Vor kurzem fand das Finale der US Open im Dameneinzel statt, eines der prestigeträchtigsten und am höchsten dotierten Tennisturniere weltweit. Iga Swiatek, die Nummer 1 der Welt, hatte es wieder ins Finale geschafft und bereits drei Grand

Slam-Turniere gewonnen. Ons Jabeur, ihre um sieben Jahre ältere Finalgegnerin dagegen noch keins, aber sie wollte diesen großen Erfolg unbedingt. Der Druck war groß. Jabeur verkrampfte, fand nicht zu ihrem Spiel und lag schnell 6:2 und 3:0 zurück. Mit dem Rücken zur Wand fing sie aber plötzlich an, besser zu spielen und konnte den zweiten Satz wider Erwarten noch richtig spannend gestalten. Woran lag die plötzliche Verbesserung? Angelique Kerber als Co-Moderatorin sagte, es liege daran, dass Ons Jabeur beim 3:0 im zweiten Satz nichts mehr zu verlieren hatte, der Druck des „Gewinnen Müssens“ weg war.

Denselben Effekt beobachte ich bei meinem Tennisteam. Im Training, wenn es nichts zu verlieren bzw. zu gewinnen gibt, spielen die meisten um 50% besser als im Spiel.

Kann man auch geistlich zu viel wollen? Wir wollen gute Christen sein, wollen etwas erreichen für Gott, wollen Gott gefallen. Aber was, wenn du gar nichts zu verlieren hast? Oder gar nichts zu gewinnen? Wenn Jesus alles vollbracht hat und du ihm bereits gefällst? Dann könntest du eigentlich befreiter aufspielen, oder?

Jesus hat am Kreuz ausgerufen: „Es ist vollbracht“. Jesu Kreuz ist für alles genug und die Antwort. Die Liebe, die er uns am Kreuz gezeigt hat, ist genug für uns. Das Auferstehungsleben, das er uns geschenkt hat, ist genug. Oft wollen wir dem durch unser Tun, unsere Leistung etwas hinzufügen. Aber völlig unabhängig von dem, was wir zu geben vermeinen, ist er ans Kreuz gegangen und hat alles vollbracht. Das ist bereits geschehen. Vollendete Vergangenheit. Wir können es höchstens annehmen und darin leben. Paulus bringt es in Römer 5,8 so auf den Punkt:

„Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“

Ich habe mir auch überlegt, wie es wäre, wenn ich gar nichts mehr zu geben hätte. Wenn ich z.B. durch Krankheit nicht mehr fähig wäre, Wertvolles für andere zu leisten. Was wäre dann? Wäre ich dann ungenügend, wertlos? Bestimmt hätte ich mit diesen Gedanken und Gefühlen zu kämpfen. Als ich mit Gott darüber gesprochen habe, war mir, als würde er mir in meiner Schwachheit die Königskrone aufsetzen und sagen: „Du bist genug!“

Wir sind so, wie wir sind genug, mit unseren Fähigkeiten und Unfertigkeiten. Wir müssen nicht erst anders sein, um liebenswert zu erscheinen. Unser Wert ist bestimmt durch seine Liebe, die er uns am Kreuz gezeigt hat – und nicht durch unsere Taten.

So ist Jesu Liebe unser Startpunkt, unsere Grundlage und nicht unser Ziel! Durch sein vollbrachtes Werk am Kreuz ist er für uns genug, und wir sind für ihn genug. Dadurch können wir befreit leben, also voll für ihn und sein Reich aufspielen.

Andrea Schieweck

SRS Bibelschulen und Netzwerke

Print Friendly, PDF & Email