Einfach respektlos!

Es gibt Momente im Sport, die hängen bleiben. Große Erfolge, dramatisches Scheitern und leider auch Unsportlichkeiten. Eine Unsportlichkeit, an die ich mich noch gut erinnere, spielte sich vor gut drei Jahren in der Fußball-Bundesliga ab. Die Gastmannschaft führt kurz vor Schluss mit 1:0. Das Heimteam leistet sich zudem einen großen Aussetzer. Darauf hin läuft ein gegnerischer Stürmer mit dem Ball auf das leere Tor zu. Er stoppt den Ball auf der Torlinie und wartet auf die zurückeilenden Abwehrspieler bevor er den Ball lässig zum entscheidenden Tor einschiebt.

Was habe ich mich aufgeregt! Warum macht er seine Gegner völlig unnötigerweise lächerlich? Total unsportlich und respektlos! So eine Aktion muss einfach nicht sein. Einfach mal die eigene Überlegenheit demonstrieren und dem Gegner zeigen, wer der Chef im Ring ist. In dem Moment geht es nur um das eigene Ego: „Ich bin besser als du!“

Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich früher auf dem Bolzplatz auch schon ähnlich gehandelt habe. Genau wie besagter Stürmer, hatte ich auch solche Momente, in denen ich den Gegner lächerlich gemacht habe.

Dass es auch anders geht, durfte ich letzten Sommer von einem Dreizehnjährigen lernen. Bei einem Baseballcamp war ein geistig behinderter Teenager als Teilnehmer dabei. Am Anfang traf er beim Schlagen die Bälle nicht, verbesserte sich aber Stück für Stück und schließlich schlug er den Ball auch mal ins Feld. Er rannte los zur ersten Base. Da er nicht sehr schnell laufen konnte, war das verteidigende Team im Feld meistens schneller an der Base und er war Out. Einmal schaffte er es sogar auf die zweite Base und ein Mitspieler war am Schlag. Der Ball flog ins Feld und er lief langsam los zur dritten Base. Der Ball kam zum 13-jährigen Pitcher des Gegners, der die Zentrale Position im Feld einnimmt. Er hatte ausreichend Zeit den Ball zum Mitspieler auf der dritten Base zu werfen und den Jungen mit der geistigen und körperlichen Einschränkung Out zu machen.

Er tat es nicht. Er hielt den Ball einfach fest und ließ den Läufer des gegnerischen Teams sicher auf die Base kommen. Der Pitcher ist ein richtig guter Spieler, der im Verein Baseball spielt und genau weiß, was zu tun ist. In diesem kurzen Moment entschied er, dass es ihm wichtiger ist, dass der andere Junge ein Erfolgserlebnis hat, als dass er seine deutliche Überlegenheit ausspielt und für sein Team das Out macht. Bis heute bin ich beeindruckt von dieser Geste. Ein Dreizehnjähriger ist mir zum Vorbild geworden. Er hat vorgelebt, was sich Gott von uns wünscht.

Im Brief an die Gemeinde in Philippi schreibt Paulus:

„Seid nicht selbstsüchtig; strebt nicht danach, einen guten Eindruck auf andere zu machen, sondern seid bescheiden und achtet die anderen höher als euch selbst. Denkt nicht nur an eure eigenen Angelegenheiten, sondern interessiert euch auch für die anderen und für das, was sie tun. Geht so miteinander um, wie Christus es euch vorgelebt hat.“ Philipper 2, 3-5

Ja, selbstverständlich geht es im Sport auch ums Gewinnen und darum, eine gute Leistung zu zeigen. Ohne diesen Ehrgeiz macht Sport nicht wirklich Spaß. Was aber genauso wichtig ist, ist wie ich mit meinen Gegnern und Mitspielern umgehe. Will ich alle Aufmerksamkeit nur auf mich ziehen? Will ich meinen Gegner richtig fertig machen? Oder lasse ich auch Anderen die Gelegenheit, zu glänzen und Erfolgserlebnisse zu haben? Kann ich mich mit ihnen freuen und ihre Leistung wertschätzen? Kann ich ihnen helfen sich zu verbessern?

Wie sehen dich deine Mitspieler und Gegner? Entscheide selbst.

Patrick Rahmede

SRS-Öffentlichkeitsarbeit und Baseballcamps

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