09. November 2016

Der Wahlkampf in USA ist heute Morgen an sein Ende gelangt. Eine vor den Augen der Welt geführte Wahlschlacht mit unzähligen Feindseligkeiten bis unter die Gürtellinie hat sein Ergebnis. Die Menschen in USA haben ihre Schlüsse gezogen. Das riesige Land hat einen neuen Präsidenten mit all den noch unabsehbaren Folgen.

Und dann denkst du an deine eigene kleine Welt. Was ist los? Genauer: In den Gedanken geht es los. Feindbilder haben sich eingeschlichen. Wer kennt sie nicht, wer hat sie nicht, wer pflegt sie nicht? Gerade in solchen Situationen entscheidet sich in unserem Denken und Handeln, ob wir das Wort Gottes regieren lassen oder unsere eigenen Wege gehen wollen.

„Wenn dein Handeln Gott gefällt, bewegt er sogar deine Feinde
dazu, sich mit dir zu versöhnen.“ Sprüche 16, 7 (Hoffnung für alle)

„Dein Handeln“ verläuft auf zwei Ebenen, auf der der Gedanken und auf der der Taten. Wie können sie Gott gefallen? Sicher nicht dadurch, dass sie nicht miteinander identisch sind. Sondern indem wir wollen, was Gott will und auf ihn hören. Die daraus folgenden Ergebnisse können nur positiv sein.

Ob du ein Feindbild pflegst, gegen dich selbst oder andere, entscheidet sich auf der ersten Ebene. Auch wenn das Wort in manchen heiklen Situationen zuerst konträr und unerfüllbar aussehen mag: „Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen“ (Lukas 6, 27b. 28a) – so steht doch Gottes unerschöpfliche Durchschlagskraft dahinter. Das Gegenteil ist die Absicht Satans, solange zu wühlen, bis etwas ganz kaputt ist.

Selber schuld
Aber in viel mehr Fällen ist es unsere „eigene Dummheit“: Wer auf der ersten Ebene sich selber sucht (biblisch: nach dem Fleisch lebt) und dies bei besserem Wissen nicht preisgibt, wird auch als wiedergeborener Christ anecken und sich völlig unnötigerweise den Weg zum Herzen der Leute verbauen. Deren Feststellung lautet dann: „Der ist ja auch nicht anders!“ Die Welt geht mit dem, was bei einem Christen Welt geworden ist, ganz weltlich um: Sie lässt ihn links liegen.

Es ist nur logisch, dass die erste Ebene, die der Gedanken, die Wege der zweiten, die der Tat, bestimmen wird. Bevor wir sagen, ich habe Feinde, weil ich Jesus Christus nachfolge, müssen wir die beiden Ebenen untersucht haben. Natürlich gibt es wirkliche Feindschaft um des Evangeliums willen. Die unfasslichen Brutalitäten, mit denen gegen Christen im Mittleren Osten und an vielen anderen Stellen in der Welt vorgegangen wird, treiben einen nicht nur ins Gebet.

Aber nichts wird dem von Gott gedachten Prozess des Friedenmachens mit den Feinden so sehr stören wie das „eigenwillige“ Leben eines Christen. Wo dies regiert, liegt man im Krieg mit sich selbst und der Welt um einen her.

„Ich hatte erkannt, dass ich es selbst kapieren muss!“
Sind die beiden Ebenen deckungsgleich, wird dies von Menschen um dich herum als Festigkeit empfunden, obwohl du es selbst gar nicht so siehst. Dies wiederum bewirkt bei anderen ein vielleicht zuerst gar nicht beschreibbares Vertrauen, was man vielleicht auch mit Achtung gleichsetzen könnte. So kannst du dich guten Gewissens unter deinen Sportkameraden bewegen.

Der heute immer noch in der Tennis-Weltspitze mitspielende Schweizer Roger Federer kam in einem Interview auf die Anfänge seiner Laufbahn zu sprechen. „Als Jugendlicher haben Sie Schiedsrichter angepöbelt, Schläger zertrümmert. Diese kühle Eleganz von heute fehlte Ihnen gänzlich. Was ist passiert?“

Federer: „Ich habe mir selbst das Gehirn gewaschen. Einerseits war ich ganz ruhig, dann bin ich wieder vollkommen durchgedreht. Auf dem Platz verwandelte ich mich in eine zweite Persönlichkeit… Ich ging zu einem Psychocoach, aber das hat auch nicht funktioniert. Es änderte sich in Hamburg 2002: Ich hatte die erste Runde verloren, nach dem Matchball habe ich meinen Schläger zertrümmert, und da habe ich mir geschworen: Ich werde nie wieder ein Sterbenswörtchen auf dem Platz verlieren. Ich hatte erkannt, dass ich es selbst kapieren muss. Nur du selbst entscheidest, ob du Mittelmaß bleiben willst oder Spitzenklasse wirst. Und ich wollte der Beste sein.“

Helmfried Riecker

Sportandacht 45/2016

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