Fußball ist großartig, zumindest meistens. So geht es jedenfalls mir. Das Champions League-Finale am vergangenen Samstag hat wieder einmal großartige Leistungen gezeigt. Die siegenden Real Madrid-Stars haben danach immer wieder die Mannschaftsleistung und den Teamgeist hervorgehoben.
Doch manche Ereignisse, Entscheidungen und Entwicklungen passen nicht in das Bild von Begeisterung, Freude am Sport und Teamgeist. Nehmen wir die Beispiele der Trainerdiskussionen und Entscheidungen der letzten Wochen. Oder die Situation von 1860 München (Abstieg in die dritte Liga).
Natürlich haben wir keine internen Kenntnisse. Und doch scheint es offensichtlich, dass persönliche Beziehungen, eigene Ziele, kommerzielle Interessen und politische Machtspiele, den Verein, die sportliche Situation und damit verbunden, etliche Spieler und Mitarbeiter enorm beeinflussen. Es ist dabei leicht, auf Funktionsträger zu schimpfen und globale Entwicklungen zu kritisieren.
Doch wie könnte man in einer solchen Situation handeln? Wie würde ich in prekären Lagen, wo es sich um Konflikte und schwierige Entscheidungen dreht, vorgehen?
Als man Jesus in eine Falle lockten wollte und ihm scheinheilige Fragen nach Prioritäten stellte, antwortet er wie folgt:
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand. Dies ist das größte und wichtigste Gebot. Ein zweites ist ebenso wichtig: Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst.“ Matthäus 22,37f
Es geht also primär um Beziehungen:
* Beziehung zu mir selbst
* Beziehung zum anderen
* Beziehung zu Gott
1. Die Beziehung zu mir selbst
Wie ist meine Beziehung zu mir selbst? Das hat vor allem etwas mit Selbstannahme zu tun. Kann ich mich so lieben, wie Gott mich geschaffen hat? Kann ich mit David sagen: „Danke Herr, dass du mich so wunderbar gemacht hast!“? (Psalm 139,14)
Oder vergleiche ich mich eher mit anderen, würde gerne das Aussehen, die Begabung, das Alter, die Talente des anderen haben? Wann habe ich, wann hast du, das letzte Mal DANKE gesagt? Denn das schließt ein DANKE für meine Grenzen und Begrenzung ein. Und es bedeutet auch, zu Fehlern und Niederlagen zu stehen, sich selbst verzeihen zu können und andere um Verzeihung zu bitten
2. Die Beziehung zum anderen
Das Gebot der Nächstenliebe klingt ja gut und richtig, doch aber eben auch visionär oder gar utopisch? Jesus, der uns ja sendet, wie er selbst seine Sendung verstand, hat es uns vorgelebt:
* Dienend, nicht herrschend
* Rettend, nicht richtend
* Und immer bei dem, der seine Hilfe braucht
Paulus bringt es auf den Punkt: Das Wichtigste aber ist die Liebe gegenüber dem Nächsten. (Römer 13,8)
Aber kann ich überhaupt den anderen lieben, wenn ich ihn doch sportlich besiegen möchte? Eine uns bei SRS oft gestellte Frage. Eindeutig: JA!! Viele der großen sportlichen Konkurrenten im Spitzensport respektieren sich nicht nur, sondern sind eng befreundet.
Im Englischen heißt „Wettkampf“ competition. Das ist abgeleitet von den lateinischen Wörtern com und petere – gemeinsam etwas erreichen, sich gemeinsam höheren Zielen stellen.
Der andere erwartet ja gerade, dass ich meine beste Leistung bringe, sonst wäre sein eventueller Sieg ja nichts wert und kein echtes Vergleichen. Sich innerhalb der im Sport gegebenen Regeln und Leitlinien zu messen, ist im höchsten Maße den anderen respektierend und achtend.
3. Meine Beziehung zu Gott:
So vieles ließe sich hier sagen. Z.B.: „Auf dass ihr etwas seid zur Ehre Gottes“ (Epheser 1,12a). Da bringt Paulus es wieder auf den Punkt. Mein Handeln, mein Sport, meine Selbstannahme, meine Nächstenliebe, mein Verhalten gegenüber den Konkurrenten, dem Trainer, Funktionär, Schiedsrichter, Sponsor oder Fan. Alles kann und sollte geprägt sein von dem Wunsch, Gott die Ehre zu geben. Dann kann mein Leben bei Gott Freude auslösen:
„Der Herr, dein starker Gott, der Retter, ist bei dir. Begeistert freut er sich an dir. Vor Liebe ist er sprachlos ergriffen und jauchzt doch mit lauten Jubelrufen über dich.“ Zephanja 3,17
Wow! Gott kann sich und möchte sich über mich freuen. Doch der größte Wunsch Gottes ist es, Gemeinschaft mit mir zu haben. Gott freut sich nicht am meisten, wenn wir möglichst erfolgreich, gehorsam und fleißig sind. Oder wenn wir möglichst sparsam und möglichst intensiv für Gott da sind. Sondern Gott freut sich am meisten, wenn wir Gemeinschaft mit ihm haben. Kein Text macht das für mich so deutlich, wie Lukas 15 am Beispiel der beiden Söhne.
Aus dieser engen Gemeinschaft mit ihm kann ich mich selbst annehmen, den anderen lieben und bei Gott Freude über mich auslösen. Was für eine Perspektive für den Sport. Dafür möchte ich, dafür möchten wir bei SRS stehen und einstehen.
Gott segne dich!
Hans-Günter Schmidts
Leiter SRS