Wie kamst du zum Motorradracing und was begeistert dich daran?

Seitdem ich 2010 meinen Motorradführerschein gemacht habe, haben mir diverse Leute immer wieder gesagt, dass ich ein Rennstreckentraining machen sollte. Es würde mich in meinem Fahrkönnen viel weiter bringen als nur auf der Straße zu fahren. Ich habe immer lachend abgelehnt. Sowas konnte ich mir gar nicht vorstellen. Was bitte soll ich auf einer Rennstrecke?

2013 war mein erstes Rennstreckentraining in Rijeka, Kroatien. Mein Mann ist eigentlich schuld daran. Ich hab ihn durch ein SRS Sicherheitstraining kennengelernt. Wir fingen an miteinander zu gehen kurz vor dem Bergstreckentraining in Kärnten. Er und sein Bruder haben mich eingeladen, im Anschluss mit denen nach Kroatien zu gehen und dort ein Rennstreckentraining zu machen. Das war alles sehr aufregend, dazu hat es in Strömen geregnet. Ich hatte damals noch kein richtiges Rennmotorrad, aber mein Aprilia Tuono mit 130 PS war schnell genug. Da im Regen keiner auf die Rennstrecke raus wollte, durfte ich Runde für Runde die Strecke kennenlernen. Endlich kam die Sonne raus und ich schaute den schnelleren Fahrern zu. Nach so einem tollen Erlebnis hatte ich Lust auf mehr. Im nächsten Jahr, war ich das erste Mal bei dem SRS Rennstreckentraining am Sachsenring. Es war um mich geschehen, ich war mit dem Rennvirus infiziert….

Die Geschwindigkeit auszutesten, meine Limits zu spüren, die Fortschritte im Können zu sehen, meine Maschine besser kennenzulernen, sicherer zu werden, all diese Dinge begeistern mich. Auf der Rennstrecke, hat man Sicherheitspuffer welche auf der Straße nicht vorhanden sind. Man kann einiges ausprobieren, was unter Einhaltung der Straßenverkehrsordnung nicht möglich ist. Wer sagt, dass auf ein Motorrad zu sitzen kein Sport ist, hat noch nie eine lange Tour gemacht oder auf einer Rennstrecke gefahren. Das ist Ausdauer Training pur!

Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt, die die gleiche Leidenschaft wie ich haben. Sich über das Motorrad zu unterhalten, den Zusammenhalt wenn etwas kaputt geht, die Hilfsbereitschaft, sind alles Dinge die dazu gehören. Das breite Grinsen in der Gruppe wenn man nach einer tollen Runde in die Box zurück kommt ist einfach Sagenhaft!

Motorsport allgemein zählt zu den 10 Risikosportarten. Wie gehst du mit dem Risiko, das damit verbunden ist um? (z.B. vermehrtes technisches und/oder mentales Training, Hightech-Ausrüstung, Unbekümmertheit, Vertrauen in das eigene Können…)

In meiner Schwiegerfamilie sind fast alle Motorradfahrer. Mein Schwiegervater war sogar mehrere Jahre Rennfahrer, dazu ist er auch Sicherheitstrainer bei der Verkehrswacht Vaihingen/Enz. Wir leben tagtäglich mit dem Risiko. Es gab schlimme Unfälle und kleinere Stürze.

Durch das Sicherheitstraining, lernt man in Gefahrensituationen reflexartig richtig zu handeln. Diese Trainings hab ich mehrfach mitgemacht und werde sie auch immer wieder machen. Da mein Mann auch ausgebildeter Sicherheitstrainer ist, bekomme ich immer wieder gutes Feedback zu meinem Fahrstil. Es gibt heutzutage so viele kleine, elektronische Helferlein die das Motorradfahren sicherer machen sollen. Mein Motorrad ist etwas älter und hat die meisten von diesen ”Helferlein” nicht. Deswegen ist es unheimlich wichtig zu wissen und zu verstehen wie sich mein Motorrad in gewissen Situationen, wie zum Beispiel einer Vollbremsung, verhält. Sowas übt man dann um das richtige Verhalten einzuprägen und die Maschine besser kennenzulernen unter allen Wetterbedingungen.

Die Ausrüstung spielt auch eine grosse Rolle. Ich würde z.B. nie ohne Helm, Handschuhe oder Motorradschuhe/stiefel fahren. Mit ungeeigneter Kleidung kann man sogar bei dem kleinsten Sturz, schlimme Verletzungen davon tragen.

Ich denke schon dass eine Art Unbekümmertheit dazu gehört. Man ist schnell auf den Motorrad unterwegs und die Knautschzone ist so gut wie nicht vorhanden. Wer ständig darüber nachdenkt oder Angst hat, sollte das Fahren lieber lassen. Es ist andererseits wichtig sich bewusst zu sein dass es schon eine gefährliche Sportart ist. Konzentration und mentales wach sein ist sehr wichtig. Da ich Mutter von 2 Kleinkindern bin, werde ich auf der Rennstrecke wahrscheinlich nie auf der letzten Rille fahren und volles Risiko gehen. Die Entscheidung liegt oft bei mir ob ich ein riskantes Überholmanöver in der Runde noch anbringe oder ob ich entspannt genug bin die nächste Runde für die Zeitenjagd zu nutzen.

Welche Rolle spielt für dich der Glaube in deinem Sport?

In Lukas 10, gibt Jesus seinen Jüngern den Missionsbefehl.

“Wenn ihr in ein Haus kommt, dann sagt: Friede sei mit euch allen! Wenn dort jemand Gottes Frieden bereitwillig annimmt, so soll der Friede, den ihr bringt, bei ihm bleiben. Wenn aber nicht, dann wird Gottes Friede ihn wieder verlassen und zu euch zurückkehren. Deshalb bleibt dort, wo man euch aufnimmt, esst und trinkt, was man euch anbietet. Denn wer arbeitet, soll auch versorgt werden. Bleibt in dem einen Haus und wechselt eure Unterkunft nicht. Wenn ihr in eine Stadt kommt, in der euch die Leute bereitwillig aufnehmen, dann esst, was man euch anbietet. Heilt die Kranken und sagt allen Menschen dort: Jetzt beginnt Gottes Reich bei euch.” Lukas 10,5-9

Ganz grob gesehen, kann man sagen dass Jesus folgende Punkte wichtig waren:

  1. Rausgehen
  2. Segnen
  3. Gemeinschaft haben
  4. Das Evangelium teilen
  5. Für und mit den Menschen beten

Sport ist eine von vielen Möglichkeiten das Evangelium weiterzugeben. Wenn man eine Leidenschaft teilt, ist es viel einfacher ins Gespräch zu kommen. Jesus hat gesagt wir sollen rausgehen. Wo sind denn die Motorrad Sportler? Meistens irgendwo auf der Rennstrecke unterwegs. Gerade weil das Risiko da ist, finden öfters tief-gehende Gespräche statt.

Das Thema Tod und was passiert wenn unser Leben hier vorbei ist, beschäftigt viele Menschen. Leider passieren im Motorrad Rennsport, auch bei Hobby Veranstaltungen, immer wieder Todesfälle. In den letzten 5 Jahren waren es allein im Profisport 10 Todesfälle. Wir als Christen werden dort gebraucht. Als begeisterte Rennstreckenfahrer, haben wir einen Zugang zu vielen Menschen die vielleicht sonst nicht erreicht werden.

Für mich persönlich, ist meine Beziehung zu Jesus mein Ein und Alles. Jesus geht mit mir überall hin, durch alle Höhen und Tiefen. Ein Leben ohne Ihn kann ich mir nicht vorstellen. Er ermutigt mich und tröstet mich, er hat sein Leben für mich gegeben, sodass ich mich nie wieder vor dem Tod fürchten muss. Auch wenn das Leben hier auf Erden zu Ende geht, darf ich es mit Ihm im Himmel weiterleben. Das ist für mich kein Märchen, sondern Realität.

Der große Segen dass ich Motorradfahren darf und auf die Rennstrecke fahren darf ist ein Geschenk. Gott hat für mich Türen aufgemacht die mich an diesen Punkt geführt hat. Ich bin durch einige tiefe, dunkle Täler in meinem Leben gegangen. Es ist einfach Wahnsinn zu sehen wie Gott diese Zeiten in große Freude und Segen verwandelt hat. Ich bete jeden Tag für meine Familie und stelle sie unter den Schutz Gottes. Es ist keine Garantie dass nichts passiert, aber Vertrauen dass Gott sich um uns kümmert.

Wir erleben so oft Gottes Bewahrung, und das nicht nur auf der Rennstrecke. Risiken begegnen uns auch im ganz normalen Alltag. Als ich diesen Artikel geschrieben habe, hat meine 1-jährige Tochter ihre Hände an einem Heizkörper verbrannt. Wir konnten sofort zum Arzt und ein Tag später, hat sie zwar dicke Blasen, aber ist wieder ganz fröhlich. Unsere Freiheit in Jesus, durch unser Vertrauen zu Ihm, schenkt uns diese Unbekümmertheit die wir für unser Leben brauchen. Dieses Gottvertrauen wünsche ich jedem. Wenn ich mit meiner Sportart dazu beitragen kann, dann ist das ein großer Gewinn!

Weitere Infos zum Team SRSmotorradracing gibt es HIER.

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