Als Sportler muss man hin und wieder „all in“ gehen, alles riskieren, ohne das Ergebnis zu wissen. Wann ist das richtig? Wo sind Grenzen? Was, wenn es schiefgeht, sich das Risiko nicht lohnt? Und was riskiert man überhaupt? Solche Fragen quälen dann mitunter – bis man schlauer ist.

Aus der Zeit, als der legendäre König David Israel regierte, finden wir im zweiten Samuel-Buch (10,1-19) einen eher unbekannten, aber umso bemerkenswerteren Bericht, vielleicht eine Art Lehrstück in Sachen „all in gehen“. Die Situation war die: Das Königreich Israel unter David und seinem Heerführer Joab gerät durch eine miese Intrige, oder bestenfalls durch ein sehr unglückliches Missverständnis (3-4), unverschuldet (!) in eine existenzbedrohende Gefahr. Nicht weniger als ein Zweifrontenkrieg gegen die beiden starken feindlichen Heere der Ammoriter und Aramäer stand bevor (6-8). Folglich wurde das israelitische Heer geteilt. Joab führte einen, sein Bruder Abischai den anderen Teil des Heeres der Israeliten (9-10). In dieser Situation sagt Joab zu Abischai:

„Sei stark und lass uns stark sein für unser Volk und für die Städte unseres Gottes! Der HERR aber möge tun, was gut ist in seinen Augen.“
2.Samuel 10,12

Joab bringt hier etwas zum Ausdruck, das mich extrem fasziniert. Sinngemäß sagt er: „Wir müssen uns dieser Situation stellen. Wir werden kämpfen, unser Bestes geben, die in unseren Augen sinnvollste Strategie ergreifen, uns nach Leibeskräften wehren. Zur gleichen Zeit“ – und jetzt kommt’s – „haben wir keine Ahnung, was passieren wird. Wir wissen nicht, was Gott will. Wir wissen nur, dass wir uns diesem Kampf stellen müssen.“

Hier bin ich hängen geblieben. Hat nicht König David besonders in kriegerischen Konflikten öfter zuvor Gott gefragt, was zu tun ist, ob sie kämpfen sollen oder nicht? Hat er es dieses Mal auch getan, aber es gab hier keine Weisung Gottes? Hat Joab eigenmächtig gehandelt, so dass gleich Schreckliches passiert? Wir wissen es nicht.

Ist dir klar, was das heißt? Joab will alles versuchen, ohne den Ausgang dieser unglücklichen und unverschuldeten (!) Auseinandersetzung abschätzen zu können. Vielleicht gerade, weil es keine konkrete Weisung von Gott gab. Er kalkuliert das Risiko seines Scheiterns, der physischen Niederlage, ein. Das packt  mich!
Denn: Das ist Vertrauen! Joabs und Abischais Gottesbeziehung beinhaltet stellvertretend für Israel die Optionen zum Leben und Sterben, zum Sieg und Niederlage. Sie trauen Gott zu, sich auf jede Weise zu verherrlichen, auch in der Niederlage, im Sterben, im Scheitern. Dieses mindset ist vorbildlich.

Darf ich dich fragen, wie du mit solchen wirklich bedrohlichen Herausforderungen umgehst, mit den „Zweifrontenkriegen“ deines Lebens, deines aktuellen Lebensabschnittes, deiner sportlichen Karrierestufe oder einer bestimmten zwischenmenschlichen Beziehung? Ohne sie herbeireden zu wollen, aber hey, keine Niederlage dieser Welt ändert etwas daran, dass Gott ein maximal vertrauenswürdiger Gott ist, ganz egal wie die äußeren Umstände sich entwickeln!  Auch dann wenn du keine konkrete Weisung oder Erfolgsaussicht hast.

Ich wünsche dir nichts so sehr, als dass du Gott zutraust, in jeder Situation Herr deines Lebens zu sein – und der zu sein, der es fertig bringt, sich selbst in physischen Niederlagen und Misserfolgen zu verherrlichen.

Joab und Abischai gingen „all in“, entschieden sich für das Risiko, wussten nicht, was Gott tun wird, sondern sie nahmen den Kampf an für ihr Volk und die Städte Gottes (12). Ja, sie siegten, aber das war – so weit würde ich gehen – nicht entscheidend. Entscheidend war ihre vertrauensvolle Einstellung und ihr Wille, so oder so alles geben zu wollen.

In diesem Sinne: Lasst uns kämpfen und beißen und weitermachen, vielleicht mit zwei- oder dreigleisiger Planung, vielleicht mit zu befürchtenden Verlusten – aber voller Vertrauen, dass Gott sich verherrlicht!

Falk Winter
SRSakademie

PS Der heutige Reformationstag erinnert an das Grundanliegen Martin Luthers,  den Glauben an Gott, der durch Jesus Christus verfestigt und vollendet worden  ist, wieder allen Menschen zugänglich zu machen.

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