Zweimal werden wir in den Briefen des Neuen Testaments aufgefordert, für alles zu danken. Kann das denn sein – für alles? Kennen denn die Schreiber das heutige Leben nicht? Haben die denn nie Schweres durchgemacht? Ihre Lebensbiographien geben Auskunft, dass sie vermutlich mit weit größeren Problemen als du konfrontiert worden waren. Und Asaph bringt in den Psalmen sogar Dank und Opfer in eins:

„Wer mir dankt, der bringt damit ein Opfer, das mich wirklich ehrt. Er macht den Weg frei, auf dem ich ihm Rettung bringe! Psalm 50, 23

Es hat sich den biblischen Schreibern eine ganz neue Dimension dadurch erschlossen, indem sie Gott auch dann danke sagten, als es nichts zu danken gab. Damit ehrten sie nicht nur Gott. Mit dem ausgesprochenen Dank wurde ihnen selbst bewusst, dass sie ihm in dieser Situation wirklich vertrauten.

Nun sind manche Christen der festen Überzeugung, dass man nur für etwas danken kann, wenn man es auch „ehrlich“ meint. Es sei unmöglich, für einen z.B. folgenreichen Unfall zu danken. Aber wo wollen wir dann einen „in die Hose gegangenen“ Endlauf einordnen? Wo eine im Moment schlechte Beziehung, die uns bedrückt? Wo den Zorn über uns selbst?

Wo geht die Grenze her, wo ich anfangen kann, „ehrlich“ für etwas zu danken? Zumindest fallen dann die meisten Situationen heraus, bei denen es mich das Opfer dieser „Ehrlichkeit“ kosten würde. Und genau diese Einstellung ist nicht konform mit dem Wort Gottes und der dahinter stehenden Absicht. Es ist eine menschliche Einstellung, aber keine biblische.

Die Bibel fordert dich auf, aufgrund des geschriebenen Wortes zu danken und nicht aufgrund deiner Empfindungen. Du darfst Jesus gerne sagen, wie unendlich weit weg der Dank in dieser Sache gerade liegt und wie es dir nur dreckig geht. Aber wenn du ihm dann trotzdem dankst, gegen alle menschliche Logik und Gefühle, entdeckst du, dass du es durch nichts anderes hättest besser ausdrücken können, Jesus wirklich den Herrn der Lage sein zu lassen. Genau dies beabsichtigt Gott durch den Schlüssel Dank.

Da waren wir letzten Sonntag frustriert. Ich als Betreuer und Sohn Nils als Fahrer. Zwei Runden lief es beim Süddeutschen Fahrrad-Trialmeisterschaftslauf so gut. Dann urplötzlich der Sturz in der dritten Runde. Dadurch war der Faden gerissen, auch für die nächsten beiden Sektionen. Wieder volle Strafpunktzahl (5). Der zweite Platz schien außer Reichweite. Um zu retten was zu retten war, musste die schwerste Sektion des Tages mit höchstens zwei Strafpunkten bewältigt werden. Wie sollte das gehen? Beide Durchgänge zuvor waren gescheitert. Zu hoch, zu schwer. Wir akzeptierten die Lage, sagten Gott danke dafür und Nils packte es mit 2 abgesetzten Füßen – und blieb auf die Sekunde genau in der Fahrzeit von zwei Minuten. Der zweite Platz gehörte ihm. Und wenn es anders ausgegangen wäre? Akzeptieren und Gott danken.

Helmfried Riecker

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