Emma ist eine wunderschöne, kleine Welshponystute. Sie hat ausdruckstarke Augen, die ausschauen, als hätte jemand mit einem Kajal den Lidstrich nachgezogen. Die kleine Schimmelstute ist eine Persönlichkeit. Sie weiß genau, was sie möchte- und was nicht. Als Emma das erste Mal auf Alina (Name geändert) traf, kannte ich mein Pony fast nicht mehr! Doch zuerst davon, wie
Emmas Geschichte bei uns am Hof des Königs begann: mit einem Traum meiner Tochter…
„Mama, ich habe geträumt, dass ich ein süßes, weißes Pony habe, das Emma heißt!“
Wie viele Mädchen träumen von einem eigenen Pferd? Aber hier war es anders. Irgendwie spürte ich, dass dieser Traum von Gott sein könnte, also machte ich mich auf die Suche nach “Emma“. Ich suchte in verschiedenen Verkaufsportalen, bis ich, irgendwann, auf ein Bild stieß, das mein Herz berührte: riesige Augen, kleiner, fast zarter Körperbau und dieser Blick!
Das junge Pony stand bei einem Viehhändler in Österreich. Da ich paar Wochen später sowieso nach Österreich in ein Seminarhaus fahren wollte, passte das ganz gut und ich rief den Händler an. Ich hatte den Eindruck, dass genau dieses Pony „Emma“ aus dem Traum meiner Tochter sein könnte. Süß, klein, hübsch, mit sehr guten Papieren, nur der Preis entsprach noch nicht ganz meiner Vorstellung.
Als ich an dem Hof ankam, sah ich sofort: hier handelte es sich nicht um einen Pferdemenschen, sondern um einen Kuhhändler. Wie mag da wohl dieses Pferdchen zu ihm gekommen sein? Er führte mich in einen niedrigen Stall mit Jungkühen und da stand sie, der Traum meiner Tochter: dürr, verdreckt, mit einem Bockhuf, Schweif und Mähne von den Jungkühen abgefressen. Außerdem hatte sie eine Fistel bei einem Backenzahn. Ich war entsetzt! Wie konnte das Gottes Idee sein? Für mich sah das nicht nach „Traumpony“ aus, sondern nach einem Albtraum… So eine Riesenbaustelle hatte ich doch gerade hinter mir- wohlgemerkt bei einem Pferd, welches Gott mir klar den Auftrag gegeben hatte, dass ich es kaufen sollte (aber das ist eine andere Geschichte, die Geschichte vom Schimmelchen). Ich musste sie einschläfern lassen und mein Herz blutete immer noch bei jedem Gedanken an mein Herzenspferd. Jetzt wieder so ein Drama? Nein! Dafür war ich diesmal nicht zu haben. Mein Herz war noch zu verletzt. Ich wollte und konnte mich noch nicht wieder auf so ein fragwürdiges Abenteuer einlassen. Ich sagte dem Händler ab, auch wenn mir das Pony sehr, sehr leid tat und damit war für mich die Sache gegessen. Also erstmal…
Immer wieder in den nächsten Wochen wurde ich an das kleine, arme Pony erinnert. Und ich wehrte mich erfolgreich mit meiner Vernunft gegen jeden Gedanken, dass das Pony doch zu uns gehören könnte. Aber in Psalm 36: 7b steht: „Herr, du sorgst für Menschen und Tiere gleichermaßen.“
Auch wenn ich mich sehr bemühte, das verwahrloste Tier zu vergessen, Gott hatte sie nicht vergessen. In meiner Gebetszeit wurde irgendwann das Reden Gottes noch einmal sehr klar: ich sollte mich noch einmal an den Händler wenden. Sehr widerwillig, aber gehorsam rief ich an.
Nein, das Pony sei gerade letzte Woche an ein 12-jähriges Mädchen verkauft worden, sie sei nicht mehr zu haben! Ehrlich gesagt: innerlich jubelte ich! Ich war aus dieser Pferdebaustellennummer raus! Es kümmerte sich jemand anderes um das arme Geschöpf! Ich hatte mich wohl verhört, was Gott von mir wollte, kann ja mal vorkommen. Meine Erleichterung war sehr groß.
Sechs Wochen später bekam ich einen Anruf: eine österreichische Nummer, komisch… Es war der Viehhändler. Ob ich noch Interesse an dem Pony habe? Es sei zurückgegeben worden und er wolle es jetzt nur noch loswerden. Halber Preis. Und falls ich es nicht nehmen würde, ginge es halt nach „Italien“. Italien bedeutet, dass sie an Pferdemäster in Italien verkauft werden sollte, die sie später schlachten würden.
Was bedeutete das für mich? Ich hatte gedacht, ich hätte Gott ein bisschen ausgetrickst. Eigentlich wusste ich, dass ich mich nicht verhört hatte und der Traum meiner Tochter war auch sehr klar gewesen. Ich musste mich entscheiden. Besser spät gehorsam als gar nicht. So fuhren wir nach Österreich, zahlten 500 Euro für ein verwahrlostes Schlachtpony, packten Emma ein und brachten sie nach Hause.
Viel Platz, gutes Futter und eine kleine Herde, die Emma herzlich aufnahm, taten das ihrige. Emma wurde ein wunderschönes, gesundes Pony, das viele Kinderherzen am Hof des Königs höherschlagen ließ und auch sehr herausforderte. Denn Emma war schließlich Emma, mit ihrem eigenen Kopf und Vorstellungen, besonders was Richtung und Tempo betrafen. Ihr war klare Kommunikation sehr, sehr wichtig. Und wenn jemand noch nicht so ganz ihre Sprache beherrschte, entschied Emma sich sehr oft, die Kontrolle selbst zu behalten und das zu machen, was sie für richtig hielt. Zum Beispiel beim Reiten auf dem Platz wurde oft aus einer „Volte in der Ecke“, ein „aus der Ecke kehrt“.
Bis zu dem Tag, an dem Alina das erste Mal zur pferdegestützten Therapie kommen durfte. Alina war ein sehr stilles Mädchen mit wunderschöner dunkler Haut und geflochtenen Zöpfen. Sie war blutiger Anfänger im Umgang mit den Pferden und beim Reiten. Aber was geschah da? Ich kannte mein Pony nicht mehr. Ihr Blick klebte an diesem Kind und sie versuchte, zu erraten, was Alina wohl meinen könnte. Wo wollte sie beim Führen hin? Zart und behutsam war der kleine Schimmel, wo sie doch sonst so oft auch mal einen Rempler verteilte oder einfach in die Richtung zog, wo sie hinwollte, wenn sie keine klare Führung bekam. Irgendetwas erkannte Emma an der Seele dieses stillen Kindes, das sie so wunderschön fand, eine innere Autorität, so dass sogar diese willensstarke kleine Pferdepersönlichkeit bereit war, ihren eigenen Willen zurückzustellen.
Was geschah mit Alina? Die Rückmeldung, wie dieses Pony sie fand (und übrigens nicht nur Emma, sondern auch andere meiner Pferde), hat Alina viel Bestätigung geschenkt. Es macht ihr Herz stark und hilft ihr einen guten Weg zu finden, zu merken, dass sie schön ist, innerlich und äußerlich.
Es gab inzwischen noch viele Tage, an denen Emma immer wieder begeistert von Alina war.
Ja, Gott hilft Menschen und Tieren gleichermaßen. Emma konnte inzwischen für viele Kinder ein großer Segen sein. Sie hat nicht nur geholfen, reiten zu lernen, sondern Führungsqualitäten zu entwickeln, klar zu kommunizieren, einfach mal die Seele baumeln zu lassen und Stunden des Glücks zu erleben. Ich bin Gott sehr dankbar für diese Führung. Seine Pläne sind immer gut – und immer besser als unsere.
Christiane Schiffmann
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