dass man im Notfall etwas arrangieren könne. Ich selbst setzte mich ans Telefon, um meinen Mann und meine 7 Helfer anzurufen, die ich vor einiger Zeit schon um Umzugsunterstützung gebeten hatte, denn leider habe ich keinen eigenen Hänger und zur Zeit auch kein Zugfahrzeug. Hmm…. Dieses Unterfangen war wenig erfolgreich. Eine Freundin war krankgeschrieben. Eine hatte zwar den Hänger da, aber das Auto kaputt. Die Dritte war mit ihren Eltern an der Nordsee, könnte mir aber den Hängerschlüssel besorgen lassen. Toll, wenn man doch gerade auch kein Zugfahrzeug hat. Nummer Vier war in einem ungeplanten Urlaub, weil er erst mit dem nächsten Monatswechsel gerechnet hatte. Option 5 und 6 weilten bei einem Familienausflug in weiter Ferne. Der Inhaber von Listenplatz 7 stand bereit mit überaus gewünschter „manpower“, aber leider auch ohne Hänger, bzw. Zugfahrzeug. Mein Mann gab auf der Autobahn Gas.
Was jetzt? Elke hatte ohnehin niemanden „an der Hand“. Mein Stoßgebet: „Vater, jetzt bist du dran! Mach was! Bitte! Schnell!“ Und Gott antwortete. Ich glaube mit einem breiten Grinsen über seine begriffsstutzige Tochter. Denn er hatte ja vorgesorgt. Wie Steinchen, die man übers Wasser tanzen ließ, kamen mir die Begriffe: Gott – SRS – Geschwister – Nähe – Wensing – INES!!!! Ja, das war die Lösung! Ich musste Ines anrufen. Reken ist nicht weit. Gott sei Dank erreichte ich sie und überfiel sie mit meiner Not. Dachte ich, denn auch dort „hörte“ ich wieder dieses bereits vorher vernommene breite Grinsen. Ines sagte mir zu sofort zu kommen und erzählte dann, dass sie
eigentlich mit ihrem Mann ausreiten wollte, aber dann keine Lust mehr gehabt hätte. Auch auf den Alternativvorschlag von Stefan, mit dem Hund eine Runde zu gehen, hatte Ines keine Lust. Sie hatten sich dann gerade mit einem Getränk gemütlich hingesetzt, als mein Anruf – oder besser Hilferuf – sie erreichte. Halleluja!!! Gott ist soooooo gut.
Eigentlich war jetzt überhaupt alles gut. Doch nachdem wirklich nur noch „angepackt“ werden musste, und alle Last von mir fallen konnte, wurde ich nervös. Giaco hatte noch nicht, wie eigentlich geplant, mit seinem „Nervensaft“ begonnen, der 14 Tage vor einem Stallwechsel
gegeben werden sollte. Ich hatte auch vergessen bei Wensings zu erwähnen, dass eines der beiden Pferde ein Kaltblut war. Für den Transport der Schränke hätten besser große Tücher bereit gelegen, ….Wo hatte ich nur meinen Kopf gehabt? Es war mir soooo peinlich!!! Aber es ging alles gut. Hätte ich mir denken können. Gott hatte ja gesorgt. Für alles! Ach Papa, DANKE!!!!!
Um 17:30 gekündigt, um 20:30 das erste Pferd geholt, um 22:30 Umzug beendet. Wenn das nicht sportlich ist.

Unterdessen haben wir uns nicht nur am neuen Stall gut eingelebt, sondern können auch sagen, dass sich all unsere Wünsche wirklich erfüllt haben. Es ist so traumhaft! Und (!) ich konnte hierschon 2 Horseman-Bibeln und zwei „Das Glück der Erde“-Bücher verteilen! Ansonsten glaube ich, sagen Bilder hier mehr als Worte, und Giaco wollte sich auch mal melden:

Hallo, ich bin Giacomo, und ich möchte euch gerne
mein neues Zuhause zeigen. Hier schaue ich aus meiner
neuen Box heraus.

Das, was mir sofort gefallen hat, war die saubere Einstreu und das gute Heu. Mann, war das gut!

Und dann bekam ich meine eigene
Terrasse! Total genial. Aber zuerst hab ich
ganz schön meine Freunde vermisst. Ok,
da waren zwar andere Pferde, aber ich
fühlte fühlte mich sehr allein.
Dann habe ich aber mitbekommen, dass
meine beste Freundin, die Tütti, auch da
ist. Aber sie stand zuerst in einem anderen
Stalltrakt. Das hat mir nicht gefallen.

Auf meiner neuen Weide kann ich viel länger geradeaus galoppieren, als auf meiner alten Weide. Das macht riesigen Spaß! Und jetzt, am neuen Stall, kommt auch Herrchen mich wieder gerne besuchen. Das gefällt mir! Er bringt mir nämlich immer Bananen mit. Oder sogar Birnen!

Nur, als es so heiß war,
da hat Frauchen mich
mit einer Fliegendecke
und Fliegenmaske verhüllt.
Das fand ich nicht so toll.
Obwohl – die Fliegen
waren auch total doof.
Die stachen heftig!
Davon hatten wir früher
nicht ganz so viele.

Die neue Halle fand ich erst mal total gruselig. Da fallen immer Eicheln vom Baum aufs Dach. Aber ich habe mich schnell daran gewöhnt.

Dann gingen die neuen Kumpel weg. Aber es kamen alle meine Freunde vom alten Hof zu mir.
Dafür musste ich einmal von der Box ganz rechts in die Box ganz links ziehen. Macht nix! Freue mich nur, dass alle da sind. Aber bei Regen vor die Tür? Nicht mit mir! Ich halte nur die Nase raus.
Reicht!

Da ich auf Dauer von dem guten aber trockenen Heu etwas Atemprobleme bekam, haben die Hofbesitzer sich gleich einen ausrangierten Einkaufwagen organisiert und spülen mein Heu jetzt immer erst darin ab. Frauchen nennt das „Essen auf Rädern“. Das ist nicht nett. Wo ich doch mit 24 noch gar nicht sooooo alt bin!

Neben den Weiden haben wir jetzt unsere Winterpaddocks bezogen. Einen für jedes Pferd.
Und riesengroß! Man erkennt das hier nicht so. Aber 10 x 12 m pro Pferd sind schon fein. Im Sommer wächst dort Mais. Komisch – so lange bin ich noch gar nicht hier,
Und doch ist aus dem heißen Sommer schon Herbst geworden!

Frauchen sagt: Gott ist bei uns. Und das neue Zuhause ist sein Geschenk an uns!

Abends sitzt Frauchen jetzt oft an meiner offenen Stalltür und genießt die Aussicht. Das gefällt mir, denn dann ist sie noch in meiner Nähe!
Lieber Gruß,
euer Giaco

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