Heute möchte ich dich mit dem Thema „Aufbau der Tiefenmuskulatur“ herausfordern. Das dies wichtig ist und nicht nur schwierig, hatte selbst Jürgen Klinsmann als Trainer der damaligen Fußball-Nationalmannschaft den Spielern in Form eines Tiefentrainings verordnet.

Wir brauchen die Tiefenmuskeln als Teil des Muskelkorsetts, dazu gehören auch Zwerchfell und der Beckenboden. Die Tiefenmuskulatur schützt die Gelenke vor Abnutzung und gibt unserem Körper Haltung. Bei mangelnden Reizen verkümmert die Tiefenmuskulatur. Sie muss speziell trainiert werden, damit sie Millisekunden vor einer Alltagsbelastung aktiviert wird.

Zum Beispiel nach einer Schwangerschaft ist dieses Training wichtig und besonders, wenn eine Rektusdiastase (A.d.R.: die geraden Bauchmuskeln weichen auseinander) vorliegt. Weisen die Bauchmuskeln einen Spalt auf, ist Geduld gefordert und spezielle Übungen sind nötig. Als ehemalige Leistungssportlerin mag ich es, aktiv zu sein, einfach loszurennen. Jetzt, nach meiner dritten Schwangerschaft,  geht das nicht. Das Training der Tiefenmuskulatur ist die Basis für weiteren gesunden Sport und wie ich las, macht es auch einen Unterschied im Alter.

Jetzt denkst du vielleicht, ach, das mit der Tiefenmuskulatur betrifft mich nicht, das ist ja kinderleicht: Probiert mal alle, einbeinig zu stehen, gerne auch auf einem Kissen, Augen zu und Beckenboden anspannen, Bauchnabel einziehen und durch die Lippen ausatmen. Ja? Gar nicht so einfach!

Hier möchte ich eine Brücke schlagen zu dem Bild ins geistliche Leben: Wo ist vielleicht ungewollt ein Spalt in deinem Glaubensleben entstanden? Wo trainierst du die Tiefenmuskeln nicht mehr, die du eigentlich brauchst? Diese geistlichen Muskeln wachsen zum Beispiel durch: Stille Zeit, Bibellesen, Gebet, Dankbarkeit. Der Spalt könnte dafür stehen, dass du aufgehört hast, den guten Kampf zu kämpfen, dich bei Verletzungen durch Alkohol oder Essen getröstet, Neid zugelassen hast oder nicht vergeben konntest.

Ein Beispiel aus meinem Leben:

Im Corona bedingten „Total Lock Down“ in Südafrika haben wir fünf Wochen ohne persönliche Begegnung mit Sportlern und Menschen verbracht. Diese Begegnungen jedoch machen unseren Dienst als Sportdiakone aus. Die sportmissionarische Arbeit war so wie bisher nicht mehr möglich. Sportler zum Essen einzuladen – auch das war verboten. Es gab „nur“ noch meine liebe Familie und Gott.

Schaue ich zurück, sehe ich, dass ich Gott besonders in der völlig überraschend verordneten Stille erlebt habe. In Krisensituationen habe ich seine Gegenwart endlich wieder gespürt. Ich musste die stillen Momente suchen, aber dann war ich nicht mehr eingeschlossen, sondern frei mit Gott. Ich konnte mich nicht mehr mit den Begegnungen mit Menschen füllen, stattdessen durfte ich eine neue Abhängigkeit von Gott trainieren.

In seinem Buch „Wofür mein Herz schlägt“, schrieb der Autor Hans-Peter Royer passend für mich als Christ im Sport: „Seitdem lerne ich täglich, dass ich nicht für Jesus arbeiten muss, sondern er durch mich arbeitet und wirkt.“  In der Zeit der scheinbaren Lock-Down-Krise, hat mich Gott aus der Balance geholt. Ich durfte neu auf ihn hören. Gott hat den Spalt in meinem geistlichen Leben geschlossen.

Challenge an dich:

Vielleicht ist deine geistliche Muskulatur auch verwundet durch überraschendes Leid, oder alte Narben beginnen wieder zu schmerzen. Dann tut, nach meiner Erfahrung, eine neue Berührung von Jesus gut. Ich ermutige dich, es anzupacken, sich dem Flüstern im Herzen zu stellen, den Heiligen Geist einzuladen, ihn zu fragen, was jetzt dran ist und Gott als liebenden Vater zu erleben.

Dafür brauchen wir die Stille:

Also Handy aus, Bibel aufschlagen und z.B. raus in die Natur gehen. Vielleicht sieht dieses Tiefentraining wie scheinbarer Stillstand aus, da es nach außen für andere nicht sichtbar ist. Es ist aber langfristig die stabile Basis für ein gesundes Glaubensleben und Möglichkeit zu einer neuen tieferen Verbindung mit Gott.

Manchmal muss man sich aber auch „accountable machen“, wie man hier in Afrika sagt. Sich gemeinsam mit Freunden nach neuer Tiefe mit Gott ausstrecken. Als letztes möchte ich dich ermutigen und segnen mit Jesaja 30, 15:

 „Der Herr, der heilige Gott Israels, hat zu euch gesagt: ´Wenn ihr zu mir umkehrt und stillhaltet, dann werdet ihr gerettet. Wenn ihr gelassen abwartet und mir vertraut, dann seid ihr stark.´“

Kathrin Mannweiler

SRSinternational Südafrika

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