Samstagabend. Das Qualifying in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) ist abgeschlossen. Ganz Deutschland hofft auf einen neuen deutschen Formel 1- Weltmeister. Doch Nico Rosberg steht „nur“ auf Startplatz 2. Wie schon in den letzten drei Rennen startet Lewis Hamilton, sein größter Konkurrent, von der Pole. Das Rennen bleibt spannend bis zum Schluss und sorgt für einige Aufreger. Aber zu guter Letzt reichen die in 21 WM-Läufen gesammelten Punkte: Nico Rosberg wird zum ersten Mal in seiner Karriere Formel 1 – Weltmeister. Eigentlich eine logische Konsequenz der letzten 10 Jahre seiner Formel 1-Karriere. Alle sind sich einig, dass er diesen Titel auch 2017 verteidigen wird.

Aber Nico Rosberg setzt andere Prioritäten. Am Freitag, fünf Tage nach seinem großen Triumph dann der Paukenschlag: Er erklärt mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt von der Formel 1. Das hat gesessen, damit hatte keiner gerechnet. Die Reaktionen waren unterschiedlich. Respekt, Verständnis, Enttäuschung. Toto Wolff (Teamchef von Weltmeister Mercedes-Benz): „Er war sich klar in dem, was er sagte. Daran hatte ich keinen Zweifel.“

Selbstverständlich hätten die Fans gerne noch weitere Rennen mit Nico gesehen und am liebsten auch noch einen zweiten WM Titel mit ihm gefeiert. Natürlich ist die Situation auch für seinen Rennstall nicht schön, immerhin hat er einen gültigen Vertrag und man hatte für die kommende Saison fest mit ihm geplant. Aber die Entscheidung von Nico verdient auch unseren Respekt, zumal sie wohl überlegt ist. Für jeden Sportler kommt einmal der Tag, an dem seine Karriere endet. Nico wollte diesen Tag selbst bestimmen.

Wie viele Sportler verpassen das und erleben am Ende ein eher „unwürdiges“ Karriereende. Aber Nico möchte jetzt mehr Zeit für seine Frau haben, er möchte seine Tochter aufwachsen sehen. Die Formel 1 hatte in den letzten Jahren viel von ihm gefordert, jetzt möchte er sich auf die bleibenden Werte im Leben konzentrieren. Diese Einstellung ist durchaus weise, denn alles endet eines Tages, nicht nur unsere Karriere, selbst unser Leben wird eines Tages enden.

„Lehre uns zu bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir
klug werden.“ (Psalm 90, 12)

Wenn wir uns die Vergänglichkeit bewusst machen, dann ändert das unsere Einstellung zum Leben. Denn im Angesicht des Todes sind plötzlich ganz andere Dinge von Bedeutung. Dann ist es egal, welche sportlichen Erfolge ich vorweisen kann. Dann ist es egal, wie meine persönliche Bestzeit aussieht. Im Angesicht des Todes interessiert es mich viel mehr, ob ich meinen Kindern ein guter Vater war oder eine gute Mutter. Ob ich ein guter Ehepartner war. Ob ich mit meinen Kollegen, Nachbarn, Freunden im Frieden bin oder ob es noch Dinge gibt, die geklärt werden müssen. Das Wort aus den Psalmen bedeutet: Lebe jeden Tag so, als wäre es dein letzter, damit du am Schluss nichts bereuen musst.

Wenn ich mir meiner eigenen Sterblichkeit bewusst bin, fange damit an, meinen Sport letztlich den entscheidenden Dingen im Leben unterzuordnen, meiner Familie, meiner Ehe und meiner Beziehung zu Gott. In Beziehungen, in meine Ehe und meine Familie zu investieren, das überdauert jeden Rekord, sogar meine gesamte sportliche Karriere. Und in meine Beziehung zu Gott zu investieren, überdauert sogar mein ganzes Leben. Das hat bleibenden Wert.

„Wer im Wettkampf siegen will, setzt dafür alles ein. Ein Athlet verzichtet auf vieles, um zu gewinnen. Und wie schnell ist sein Siegeskranz verwelkt! Wir dagegen kämpfen um einen unvergänglichen Preis.“ 1. Korinther 9, 25

Stefan Rapp
SRS Bereich Gemeinde

PS: (Die Redaktion) Wussten Sie, dass Sie gerade die 700. Sportandacht seit 2003) gelesen haben?

Sportandacht 49/2016

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