Ich habe den schönsten Beruf der Welt! Seit knapp 20 Jahren bin ich nun als Reitlehrerin selbständig und fast genauso lange bin ich „mit Jesus unterwegs“. Dass ich einmal mein Leben Jesus anvertrauen- und mein liebstes Hobby zum Beruf machen würde, hätte ich mir als Kind wohl nie träumen lassen. Wobei ich schon als Kind jeden Abend gebetet habe, allerdings eher als eine Art Ritual oder „Absicherung“ für den Fall, dass es Gott vielleicht doch geben könnte. Später als Teenie trug dann unter anderem unser Schulpfarrer mit einigen seiner Äußerungen dazu bei, dass ich mich mit dem Glauben nicht mehr näher beschäftigen wollte und mir die Kirche (und die Menschen, die dort regelmäßig hingingen) ziemlich uncool und weltfremd vorkamen.  

 

Als junge Erwachsene lernte ich Menschen kennen, die so gar nicht in dieses Bild passten: Eine Freundin lud mich auf eine Gemeindefreizeit ein und die Christen, die ich dort kennen lernte, waren ganz anders als mein Klischeebild: Humorvoll, spontan und auch gar nicht weltfremd. Die Atmosphäre dort beeindruckte mich sehr. Noch nie hatte ich mich in einer Gruppe, in der ich nahezu niemanden kannte, so wohl gefühlt. Im Nachhinein würde ich sagen, dass ich mich bedingungslos angenommen fühlte, so wie ich war. An diesem Wochenende verstand ich, dass Glauben nicht vom Verstand ausgeht, sondern eine Herzensentscheidung ist. Mir wurde zum ersten Mal klar, dass es reicht, glauben zu wollen (weil Gott den Rest dazu tun kann) und dass es dabei um eine Beziehung geht. Die Beziehung zwischen Gott und mir.  

 

Als ich wieder zu Hause war, betete ich das erste Mal ganz persönlich ein kleines, aber folgenreiches Gebet: „Gott, wenn es dich wirklich gibt, dann zeige dich in meinem Leben.“ So zaghaft, wie ich angefragt hatte, war auch Gottes Antwort. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, dachte ich erst, es hätte sich gar nichts verändert. Nach und nach realisierte ich dann aber, dass Gott angefangen hatte, mich zu verändern. Was für eine Wohltat war es für mich, zu merken, wie groß der Unterschied zwischen Religion und lebendigem Glauben ist.  

 

Es tut gut, meine Sorgen bei Jesus abladen zu können und um Vergebung zu bitten für die Fehler, die mir täglich passieren. Und trotzdem überkommen sie mich noch immer mal wieder, die Zweifel. Obwohl ich Gottes Handeln schon oft erleben durfte, nagen sie manchmal an mir. Sie kommen dann in der Gestalt von: „Gibt es Gott wirklich oder ist das alles vielleicht doch nur Einbildung? Oder: Warum lässt ER so viel Leid auf der Welt zu?“  

 

Eine der letzten Jahreslosungen (im Jahr 2020) war der Vers: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben“. (Markus 9,24) Als ich die Jahreslosung las, fragte ich mich, was das denn für ein verwirrender Widerspruch war und warum so ein merkwürdiger Vers die Jahreslosung werden konnte. Ein paar Wochen später machte der Widerspruch plötzlich Sinn für mich. Vorher hatte ich immer sehr mit mir gehadert, wenn besagte Zweifel aufkamen. Ich wollte auf keinen Fall einen derartig lauwarmen Glauben haben, wozu sollte der auch taugen? Nun wurde mir klar, dass ja selbst die Jünger und vor allem Thomas mit Zweifeln zu kämpfen gehabt hatten, obwohl sie sogar selbst mit Jesus unterwegs gewesen waren und sein Wirken live hatten erleben dürfen. Jesus hat sie deshalb nicht für unbrauchbar erklärt, sondern sie in ihrem Glauben gestärkt. Ich darf also zweifeln. Gott kann meinen Glauben wieder stärken, er ist sich dafür nicht zu schade. Also bitte ich ihn immer mal wieder um einen stärkeren Glauben. 

 

In meinem Beruf merke ich, dass ich dankbarer und demütiger geworden bin. Vieles erscheint mir nicht mehr so selbstverständlich wir früher. Die Tatsache, dass so große und starke Tiere wie Pferde uns auf ihren Rücken tragen und uns oft mit ganzer Hingabe dienen, finde ich ganz neu faszinierend.  

 

Ich habe auch gelernt, dass ich nicht immer für alles eine Lösung haben kann und muss. Wenn ich die Bibel lese, bin ich immer ganz überrascht, dass ich fast jedes Mal einen Vers entdecke, der mir vorher nicht wirklich aufgefallen ist. Genauso entdecke ich auch im Umgang mit den Pferden und beim Unterrichten immer wieder neue Dinge, die mich faszinieren und manchmal auch fragend machen. Dann fange ich oft an zu recherchieren, um Antworten zu bekommen. Manchmal werde ich dabei fündig, manchmal aber auch nicht. Ich werde also sowohl im Glauben als auch im Umgang mit dem Pferd zeitlebens eine Lernende bleiben. Das ist aber auch völlig in Ordnung. Schließlich geht es ja um den schönsten Beruf der Welt und um den Schöpfer des Universums.  

Sonja Schnietz 

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