„Ich berge mich unter dem Schatten deiner Flügel, bis das Unglück vorbei ist.“ Psalm 57, 2b

Die Welt hält im Moment den Atem an. Jeder ist betroffen. Wir sprechen schnell vom Glück im Unglück. Und es ist ein Geschenk, wenn man in einer unglücklichen Situation und danach etwas Gutes daran entdecken kann. Aber oft ist es nur der Versuch, nicht zu verzweifeln und sich mit dem wenig Positiven zu trösten.

Der Dichter des Psalms geht dabei einen wesentlichen Schritt weiter:  „Ich berge mich.“ Bergen? Das heißt doch auch Geborgenheit. Wie kann er sich nur so sicher sein? Gerne würden wir ihn fragen: „Wie hast du das gemerkt? Was hast du dabei empfunden? Wie war deine Stimmung unter dem Schatten der Flügel Gottes? Unglück ist doch Unglück, oder?“ Ja, es ist immer etwas, was wir gerne ungeschehen machen oder es zumindest nicht noch einmal erleben wollen. Unglücke lassen niemanden kalt. Körperliches Leid schmerzt. Auch jede andere Form von Unglück bereitet mehr seelische Schmerzen, als uns lieb ist.

„Bis das Unglück vorbei ist“ sagt doch: Alle Unglücke haben ihre Zeit. Schon darin liegt ein starker Trost, aber auch darin, dass Gott Unglücke zulässt. Unglücke sollen Hinweise auf die Nähe Gottes sein, in der wir uns auf das Eigentliche zurückbesinnen, Unwesentliches aus dem Leben streichen und mit ganz neuer Überzeugung an das herangehen, was wir als den Weg Gottes für uns erkannt haben. Und „unter dem Schatten deiner Flügel“ bedeutet: Der Ort maximaler Geborgenheit. Es ist aber u.a. der Platz, an dem die nächsten Schritte reif werden – ungeachtet, wie ruhig oder wie angsterfüllt du dich fühlst – selbst in der weltweiten Epidemie.

Helmfried Riecker

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