Es war einer dieser unzähligen Clips mit besonderen Momenten im Sport. Du weißt schon, der Buzzer-Beater zum Sieg im entscheidenden Playoff-Spiel, die Tränen von Andre Agassi nach dem French Open-Sieg 1999, Mario Götzes Tor zum WM-Titel mit anschließender Jubeltraube usw.

Ich zeigte diesen Clip einer Gruppe von ca. 30 jungen Erwachsenen, genauer gesagt Theologiestudenten und fragte anschließend: „Ist irgendjemand hier, den Sport nicht berührt?“ – Zu meiner Überraschung meldete sich keiner, gar keiner. Damit hatte ich nicht gerechnet. Durch diese Emotionen, die im Sport unweigerlich liegen, war schnell die Brücke geschlagen. Selbst die, die mit Sport sonst gar nichts anfangen können, mussten zugeben, dass da schon was dran ist, dass im Sport etwas Unverwechselbares, Wertvolles, Einzigartiges verborgen ist.

Hätte ich dieselbe Frage gestellt ohne diese Emotionen zu wecken… vielleicht hätte sich ein Drittel gemeldet und der Rest sich gelangweilt abgewendet. Aber so war Emotion und deren Kraft greifbar. Jeder, auch der TV-Sportler ist imstande, diese Emotionen mitzuerleben, zu empfinden und nachzuvollziehen. Sei es, weil er sie von sich selbst kennt oder vergangene Erlebnisse wach werden. Dies fasziniert, begeistert, ja es berührt mich!

„Und so schuf Gott den Menschen als sein Abbild,
zum Bilde Gottes schuf er ihn.“

So steht es in 1. Mose 1,27. Was das im Detail bedeutet, hat viele Aspekte, die besonders in den ersten drei Kapiteln der Bibel zu entdecken sind. Einer dieser Aspekte ist dieser: Gott schuf den Menschen nicht nur mit der Möglichkeit, sich zu freuen und Emotionen zu erleben. Sondern noch mehr: Freude, Emotion pur, ein intensives Gefühlsleben ist von Anfang ein Wesensmerkmal des von Gott geschaffenen Menschen, es gehört mit zu seiner Bestimmung. Anders gesagt: Die menschliche Fähigkeit Emotionen zu erleben, ist ein Beweis, dass der Mensch Gott widerspiegelt. Überrascht? Geht mir auch so!

Woher ich das habe?
1. Als Gott das Gesamtwerk seiner Schöpfung anschaute, sah er, dass die „Einzelteile“ jedes für sich gut waren (1. Mose 1,4.10.12.18.21.25), alles zusammen aber SEHR GUT (1. Mose 1,31)! Wie in einer Mannschaft: Die Einzelnen mögen gut sein. Wenn sie nicht als Team funktionieren, sind sie nicht sehr gut. Kann man denn sagen, dass Gott sich freute, Gefallen und Spaß an dem hatte, was er sah? Kann man nicht? Muss man! Was denn sonst?

2. Gott jubelt über sein Werk, lässt seiner Freude freien Lauf. Warum auch nicht, erschuf er doch nicht nur, was halt gerade so funktioniert, sondern eine buchstäblich unfassbare Vielfalt (1. Mose 1,11-12.20-22.24-25; 2,9). Es ist eine Vielfalt voller Ästhetik, mit der er voller Freude zu spielen scheint, wie die beeindruckende und nicht enden wollenden Fragen Gottes an Hiob im gleichnamigen Buch zeigen (z.B. Hiob 40,15-31). Eine Vielfalt, die so unfassbar ist, dass modernste Wissenschaft nur einen Bruchteil der belebten Welt überhaupt erst entdeckt und einen noch viel kleineren Teil davon erforscht hat. Eine Vielfalt, in der Arten schon wieder ausgestorben sind, noch bevor sie entdeckt wurden.

3. Für Adam und Eva macht der Schöpfer in der vollkommenen, sehr guten Schöpfung einen noch schöneren,  irgendwie noch vollkommeneren Platz: Den Garten Eden (1. Mose 2,8-9). Warum, wenn er nicht Freude an der Freude hätte?

4. Adam jubelt euphorisch, als Eva endlich da ist. Sie freuen sich aneinander        (1. Mose 2,23-25). Adam bildet die Freude Gottes ab.

Im Abbild spiegelt sich das Original. Das ist Gottes Idee mit dem Menschen! Heißt: Die Fähigkeit, sich zu freuen, Emotionen zu erleben, ist etwas Ursprüngliches und deshalb Wertvolles und Wichtiges! Emotionen sind kein anrüchiges, minderwertiges oder ungeistliches Übel, das es nur zu unterdrücken oder zu kontrollieren gilt. Lass dir nichts anderes einreden!

Und jetzt kommt‘s: Sport hilft uns wie vielleicht kein anderer Lebensbereich, den Umgang damit zu lernen. Von Kindesbeinen an, manchmal mühsam, nicht ohne zu scheitern, aber immer wieder aufs Neue vorwärts. Dieses Potenzial liegt im Sport. Auch auf diese Weise kann Sport bewusste Anbetung des Schöpfers sein!

Falk Winter
Bereichsleiter SRSgemeinde

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